FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015
315 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 Man sei zwar noch ganz am Anfang, aber eines stehe schon heute fest: „Ein reibungs- loser Zugang zu Kapital ist für mittelstän- dische Unternehmen dringend notwendig.“ Fondsbranche begrüßt Pläne Der europäische Fondsverband Efama be- grüßt die Initiative der EU-Kommission – vorausgesetzt, die Kapitalmarktunion wird auf die Wünsche der Investoren ausgerichtet. „Europa sollte die Finanzierung der Realwirt- schaft durch die Kapitalmärkte unterstützen“, sagt Efama-Generaldirektor Peter de Proft. „Eine stärker kapitalmarktbasierte Wirtschaft wird Europa helfen, wieder auf den Pfad von langfristiger Finanzierung und Wachstum zu gelangen.“ Bessere Rahmenbedingungen für integrierte Kapitalmärkte erschlössen Anle- gern mehr Möglichkeiten zur Geldanlage und Unternehmen sowie Staaten neue Finanzie- rungsquellen, ergänzt Thomas Richter, Haupt- geschäftsführer des deutschen Branchenver- bandes BVI. „Die Pläne der EU-Kommission verbessern die Rahmenbedingungen für die gesamtwirtschaftliche Aufgabe der Fonds- gesellschaften als Mittler zwischen Kapital- angebot und -nachfrage.“ Deutschlands Kreditwirtschaft dagegen sieht die Kapitalmarktunion allenfalls ver- halten positiv. „Eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Kapitalmarktunion ist zu- nächst die Wiederherstellung des Vertrauens, und zwar sowohl in die Stabilität der Kapital- märkte als auch in eine solide Wirtschafts- und Finanzpolitik“, sagt Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken. „Erst danach besteht die Chance, dass neue Kapitalmarktregeln einen breiteren, tieferen und effizienteren Kapital- markt schaffen können.“ Die Vorteile eines einheitlichen Kapitalmarktes hingen nun mal nicht allein von der Regulierung ab, sondern auch davon, ob die Unternehmen wettbe- werbsfähig und für Investoren attraktiv sind. „Inwieweit die Vorteile eines integrierten Ka- pitalmarktes genutzt werden können, hängt entscheidend von einer wachstumsfreundli- chen Wirtschaftspolitik ab“, heißt es in einem Positionspapier des Bankenverbandes. „Eine Kapitalmarktunion kann aus diesem Grund kein Ersatz für unterbliebene Strukturrefor- men in den einzelnen Mitgliedsstaaten sein.“ Wenige Mittelstandsanleihen Der Sparkassenverband DSGV warnt, Ban- ken und Sparkassen dürften durch die Kapi- talmarktunion zumindest keine Nachteile er- leiden. „In weiten Teilen Europas besteht aus unserer Sicht kein Handlungsbedarf bei der Erleichterung der Fremdkapitalversorgung für Unternehmen“, sagt DSGV-Präsident Georg Fahrenschon. „Vielmehr muss die Maxime gelten: Dort, wo es gute und auf die jeweili- gen Verhältnisse abgestimmte Rahmenbedin- gungen für mittelständische Unternehmen gibt, dürfen diese nicht von einer Kapital- marktunion beschädigt werden.“ In der Studie „Diagnose Mittelstand 2015“ verweist der Sparkassenverband darauf, dass Mittelstandsanleihen den Unternehmen bisher keineswegs flächendeckend Finanzmittel bie- ten und daher allenfalls eine ergänzende Fi- nanzierungsmöglichkeit darstellen. Von den 3,7 Millionen Unternehmen in Deutschland hätten lediglich 120 Mittelstandsanleihen begeben, aber vermutlich alle hätten Bank- kredite in Anspruch genommen. Auch der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) sieht – zumindest in Deutschland – keine wirkliche Notwendigkeit für eine Kapital- marktunion. „Die Europäische Kommission macht diese Vorschläge, um alternative Finan- zierungsformen zum bewährten Bankkredit zu fördern. Dies würde in Ländern mit einer wenig leistungsfähigen Bankenlandschaft ge- gebenenfalls zur besseren Kreditversorgung mittelständischer Unternehmen beitragen“, sagt BVR-Präsident Uwe Fröhlich. „In Deutschland sehe ich diese Notwendigkeit aufgrund des reichhaltigen Kreditangebots durch Genossenschafts- und Privatbanken so- wie Sparkassen nicht.“ Eine Kapitalmarktfi- nanzierung komme wegen der hohen Anfor- derungen und Kosten für die Kreditnehmer meist ohnehin nicht in Betracht. Vermutlich kann es nicht schaden, wenn Unternehmen je nach ihrem spezifischen Be- darf unterschiedliche Finanzierungsquellen nutzen können – vom Bankkredit über För- derdarlehen bis hin zum Crowdfunding und den erweiterten Möglichkeiten, die die Kapi- talmarktunion bringen soll. Für Asset Mana- ger und Anleger könnte die Kapitalmarkt- union zu einer Erweiterung des investierbaren Universums führen: Womöglich gibt es dann neben Private-Equity- auch Private-Debt- Fonds für Privatanleger. ANKE DEMBoWSKI | FP Uwe Fröhlich, BVR: „In Deutschland sehe ich keine Notwendigkeit für alternative Finanzierungsformen.“ Stefan Musiol, Mittelstandsvereinigung Bayern: „Wir setzen große Hoffnungen auf die Kapitalmarktunion.“ Peter de Proft, Efama: „Europa sollte die Finanzierung der Realwirtschaft durch die Märkte unterstützen.“
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