FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015
näher es auf den Ruhestand zugeht, umso mehr werden die Anleger von Aktien in weniger riskante Anlageklassen wie Anleihen umschichten. In Zei- ten niedriger Zinsen ist ein Al- pha von 50 bis 75 Basispunk- ten sogar noch bedeutender, als wenn der Satz bei sechs oder sieben Prozent liegt. Der Mehrwert, den ein guter Asset Manager seinen Kunden lie- fern kann, ist im derzeitigen Umfeld gestiegen. Pimco versucht die Ab- hängigkeit vom Renten- markt auch mit neuen Produkten zu verringern. So bieten Ihre Kollegen seit Kurzem auch Aktien- und Asset-Allocation- Fonds an. Doch deren Vo- lumen ist – zumindest im Vergleich zu den restlichen Pimco-Assets – noch ver- schwindend gering. Was tun Sie, um deren Gewicht zu erhöhen? Pimco hat schon vor vielen Jahren Strategien abseits klassischer Rentenportfolios einge- führt. Früher war das Verhältnis zwischen traditionellen Anleihenfonds und anderen Ansätzen grob zwei Drittel zu einem Drittel, inzwischen ist es umgekehrt. Auch das Seg- ment der alternativen Investments hat Pimco ausgebaut, zum Beispiel mit Hedgefonds. Auf der Aktienseite wurde bereits vor mehr als 20 Jahren die „Stocks-Plus“-Strategie lanciert, die ein Indexinvestment in den Aktienmarkt mit einem aktiv verwalteten Rentenportfolio kom- biniert. Im vergangenen Jahr kam Virginie Maisonneuve, früher globale Aktienchefin bei Schroders, an Bord, um das Geschäft mit aktiv verwalteten Aktienfonds aufzubauen. Doch das wird natürlich Zeit benötigen. Nicht zu vergessen die Kooperation mit dem Smart- Beta-Spezialisten Research Affiliates, die Pimco Anfang dieses Jahres bekanntgegeben hat. Das Ergebnis sind sieben Aktienfonds, bei denen Einzeltitel nach fundamentalen Kri- terien statt nach Marktkapitalisierung ge- wichtet werden. Pimco verwaltet inzwischen rund 52 Milliarden US-Dollar in Aktienstra- tegien. Auch wenn das keine kleine Zahl ist: Pimco verwaltet über eine Billion Euro für konzernfremde Dritte, da gehen 52 Milliarden Dollar fast unter. Keine Frage: Das Aktiengeschäft bei Pimco muss sich langfristig entwickeln. Kommen wir zu Allianz Global Inves- tors. Das Unternehmen konnte im ver- gangenen Jahr in Deutschland netto 15,7 Milliarden Euro allein mit Wertpapierpublikumsfonds einsammeln – mehr als jeder andere Anbieter in der BVI- Statistik und rund dreimal so viel wie noch 2012 oder 2013. Seit der Finanzkrise bis 2011 hatte Allianz GI jedes Jahr hohe Mittelab- flüsse hinnehmen müssen. Wie erklären Sie sich die Trendwende? Der Haupttreiber hinter der guten Entwicklung war sicher- lich die neue Strategie, die wir 2011 geplant und 2012 dann umgesetzt haben. Ursprünglich hatte die Allianz im Asset Management eine Multi-Bou- tique-Struktur. Vor drei Jahren haben wir uns dann für eine Zweisäulenstrategie entschie- den und die acht Investment- einheiten außerhalb Pimcos unter dem Dach von Allianz GI zusammengeführt. Diese neue globale Struktur beginnt sich nun auszuzahlen. Wie läuft denn das internationale Geschäft bei Allianz GI? Ähnlich gut wie das deutsche? Einer der großen Erfolge der neuen Strategie sind grenzüberschreitende Zuflüsse in unsere Fonds. Ein gutes Beispiel ist der Allianz In- come and Growth, der in den USA gemanagt wird und Milliarden in Asien einsammeln konnte. Ein anderes sind Multi-Asset-Ansätze, die hier in Deutschland entwickelt wurden und sich in den USA hoher Nachfrage er- freuen. In Asien hat Allianz GI inzwischen eine starke Marktposition, etwa in Hongkong, Taiwan oder Südkorea. Eine der jüngsten Erfolgsgeschichten ist der Aufbau eines Teams für asiatische Anleihen in Singapur. Allianz GI hat in den vergangenen Jah- ren weitere Investmentteams neu aufge- baut oder zugekauft und sich damit brei- ter aufgestellt. Das fängt bei globalen Schwellenländeranleihen an und reicht über erneuerbare Energien bis hin zu Infrastrukturinvestments. Was ist der Hintergrund dieses Ausbaus? Getrieben wurden diese Investitionen in erster Linie von der Kundennachfrage. In den meis- ten Fällen handelt es sich dabei um den Be- Jay Ralph: „In Asien hat Allianz Global Investors inzwischen eine starke Marktposition, etwa in Hongkong, Taiwan oder Südkorea.“ cover I jay ralph | allianz 260 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 » Der Mehrwert, den ein guter Asset Manager seinen Kunden liefern kann, ist im derzeitigen Umfeld gestiegen. « Jay Ralph, Allianz Foto: © Wolf Heider-Sawall Zur Person: Jay Ralph Jay Ralph, 56, startete seine Karriere 1981 bei der Unter- nehmensberatung Arthur Andersen in Chicago, bevor er drei Jahre später als Investment Officer für den Versicherer Mutual Life in seine Heimatstadt Milwaukee zurückkehrte. Nach einigen Jahren in der Geschäftsleitung der Rück- versicherer Centre Re und Zurich Re wurde der Amerika- ner 1997 Chef der Allianz-Tochter Allianz Risk Transfer in Zürich. Zehn Jahre später übernahm er den Vorstands- vorsitz der Allianz Re in München, 2010 rückte er in den Vorstand des Gesamtkonzerns auf. Dort verantwortete Ralph zunächst das Versicherungsgeschäft in Nord- amerika, seit 2012 leitet er das Asset Management.
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