FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015
269 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 Konzept ist, um attraktive Renditen erzielen zu können, und der nach unten durch eine Garantie von einem externen Partner – in dem Fall BNP Paribas – abgesichert ist. Produkte für die Verrentungsphase vertreibt Schroders bereits erfolgreich in den USA, Großbritan- nien und in Asien. Charles Neus erklärt: „Dort haben wir maßgeschneiderte Konzepte für die Zielgruppe der ,Best Ager‘ im Vorruhe- und Ruhestand. Deren Anspruch lautet: Lassen Sie mein Kapital weiter wachsen, aber sichern Sie auch meine Rentenzahlungen ab.“ Die ent- sprechenden Fonds, die Schroders auch hier- zulande anbietet, sind die von Urs Duss ge- managten Fonds Schroder ISF Global Con- servative und der etwas dynamischere Schro- der ISF Global Dynamic Balanced. Auch Pioneer Invest hat etwas imAngebot. „Unsere Target-Income-Familie ist hier geeig- net. Sie bietet planbare Ausschüttungen, aber ohne Garantie“, meint Thomas Kruse, Fonds- manager des Pioneer Global Multi-Asset Tar- get Income, und ergänzt: „Die Anleger brau- chen bei den niedrigen Zinsen eine Alternative zu Bundesschatzbriefen: planbare Ausschüt- tungen und reduzierte Volatilität.“ Er investiert mit seinem Fonds in eine breite Palette von Rentenwerten, etwa 40 Prozent in Aktien und setzt zur Diversifizierung auf Währungen. Reform in Großbritannien Steven Andrew von M&G verweist auf die Reform der britischen Pensionsgesetzgebung: „Erst ab April 2015 wird die Verpflichtung aufgehoben, mit seinem Pensionsvermögen eine Leibrente zu erwerben. Wir glauben, dass dies eine steigende Nachfrage nach Fondslö- sungen zur Folge haben wird.“ Er sieht Fonds jedoch lediglich als Bestandteil eines breit gefächerten Altersvorsorgeportfolios. Dazu schickt M&G seinen Income Allocation Fund ins Rennen. „Neben einer betont konserva- tiven Ausschüttung, die wir dafür aber in unterschiedlichen Marktsituationen für haltbar erachten, streben wir Kapitalwachstum an. Kapitalwachstum ist für Ruheständler ein wichtiger Aspekt, denn mit der steigenden Lebenserwartung muss das Geld für lange Zeiträume ausreichen.“ Auch die US-Gesellschaft Fidelity hat Vor- schläge für die Entnahmephase. So erklärt Martin Stenger, Leiter Vertrieb für IFAs und Versicherungen bei Fidelity: „Als Anlagekon- zepte für Entnahmepläne eignen sich ins- besondere auf die Erzielung von Zins- und Dividendenerträgen ausgerichtete Multi- Asset-Fonds, die breit diversifiziert in eine Vielzahl von Anlagen investieren und das Risiko von starken Marktschwankungen ma- nagen.“ Natürlich seien Verfeinerungen der Zahlungsmodalitäten der Entnahmepläne möglich. So könne zum Beispiel für den Ent- nahmeplan ein Mindestbetrag definiert wer- den, der unabhängig vom Anlageerfolg der gewählten Fondslösungen stets gezahlt werde. „Der Anlageerfolg bestimmt in diesem Fall etwaige Überschusszahlungen, die dann va- riabel ausfallen“, so Stenger. Für die Auszahlungsphase der Altersvorsor- ge stellt die Deutsche AWM den DWS High Income Bond Fund ins Schaufenster. Hier se- lektiert das Fondsmanagement Anleihen aus den Segmenten Investment Grade und High Yield, „die am Ende des Tages eine gute Risi- ko-Ertrags-Relation liefern, wobei der Fokus klar auf der Ausschüttung liegt“, wie Produkt- spezialist Torsten Harig erklärt. Dabei wird die Ausschüttung jeweils zu Beginn des Jah- res festgelegt. „Der Anteilswert des Fonds kann aufgrund der Zusammensetzung stark schwanken. Auf mittlere Sicht von drei bis fünf Jahren halten wir das Produkt für eine attraktive Option für ausschüttungsorientierte Anleger, da sich die Schwankungen in dieser Zeit ausgleichen sollten“, ergänzt Harig. Auch HSBC erklärt auf Anfrage, ein geeig- netes Produkt für die Auszahlungsphase zu haben. Das Haus hat bereits 2012 als Advisor gemeinsam mit der Augsburger Aktienbank vier Strategiedepots aus der Taufe gehoben, die kostengünstige institutionelle Tranchen und ETFs als Bausteine haben. „Diese Pro- dukte sind auch gut für die Entnahmephase geeignet, denn sie sind mit einer Zielrendite ausgestattet, auch wenn diese nicht garantiert ist. Außerdem haben sie das Korsett eines Risikobudgets. Die Mindestanlage beträgt 20.000 Euro, und mindestens 200 Euro sollte man sich monatlich auszahlen lassen“, erklärt Olaf Riemer, Leiter Versicherungen und IFAs bei HSBC Global Asset Management Deutschland. Man fragt sich, warum alternativ kein Anteilsauszahlungsplan und auch kein Gewinnmitnahmeplan angeboten werden. Aber das zeigt, wie sehr in Deutschland die Auszahlungsphase noch vernachlässigt wird. ANkE DEmBowSki | FP Charles Neus, Schroders: „Ab dem Renteneintrittsalter sollte man in renditestarke Anlageklassen investieren.“ Technik für die Auszahlungsphase – 3 Möglichkeiten Systematische Bewirtschaftung des Vermögens in der Auszahlungsphase: Die Technik für die Ent- sparphase ist leicht nachvollziehbar: Es muss regelmäßig ein Teilverkauf stattfinden und der Verkaufserlös an den Anleger überwiesen werden. Das Ganze sollte möglichst automatisiert ablaufen, da davon auszugehen ist, dass der Anleger ein Alter erreicht, in dem er seine Geldanlage nicht mehr selbst verwalten kann. Summenauszahlplan – konstante Betragsentnah- me: Auszahlungspläne, in denen Summe und Rhythmus (z. B. monatlich) bestimmt werden können, sind Usus. Ihr Nachteil: Der Cost-Average-Effekt wirkt negativ, denn es müssen umso mehr Anteile verkauft werden, je niedriger der Preis ist. Entsprechend können Anteilspreisentwick- lungen den Verzehrprozess beschleunigen. Hier kann je- doch die Flexibilität der Fondsanlage genutzt werden, um die ausbezahlten Beträge entsprechend anzupassen. Anteilsauszahlplan: Bei der fondsgebundenen Ren- tenversicherung aus steuerlichen Gründen leider nicht möglich, aber sonst sicherlich sinnvoll sind Anteilsrenten. Hier wird regelmäßig eine bestimmte Anzahl an Fonds- anteilen verkauft. Der Vorteil: Es gibt keinen negativen Cost-Average-Effekt; der Nachteil: Die ausgezahlte Sum- me schwankt. Solange die regelmäßigen und zwingend anfallenden Kosten des Kunden anderweitig gedeckt sind, ist das womöglich kein Problem – insbesondere für Selbstständige, die schwankende Einkünfte gewohnt sind. Gewinnmitnahmeplan: Auch denkbar ist die Auszah- lung der Gewinne, die über einer vorab vom Anleger de- finierten Linie liegen – sozusagen ein Abschöpfungsplan. Für diese Variante werden sich überwiegend Anleger ent- scheiden, die Kinder haben, denen sie gern etwas hinter- lassen möchten, und die ansonsten über auskömmliche Alterseinkünfte verfügen. Bei einem länger anhaltenden Marktrückgang kann es hier nämlich zu einer längeren Phase kommen, in der keine Auszahlungen stattfinden. Die letzten beiden Arten von Auszahlungsplänen werden in Deutschland kaum angeboten, obwohl auch sie in bestimmten Kundensituationen sinnvoll wären. Und das obwohl der technische Aufwand für die Programmierung überschaubar sein dürfte.
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