FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2015

90 www.fondsprofessionell.de | 1/2015 Wird also reich belohnt, wer mutig ins sprichwörtliche fallende Messer greift? So einfach ist es nicht, zeigt eine Auswertung der Bad Homburger Investmentgesellschaft Mars Asset Management für FONDS professionell. Geschäftsführer Jens Kummer hat ausgerech- net, wie ein Investor seit 1990 abgeschnitten hätte, wenn er sein Geld immer zu Jahresbe- ginn in die Verliererbörse des Vorjahres ge- steckt hätte. Das Ergebnis ist mehr als ernüch- ternd: Unterm Strich steht – inklusive Divi- denden – sogar ein kleiner Verlust. Hätte er dagegen jeweils in den Vorjahressieger inves- tiert, dürfte er sich über eine jährliche Rendite von satten 12,7 Prozent freuen (siehe Kasten auf der vorherigen Seite). Der Momentum- Investor hängt den Contrarian in diesem Beispiel also deutlich ab. „Dass die Momentum-Strategie gegenüber einem antizyklischen Ansatz besser abschnei- det, hat mich nicht überrascht, denn das ist auch das Ergebnis zahlreicher wissenschaft- licher Studien“, sagt Kummer. „Verblüfft hat mich aber, wie groß und deutlich der Unter- schied ausgefallen ist.“ Dennoch möchte Kummer nicht behaupten, dass ein Contra- rian-Ansatz nicht funktionieren kann. „Anti- zyklische Strategien sind gar nicht schlecht, sie dürfen aber nicht zu kurzfristig angelegt sein“, sagt er. Es reiche nicht, nur ein Jahr zurückzublicken. „Eine Rückschau über vier bis sechs Jahre vor jedem Investment ist wis- senschaftlichen Studien zufolge deutlich bes- ser geeignet.“ 23 Prozent Rendite pro Jahr Legt man eine Auswertung von SJB zu- grunde, ist auch die Haltedauer der Invest- ments von entscheidender Bedeutung. Der Vermögensverwalter lässt drei fiktive Investo- ren gegeneinander antreten: Der passive An- leger investiert am 1. Januar 1979 umgerech- net 10.000 Euro in den MSCI World Index und lässt das Geld dort liegen. Der prozykli- sche Investor kauft den besten nationalen Markt des abgelaufenen Jahres, dargestellt durch den MSCI Index des entsprechenden Einzellandes. Nach fünf Jahren – und nicht schon nach einem – schichtet er das Geld in den dann besten Markt des Vorjahres um. Der antizyklische Investor folgt dem gleichen Muster, entscheidet sich aber jeweils für den schlechtesten Markt des abgelaufenen Jahres. Aus 10.000 Euro wurden vom 1. Januar 1979 bis 31. Dezember 2014 rund 86.000 Euro mit der prozyklischen, rund 296.000 Euro mit der passiven und rund 17 Millionen Euro mit der antizyklischen Investmentstra- tegie. „Das entspricht einer durchschnittlichen annualisierten Rendite von 6,2 Prozent bei der prozyklischen, 9,9 Prozent bei der passiven und 23 Prozent bei der antizyklischen Stra- tegie“, rechnet Rommelfanger vor. Setze man die antizyklische Strategie nicht mit Indizes, sondern mit in Deutschland zu- gelassenen Aktienfonds um, stünden selbst mit den schlechtesten Fonds rund 1,6 Millio- nen Euro zu Buche, was einer annualisierten Rendite von 15,1 Prozent entspreche. Rom- melfanger: „Selbst wenn der antizyklische Investor bei der Fondsauswahl komplett da- nebengreift, ist sein Ergebnis immer noch un- vergleichlich besser als das des prozyklischen Investors, der blind der Herde folgt.“ Um zu testen, ob der Contrarian-Ansatz im- mer derart überlegen gewesen wäre, hat SJB die anfänglichen Investitionszeitpunkte von 1979 bis 1984 variiert. Die daraus abgeleiteten Ergebnisse fallen weniger berauschend aus – wer diese Strategie 1981 startete, blieb sogar leicht hinter dem passiven und prozyklischen Investor zurück. „Der schwächere Jahrgang ab 1981 ist ein Beispiel dafür, dass die Anti- zyklik-Strategie nie als einziges Investment zu verstehen ist“, betont Rommelfanger. SJB empfiehlt antizyklischen Anlegern, mindes- tens drei Marktzyklen mit jeweils fünf Jahren abzuwarten, bis sie ihr Investment wieder abstoßen. Das bedeutet eine Mindesthalte- dauer von stolzen 15 Jahren. Gelebte Antizyklik SJB lebt die Antizyklik auch in den Depots der Kunden und der hauseigenen standardi- sierten Vermögensverwaltung – in aller Regel allerdings deutlich weniger aggressiv. „Wer markt & strategie I antizyklisches investieren Foto: © Mars Asset Management; SJB Fondsskyline Christian Rommelfanger, SJB: „Nach dem Ausverkauf russischer Aktien ergeben sich Investmentchancen.“ Jens Kummer, Mars Asset Management: „Antizyklische Strategien dürfen nicht zu kurzfristig angelegt sein.“ Ausgewählte Aktienfonds mit antizyklischem Investmentansatz Volumen in Agio Lauf. Kosten Performance p. a. in % Fondsname KVG ISIN Auflage Mio. Euro in % 1 in % 2 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre Fidecum Contrarian Value Euroland LRI Invest S.A. LU0370217092 Juli 08 228 5,00 1,64 9,80 19,12 9,60 ING Invest Europe Opportunities ING IM Lux. S.A. LU0262017568 Aug. 06 524 3,00 1,84 13,41 13,16 8,93 Threadneedle US Contrarian Core Threadneedle Lux. S.A. LU0640476718 Okt. 11 461 5,00 1,85 40,76 24,93 k.A. 3 Skagen Global A Skagen AS NO0008004009 Aug. 97 4.291 1,00 1,00 21,12 13,46 12,55 Schroder ISF Global Recovery Schroder IM Lux S.A. LU0956908155 Okt. 13 155 5,00 1,96 30,62 k.A. 3 k.A. 3 M&G Recovery Fund M&G Group GB0032139684 Dez. 69 6.888 5,25 1,65 3,27 8,09 9,90 1 maximal | 2 laufende Kosten p.a. laut KIID | 3 zu kurz am Markt Quelle: Morningstar; Stichtag: 6.3.2015

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=