FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

118 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 markt & strategie I nachhaltigkeitsfonds Liquidität eine vierte Dimension hinzu. „Das bringt standardisierte Beratungssysteme durcheinander“, sagt Korth. Viele Banken und Vermittler könnten das Thema darum gar nicht in ihre Beratung integrieren. Überschaubare Zahl Deutschlandweit ist die Zahl der auf Nach- haltigkeit spezialisierten Berater überschaubar. Die meisten von ihnen sind in Netzwerken wie Qualitates oder Ökofinanz 21 organisiert. Dieser eingetragene Verein bietet Korth und weiteren 27 angeschlossenen Beratern eine Plattform zum gegenseitigen Austausch. Dazu zählt auch Mathias Winkler aus München. Der ehemalige Filialleiter einer Bank hat sich im Verlauf der Finanzkrise intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Produkte er noch mit gutem Gewissen anbieten kann. Mittler- weile berät er ausschließlich Kun- den, die gezielt nachhaltige Anlage- alternativen suchen, insbesondere in den Bereichen Beteiligungen und offene Fonds. Für die Analyse die- ser Produkte nutzt er zunächst die Datenbank FVBS von Euro Advisor Services. Dabei geht es Winkler zu- nächst gar nicht um die Kriterien der rund 300 dort geführten Nach- haltigkeitsfonds. Im Vordergrund steht zunächst die langfristige Per- formance, weshalb er eine Mindest- historie von fünf Jahren voraussetzt. Darüber hinaus klopft er gängige Kennzahlen wie Sharpe Ratio und das Volumen ab. „Meine Erfahrung hat mich eine gewisse Skepsis gelehrt“, sagt Winkler. „Es kommen immer wieder neue Produkte auf den Markt, die mangels Masse wieder eingestellt werden, selbst von großen bekannten Anbietern.“ Etwa 50 Fonds mit gu- ter Performance und ausreichendem Volumen verbleiben in der engeren Auswahl. Diese prüft Winkler nach „vernünftigen“ Nachhal- tigkeitskriterien. „Wobei das natürlich An- sichtssache ist. Hier zählt am Ende meine per- sönliche Meinung beziehungsweise die mei- ner Kunden.“ Schlussendlich hat sich Wink- lers Fondsliste nochmals halbiert und umfasst rund 25 Fonds, die er fortlaufend beobachtet und seinen Kunden anbietet. Um nachhaltige Finanzprodukte sachge- recht bewerten und Kunden qualifiziert bera- ten zu können, hat sich Winkler wie fast alle Nachhaltigkeitsberater weitergebildet. Einen in der Szene beliebten Fernlehrgang zum „Zertifizierten Fachberater für Nachhaltiges Investment“ bietet seit 2005 Ecoeffekt aus Dortmund an. In mittlerweile 25 Kursen ha- ben 395 Teilnehmer den Lehrgang absolviert. Neben Finanzvermittlern zählen auch Vermö- gensberater von Banken, Versicherungen oder Kapitalanlagegesellschaften sowie Mitarbeiter von Institutionen und Stiftungen zu den Ab- solventen. Mehrmonatige Studiengänge zum „Certified Sustainability Investments Advisor“ (CSIA) oder „Certified Sustainability Invest- ments Manager“ (CSIM) bietet zudem die Frankfurt School of Finance an. Aufwendige Analyse Ob entsprechend gerüstet oder nicht: Die Auswahl und Analyse von Nachhaltigkeits- fonds ist aufwendiger als bei herkömmlichen Produkten und erstreckt sich über mehrere Quellen. Einen ersten groben Überblick über das marktweite Angebot bieten unter anderem gängige Fondsdatenbanken wie FVBS, wobei dafür in der Regel ein kostenpflichtiger Zu- gang Voraussetzung ist. Auch der österreichi- sche Anbieter Software Systems hat sein Ana- lyseprogramm FIAP mit einer entsprechenden Filterfunktion ausgestattet, über die sich der- zeit 288 Nachhaltigkeitsfonds mit Vertriebs- zulassung in Deutschland identifizieren lassen (siehe Tabelle nächste Seite). Darüber hinaus werden im hauseigenen FER Fonds Rating auch Ethik-, Sozial- und Umweltkriterien berücksichtigt. Zusätzlich weist Software Sy- stems für einen Großteil aller Fonds die Kennzahl EDA aus. Die Abkürzung steht für Ethisch-Dynamischer Anteil und bezeichnet den Prozentsatz eines Fonds, der in nachhalti- ge Unternehmen investiert ist. Auch innerhalb der Fondsdatenbankanwendung Morningstar Direct stehen Beratern zwei Filter- funktionen zur Verfügung, mit de- ren Hilfe Nachhaltigkeitsfonds zum einen selektiert und zum an- deren hinsichtlich ihrer Ansätze analysiert werden können. Als kostenlose und tiefergehen- de Informationsquelle bietet sich die Internetseite Nachhaltiges- Investment.org des Sustainable Business Institute (SBI) an, die eine Liste der europaweit und spe- ziell im deutschsprachigen Raum zugelassenen Nachhaltigkeitsfonds bereithält. Nutzer können im Suchfilter aus über 100 Nachhal- tigkeitskriterien die für sie fünf Mathias Winkler, Berater: „Was sinnvolle Nachhaltig- keitskriterien sind, ist Ansichtssache.“ Andreas Korth, GGI: „Man sollte sich als Berater von dem Druck befreien, Kunden missionieren zu wollen.“ Die Greenbox – Hilfe beim Fondsvergleich Solar- energie Keine Kernkraft Umwelt- spende Mikrofinanz Keine Rüstung Soziale Spende Best in Class Keine Korruption Stimmrechts- nutzung Umwelt- schutz Sozialer Frieden Verantwort- liche Führung Fördern Vermeiden Beeinflussen Methode Ziel Zwei Dimensionen reichen aus, um den Markt der nachhaltigen Geldanlagen hin- reichend zu beschreiben: die Zielsetzung und die gewählten Methoden. Die vom Good Growth Institut entwickelte Greenbox gibt in neun möglichen Feldern eine Beschreibung des Nachhaltigkeitskonzepts eines konkreten Produktes wieder. Quelle: Good Growth Institut Foto: © Nachhaltige Finanzlösungen Mathias Winkler, Good Growth Institut

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