FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015
300 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 fonds & versicherung I investmentrente Foto: © Chris Curtis | Dreamstime.com L ange Zeit gab es keinen Zweifel: Wenn es darum ging, wie man in der Anspar- phase investieren soll, war der Fonds stets eine attraktive Alternative zu Versiche- rungslösungen; sollte das gesparte Kapital aber in eine Rente umgewandelt werden, hatten Versicherer und ihre Deckungsstöcke die Nase vorn. Das Absichern biometrischer Risiken, wie sie das selbst nennen, ist die Domäne von Allianz und Co. Angesichts der sich nun abzeichnenden Probleme der Ver- sicherungsgesellschaften mit einer möglicher- weise noch lange dauernden Tiefzinsphase kündigt sich nun auch bei diesem Thema langsam ein Umdenkprozess an. Im Durch- schnitt erwirtschaften die Lebensversicherer derzeit zwar immer noch eine laufende Ver- zinsung von etwa 3,15 Prozent auf das ein- gesetzte Kapital ihrer Deckungsstöcke, dem stehen aber Verpflichtungen aus mehr als 90 Millionen Lebensversicherungsverträge ge- genüber, die mit Garantiezinsen von durch- schnittlich drei Prozent verkauft wurden. Es wird also langsam eng. Aber nicht nur eine veränderte Ausgangs- situation an den Kapitalmärkten macht der Assekuranz derzeit das Leben schwer. Auch zusätzliche Belastungen aufgrund des gesetz- lich vorgeschriebenen Aufbaus der Zinszu- satzreserve, die laut Branchenverband GDV mittlerweile rund 21,2 Milliarden Euro erreicht hat, werden das Erzielen von Über- schüssen trotz einer Beendigung der Aus- schüttung von Bewertungsreserven auf festverzinsliche Wertpapiere belasten. Nicht umsonst skizzierte GDV-Präsident Alexander Erdland auf der Jahrespressekonferenz seines Verbandes die vor der Branche liegende Zukunft mit dem Hinweis, die Branche absol- viere schließlich keinen Hundertmeterlauf, sondern sei vielmehr auf der Langstrecke unterwegs, wenn auch unter erschwerten Wit- terungsbedingungen. Erdland erklärte dazu: „Allerdings: Für so einen heftigen Zinsrutsch war das System nicht ausgelegt. Da stellt sich die Frage, ob der Mechanismus noch richtig justiert ist.“ Schattendasein Wenn schon der oberste Versicherungs- lobbyist so spricht, dann verliert die Aussicht auf eine Beteiligung an Überschüssen für die Versicherten erheblich an Wert. Vielmehr wer- tet es die konkrete Höhe der tatsächlich ga- rantierten Rente einer Police deutlich auf. Das könnte spezielle Produkte interessanter ma- chen, die bislang noch eher ein Schattendasein geführt haben. Gemeint sind Rentenversiche- rungen gegen Einmalbeitrag, die anders als die herkömmliche klassische Rentenversi- cherung oder die typische Fondspolice auch in der Rentenphase auf die Anlage in Invest- mentfonds setzen, statt das Geld der Kunden im mager verzinsten Deckungsstock der Ver- sicherung anzulegen. Im Grunde existieren derzeit in Deutschland nur zwei aktive An- bieter, die das Produktkonzept einer garantier- ten Rente gegen Einmalbeitrag konsequent verfolgen: die Canada Life mit ihrer Garantie Investment Rente und die Aegon mit der Aegon Secure Depotrente. Bis vor Kurzem war auch noch die Basler Versicherung mit einem eigenen Angebot namens Renta Protect am Markt, hat dieses dann aber vor einem Jahr vom Markt genommen – nach offizieller Lesart wegen der immer schwieriger gewor- denen Rahmenbedingungen an den Kapital- märkten. Nach Informationen von FONDS pro- fessionell steht aus eben dem gleichen Grund eine Reihe anderer Versicherer in den Start- löchern, um gerade angesichts einer Situation, in der wohl eher die herkömmlichen Anbieter ein Problem mit ihrer Kapitalanlage bekom- men werden, mit ähnlichen Produkten wie Canada Life oder Aegon an den Markt zu kommen. So scheint unter anderem Standard Life davon überzeugt zu sein, dass eine in- vestmentorientierte Anlage der Kundengelder in der Rentenphase künftig zu einem wesent- lich wichtigeren Branchenthema werden wird als bisher. Offenbar arbeitet der schottische Versicherer an einem Konzept, bei dem das zur Verrentung anstehende Kapital in erst- klassige Staatsanleihen mit einer durchschnitt- lichen Duration von 15 Jahren investiert wer- den soll. Da Standard Life schon immer nur voll garantierte Renten anbietet, liegt das Kapitalanlagerisiko auch bei diesem Produkt einzig bei Standard Life, für den Kunden wäre seine Rente auf jeden Fall in der verein- barten Höhe gesichert. Das würde in dem Fall Die traditionellen Lebensversicherer kämpfen zunehmend mit dem Niedrigzinsumfeld. Fonds sind ein Weg, den Deckungsstock bei Rentenverträgen zu ersetzen. Extrapower für die Rente Der klassische Deckungsstock einer Versicherung könnte mittelfristig nicht mehr reichen, um langlaufende Rentenverpflichtungen zu bedienen – immer mehr Häuser setzen dafür neuerdings auf Fonds.
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