FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

68 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds Die Anleihenstrategien vermögensverwaltender Fonds Bantleon Opport. L Ethna-Aktiv E FvS Multiple Opportun. 0 % 50 % 100 % AAA AA A 0 % 50 % 100 % AA A B BBB n/o BB Carmignac Patrimoine 0 % 50 % 100 % AA B BBB n/o BB AAA A CCC Seit der Jahrtausendwende ist das Bestands- volumen von Mischfonds im BVI-Universum von 16,9 auf 176,4 Milliarden Euro um mehr als das Zehnfache angewachsen, stärker und schneller als in jeder anderen Produktkatego- rie (siehe Grafik). Mit 22,7 Milliarden Euro erreichten die Zuflüsse 2014 sogar ein neues Rekordniveau. Die Begeisterung ist trotz des enttäuschenden Jahres 2013 ungebrochen. Der Rückschlag an den Märkten im Frühsommer 2013, als die Fed erstmals die Möglichkeit ei- ner Zinswende ankündigte, erwischte etliche Vermögensverwalter auf dem falschen Fuß. Wer die Strategieänderung der US-Notenbank zu spät antizipiert hatte, wurde mit heftigen Wertverlusten im Anleihenportfolio bestraft. Und das waren erschreckend viele, wie eine Analyse von Morningstar ergab. Von europa- weit mehr als 1.100 global anlegenden flexi- blen Mischfonds schnitten auf Jahressicht 83 Prozent schlechter ab, als wenn man das Geld 50:50 auf festverzinsliche Papiere und Aktien verteilt hätte. Die Hoffnung oder gar feste Er- wartung, Mischfondsmanager könnten durch eine breite Streuung und geschicktes Timing der richtigen Aktien- und Anleihenquote das Beste aus den Märkten herausholen und fle- 0 % 50 % 100 % Der Anleihenmarkt als Renditebringer und Stabilisator spielt für vermögensverwaltende Fonds eine unterschiedlich große Rolle – je nachdem, ob sie eher defensiv, offensiv oder völlig flexibel agieren. Wir haben die Fondsmanager von acht der im Vertrieb be- liebtesten und bekanntesten Fonds gefragt, wie sie die für ihre Strategie relevanten An- leihenmärkte derzeit hinsichtlich der Risiken und Chancen einschätzen und wie ihr Anlei- henportfolio vor diesem Hintergrund aussieht. Quelle: Anbieter, eigene Recherche, Stichtag. 31. 1. 2015 ø BBB MMD-Kategorie: Ausgewogen Volumen in Mio. Euro: 1.730,7 Anleihenanteil am Gesamtportfolio: 96,40 % Bantleon-Team: Mit Blick auf die eigenen Früh- indikatoren gehen wir von einer konjunkturellen Erholung in der Eurozone bis Jahresende aus. Entsprechend sollten die Renditen von Top- staatsanleihen der Eurozone im Jahresverlauf moderat steigen. Für zehnjährige deutsche Bun- desanleihen ist ein Niveau von 1,00 bis maxi- mal 1,25 Prozent realistisch. Weil dieser An- stieg jedoch in der Regel nicht linear verläuft, bestehen mit einem sehr aktiven Durationsma- nagement Chancen, aus dem Anleihenportfolio einen kleinen Performancebeitrag zu erwirt- schaften. Wenn dem insgesamt schwachen Aufschwung voraussichtlich Anfang 2016 die Puste ausgeht, bieten die dann höheren Kupons Kaufgelegenheiten und im folgenden Konjunk- turabschwung entsprechendes Kurspotenzial. Weil der quantitative Managementansatz einem permanenten Risikomanagement unterliegt und täglich Signalveränderungen generieren kann, ist eine langfristige Markteinschätzung vor die- sem Hintergrund nicht relevant. Aktuell sind die Anleihenmarktkomponenten insgesamt positiv und die Duration im Portfolio mit 6,0 Prozent am oberen Rand der Bandbreite. Der Fonds investiert ausschließlich in Euro- Staatsanleihen und Pfandbriefe der Bonität Investment Grade sowie über Futures in den Dax. Potenziell illiquide Anleihenarten wie Nachrang- anleihen, strukturierte Anleihen und Genussrechte sind reglementarisch ausgeschlossen. Anleihenportfolio Nominelle Bundesanleihen 74 % Inflationsindexierte Bundesanleihen 16 % Pfandbriefe/Quasi-Staatsanleihen 10 % Anleihenbonität MMD-Kategorie: Ausgewogen Volumen in Mio. Euro: 27.014,7 Anleihenanteil am Gesamtportfolio: 40,80 % Edouard Carmignac: Ein beträchtlicher Anteil des Portfolios ist in Staatsanleihen aus den EU- Randstaaten investiert. Auch wenn die sehr lockere EZB-Geldmarktpolitik die Renditen wahrscheinlich nach unten treiben wird, bleiben wir in diesem Segment jedoch stark gewichtet. Gleiches gilt für das aus unserer Sicht günstig bewertete Segment der europäischen Bankkre- dite. Wir bewegen uns in Europa langsam auf eine Bankenunion zu, eine solche Veränderung ist für Bankkredite sehr positiv. Obwohl wir bis jetzt sowohl von besicherten als auch von vor- rangigen, unbesicherten Anleihen profitieren konnten, tendieren wir momentan zum Seg- ment der nachgeordneten Anleihen, und zwar insbesondere bei langfristigen, nachrangigen Schuldverschreibungen aus dem Banksegment, die ein hohes Gewinnpotenzial bieten. Solche Anleihen gelten als Hochzinspapiere, die durch- schnittliche Bonitätsqualität unserer Anlei- henpositionen ist aber auf Investmentstatus „BBB-“ begrenzt. Wir haben ferner vor, unsere Gewichtung am Markt für US-Staatsanleihen unter eindeutig tak- tisch bedingten Kriterien feinzusteuern. Im Hin- blick auf die US-Zinskurve ziehen wir es aus taktischen Gründen vor, eine negative modifi- zierte Durationsposition einzunehmen. Darüber hinaus halten wir an unserer hohen Gewichtung im US-Dollar fest, da der Greenback gegenüber dem Euro noch weiter ansteigen sollte. Anleihenportfolio Staatsanleihen Industriestaaten 42 % Unternehmensanl. Industriestaaten 49 % Unternehmensanl. Schwellenländer 9 % Anleihenbonität MMD-Kategorie: Ausgewogen Volumen in Mio. Euro: 10.611,8 Anleihenanteil am Gesamtportfolio: 55,00 % Luca Pesarini: Ein Großteil des Anleihenport- folios (über 32 %) ist in in US-Dollar denomi- nierte Papiere investiert. Aufgrund der Liquidität überwiegt hierbei der Anteil an Staatsanleihen, weshalb auch die gesamte durchschnittliche Bonität des Portfolios gegenwärtig zwischen „A-“ und „A“ liegt. Da wir lange Laufzeiten präferieren, beträgt die modifizierte Duration in US-Dollar knapp sieben. Etwa vier Prozent des Portfolios sind in norwegischen Staats- und Quasi-Staatsanleihen investiert. Neben attrakti- ven Renditeaufschlägen im Vergleich zum Euro- raum für „AAA“-Papiere und einem Diversifika- tionseffekt dient hier die unbesicherte Wäh- rungsposition als Steuerungsinstrument, um die Volatilität des Gesamtportfolios niedrig zu halten. Knapp 17 Prozent machen in Euro de- nominierte Anleihen aus. Dabei überwiegt der Anteil an „AAA“ gerateten Staats- und Quasi- Staatsanleihen mit kürzeren Laufzeiten. Verein- zelt sind noch Corporates und Nachränge bei- gemischt, um die Diversifikation zu verbessern. Wichtig ist dennoch, das Anleihenportfolio nicht als alleinstehend zu betrachten. Ziel ist es im- mer, die Downside-Volatilität des Gesamtport- folios möglichst gering zu halten. Entsprechend ist unser Anleihenportfolio aufgrund einer Nettoaktienquote im Fonds von mehr als 34,5 Prozent gegenwärtig sicher konservativer auf- gestellt, als wenn unsere Aktienquote niedriger wäre. Anleihenportfolio Unternehmensanleihen 56 % Staatsanleihen 43 % Wandelanleihen 1 % Anleihenbonität MMD-Kategorie: Flexibel Volumen in Mio. Euro: 6.794,6 Anleihenanteil am Gesamtportfolio: 11,07 % Bert Flossbach: Unser Fokus liegt nach wie vor auf US-Unternehmensanleihen. Mit einem opportunistischen Investmentansatz lassen sich im US-Dollarraum noch vergleichsweise attrak- tive Renditen erzielen. Dabei bevorzugen wir eine mittlere bis längere Duration. Das Zins- änderungsrisiko erscheint begrenzt. Ob die US- Notenbank Fed riskiert, den Leitzins bereits Mit- te 2015 anzuheben, ist fraglich. Dagegen spricht der starke US-Dollar, und nicht nur die Gewinne zahlreicher US-Unternehmen, sondern auch die Inflationsrate drückt. Der gefallene Öl- preis dämpft wiederum nicht nur die Inflations- rate, sondern könnte auch ein Indiz dafür sein, dass sich die Weltwirtschaft abkühlt. Hinzu kommen mögliche Turbulenzen in den Schwel- lenländern, die im Falle steigender US-Zinsen unter einem massiven Kapitalabfluss leiden und somit zur globalen Wachstumsschwäche bei- tragen würden. Ein erster Zinsschritt, so er denn überhaupt kommt, ist deshalb eher als geldpo- litisches Experiment zu deuten – der zudem nicht zu einem Anstieg der langfristigen Zinsen führen muss, wie das Beispiel Neuseelands uns lehrt. Im vergangenen Jahr hatte die dor- tige Zentralbank ihren Leitzins viermal angeho- ben; die Anpassung führte aber nicht zu einem Zinsanstieg am „langen“, sondern lediglich am „kurzen Ende“ und damit zu einer Verflachung der Zinsstrukturkurve, was aus Sicht eines Investors für längere Laufzeiten spricht. Anleihenportfolio Unternehmensanleihen 100 % Anleihenbonität (keine Aufschlüsselung)

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