FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

104 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 markt & strategie I absolute-return-fonds Foto: © Otmar Winterleitner | Dreamstime.com W ie schnell der Wind am Kapital- markt drehen kann, haben Anleger und Börsianer in den vergangenen Wochen an der Entwicklung der europäischen Rentenmärkte regelrecht zu spüren bekom- men. Prompt war vom „Flash-Crash“ an den Rentenmärkten die Rede, zumal die Renten- märkte in ganz Europa unter Abgabedruck gestanden hatten. Für die einen steht damit fest, dass die Party an den Anleihenmärkten nun endgültig Geschichte ist, andere halten dem entgegen, dass die Bondkäufe der EZB schon bald wieder sinkende Renditen bewir- ken werden. Wer am Ende recht behalten wird, steht derzeit noch aus. Aber selbst wenn die Annahme, dass mit den jüngsten Turbu- lenzen schon tatsächlich die große Wende bei der Zinsentwicklung in Europa eingeläutet ist, sich als falsch herausstellen wird: Für einen klassischen Rentenfonds oder auch herkömm- liche Mischfonds dürften schwierige Zeiten anbrechen. Denn eine Wiederholung der Situation von 2014, als mit langlaufenden Staatsanleihen noch satte Renditen zu erwirt- schaften waren, dürften endgültig vorbei sein. Im Gegenteil: Mit der zum Teil schon als „Blitz-Crash“ titulierten Entwicklung an den Rentenmärkten in den ersten Maitagen haben Anleger in herkömmlichen Renten- und Mischfonds erstmals zu spüren bekommen, was ihnen blühen würde, wenn es tatsächlich zu einem weiteren Anstieg der Zinsen kom- men sollte. Schlimm erwischt hat es etwa die auf euro- päische Anleihen ausgerichteten Rentenfonds. Hier lagen die Wertrückgänge in den am stärksten betroffenen Fonds bei mehr als neun Prozent in nur einem Monat. Heftig hat es auch Anleger von defensiv ausgerichteten Mischfonds getroffen. Die büßten zum Teil mehr als fünf Prozent in nur vier Wochen ein, weil parallel zu den Rentenmärkten auch die Aktien eine Korrektur erlebten. Warnrufe werden laut Entsprechend werden die Warnrufe auch von unabhängiger Seite lauter. „Das geringe Renditepotenzial bei Rentenfonds rechtfertigt aus unserer Sicht das angesichts der jetzt er- reichten Situation hohe Verlustrisiko in keiner Weise“, erklärt beispielsweise Jürgen Raeke, Geschäftsführer des in Hamburg ansässigen Von der Heydt Family Office. Raeke hat mit seinen Mitarbeitern 818 Fonds analysiert, die ausschließlich in Staats- und/oder Unterneh- mensanleihen mit Investment Grade aus EU- Ländern investieren. Sein Resümee: „Die Rentenfonds dieses Segments bewegen sich aktuell mit ihren Renditechancen in einer Range zwischen null und zirka 1,7 Prozent. Berücksichtigt man die Abgeltungsteuer in der Höhe von 26,375 Prozent sowie eine Management Fee von durchschnittlich 0,6 Prozent, muss der Rentenfondsinvestor bei unveränderter Zinslandschaft beziehungsweise leicht steigenden Zinsen mit einer negativen Rendite rechnen.“ (Siehe dazu auch den Kas- ten auf Seite 106.) Nicht nur deshalb kommt Raeke zu dem Schluss: „Mehr denn je sollten sich Kapitalanleger mit alternativen Anlage- segmenten beschäftigen.“ Wer hofft, dass er mit klassischen Misch- fonds dank der Aktienkomponente verschont bleibt, könnte sich irren. Davon jedenfalls ist Jan Schünemann, Managing Director der französischen Fondsboutique DNCA Finance, überzeugt. „Extrem niedrige und eventuell wieder steigende Zinsen sowie gerade in der jüngeren Zeit wieder stärker schwankende Aktienmärkte werden dem herkömmlichen Konzept traditioneller Mischfonds das Leben schwer machen“, so Schünemann. „Unsere Antwort auf diese Situation sind zwei Abso- lute-Return-Ansätze, die auf eine Long/Short- Equity-Strategie setzen. Die Fonds investieren in Mid und Large Caps aus der Eurozone, Großbritannien, der Schweiz und Skandina- vien und nutzen weder Hebel noch komplexe Derivate. Lediglich zur Absicherung werden Indexfutures eingesetzt.“ Dem Marktrisiko sind die Fonds vergleichsweise gering aus- gesetzt – beim 2009 aufgelegten DNCA Invest Miura etwa 20 Prozent, beim 2011 an den Start gegangenen DNCA Invest Miuri sind es rund 30 Prozent des Fondsvermögens. Als Performanceziel der Fonds nennt Schü- nemann das Erreichen einer durchschnittli- chen Wertentwicklung von fünf Prozent über dem risikolosen Zins – und das über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren. Die Vola- tilität soll dabei bei maximal fünf Prozent liegen. In den vergangenen drei Jahren hat der Nach den Verlusten an den Rentenmärkten sollte das Interesse an Absolute-Return- Fonds steigen. Die Suche nach „guten Fonds“ gestaltet sich aber schwierig. Ewige Gewinner Das Versprechen, in jeder Börsenphase positive Ergebnisse zu erwirtschaften, klingt verlockend. Leider muss man befürchten, dass das längst nicht allen Anbietern von Absolute-Return-Fonds nachhaltig gelingen wird.

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