FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

mungsmaschine ist, auf lange Sicht aber eine Wertermittlungsmaschine. Mir kann niemand erzählen, dass schwache Unternehmen dauer- haft quasi über pari gehandelt werden und sehr gute Unternehmen ewig verkannt blei- ben. Vor diesem Hintergrund wird sich gutes aktives Management langfristig immer durch- setzen. Glow: Die Realität des aktiven Manage- ments sieht allerdings anders aus, denn es ist fast schon die Regel, dass der Investor in schlechten Börsenphasen gerade einmal ein indexähnliches Ergebnis bekommt und sich in guten Börsenphasen sogar mit weniger als der Benchmark-Performance zufrieden geben muss. Bruns: Hier muss man aber durchaus diffe- renzieren. Man kann sicher den Eindruck bekommen, dass die gesamte Asset-Manage- ment-Industrie immer passiver wird, sozu- sagen aus sich selbst heraus. Ein Blick in so manches Portfolio zeigt, dass viele Fonds- manager gar nicht mehr bereit sind, aktive Wetten zu nehmen, oft um ihr relatives Risiko gegenüber dem jeweiligen Index nicht zu groß werden zu lassen. Das führt natürlich dazu, dass immer mehr Fonds ein ähnliches Verhalten und ähnliche Ergebnisse aufweisen. Mit einer solchen Entwicklung kommt auf die Branche aber früher oder später ein ziemlich großes Problem zu. Glow: In Schweden steht bereits der erste aktive Fondsmanager vor Gericht und muss sich gegen den Vorwurf wehren, sozusagen aktive Gebühren für passives Management berechnet zu haben. Bruns: Ich darf mit größter Zuversicht sagen, dass wir uns diesem Vorwurf nicht werden aussetzen müssen. Ein Blick in die Struktur unserer Fonds reicht aus, dann erledigt sich dieses Thema für uns von selbst. Im Gegen- teil: Ich erhoffe mir von einer derartigen Entwicklung einen großen Vorteil für mein eigenes Haus, weil ein solches Verhalten am Ende nur zu den Ergebnissen führen kann, die Sie beschreiben. Schließlich wird es zu einer Art Spaltung der Industrie kommen, durch die es – neben den Anbietern passiv gemanagter Portfolios – einerseits die großen Kaufhäuser geben wird, die sozusagen alle Produkte für jeden anbieten, die dann aber eben in der Regel nur noch gewissermaßen semiaktiv gemanagt werden. Daneben wird es weiterhin Boutiqueanbieter wie Loys geben, die sich durch echtes aktives Management von den Großen der Branche werden absetzen können. Darin sehe ich eine große Chance für unser Haus. Heuser: Wobei sich doch auch Loys von der ausschließlichenAnlage inAktien gewisser- maßen in neue Gefilde vorwagt – oder wie ist der Schritt zu interpretieren, dass der frühere Hedgefonds Loys Global MH vor Kurzem in einen flexiblen Mischfonds mit maximaler Anlagefreiheit umgewandelt wurde? Bruns: Das hatte aber nichts damit zu tun, dass wir uns von unserer Kon- zentration auf die Aktienmärkte weg- bewegen wollen. Im Grunde haben wir diesen Schritt aus zwei Gründen vollzogen. Zum einen ist das Thema Hedgefonds aus meiner Sicht in Deutschland tot. Niemand will einen solchen Fonds mehr haben, weder der Gesetzgeber, der übrigens erst vor rund zehn Jahren die Grundlagen dafür eigens geschaffen hat, noch der Anleger, an den man mittlerweile einen Single-Hedgefonds gar nicht mehr vertreiben darf. Der zweite Grund liegt in der simplen Beobachtung, dass sich gerade flexibel gema- nagte Mischfonds unter deutschen Investoren extremer Beliebtheit erfreuen, das zeigen die entsprechenden Absatzzahlen. Heuser: Und von diesem Trend wollten Sie einfach nicht mehr abgeschnitten sein? Bruns: Vollkommen richtig. So können wir neben unseren reinen Aktienfonds mit unse- rem Loys Global L/S einen auf absolute Erträge ausgerichteten Long-Short-Equity- Fonds anbieten und mit dem Loys Global MH auch vom Trend zu vermögensverwal- tenden Produkten profitieren. Aber auch wenn der MH dann zu bestimmten Zeiten eben auch in Gold oder in Anleihen investiert sein wird: An der Tatsache, dass wir ein auf die Aktienanlage ausgerichteter und spezialisierter Anbieter sind, ändert das nichts. Heuser: Das mag durchaus sein, aber fremdgegangen sind Sie dennoch, indem Sie vor Kurzem einen auf europäische statt auf weltweite Aktien ausgerichteten Fonds aufgelegt haben. Bruns: Ich würde das aber nicht als fremd- gehen bezeichnen, der Loys Europa System, von dem Sie sprechen, ist eher als eine Weiterentwicklung unseres Hauses zu sehen. Der Fonds ist anders als der Loys Global, der durchaus von der Möglichkeit einer umfang- reichen Kassehaltung Gebrauch macht, stets voll investiert und ergänzt unser Angebot seines bereits Anfang 2013 aufgelegten welt- weit anlegenden Schwesterfonds Global Christoph Bruns: „Europäische Aktien sind im Vergleich zu anderen Märkten vernachlässigt, wir werden sogar in anderen Teilen der Welt ein wenig belächelt aufgrund der Kapriolen um unsere gemeinsame Währung.“ 62 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör » Aus meiner Sicht gibt es keine sinnvolle Alternative zur Funda- mentalanalyse. Die Frage ist viel- mehr, ob deren Ergebnisse und die Schlussfolgerungen daraus tatsächlich hinreichend sind. « Christoph Bruns, Loys KREUZ VERHÖR

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