FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

markt & strategie I christian zimmermann | pioneer global ecology 124 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 Foto: © Pioneer D er Pioneer Global Ecology ist seit mitt- lerweile 25 Jahren am Markt. Bei Auf- lage des Fonds im Jahr 1990 war das Thema Nachhaltigkeit noch recht neu in Deutschland, doch inzwischen gibt es eine Vielzahl von Öko- und Ethikfonds. Pioneer- Portfoliomanager Christian Zimmermann erläutert im Gespräch mit FONDS profes- sionell, welche Entwicklung dieses Thema in den vergangenen Jahren genommen hat. Herr Zimmermann, wann wurde der Fonds denn nun wirklich aufgelegt? Bei der Recherche findet man häufig ein viel jüngeres Auflagedatum als 1990. Christian Zimmermann: Der Fonds wurde am 30. April 1990 aufgelegt, allerdings unter dem Namen H.C.M. Eco Tech. H.C.M. steht für die Hypo Capital Management, die später in der Activest aufging. 2006 kam es dann zum Merger zwischen Activest und Pioneer, und dabei wurde der Fonds umbenannt in Pioneer Funds – Global Ecology. Was sich aber nicht geändert hat, ist der Fondsmanager, der bin ich nämlich seit 2002. Es war also ursprünglich die Idee von H.C.M., diesen Ökofonds in Deutschland aufzulegen? In dem Fall war das zwar so, allerdings habe ich erfahren, dass Pioneer-Gründer Philip Caret bereits 1928 einen Fonds herausge- bracht hat, bei dem er gewisse Nachhaltig- keitskriterien verankerte – er investierte nicht in Rüstung und Tabak. So hat sich der Kreis dann geschlossen. Pioneer ist einer der First Mover bei Nachhaltigkeitsfonds. Wie hat sich der Markt entwickelt? Da hat sich viel getan – was sich auch am Volumen zeigt. Als ich den Fonds zu mana- gen begann, verwaltete er 25 Millionen Euro, jetzt sind es 1,2 Milliarden. Es gibt wirklich eine Bewegung hin zu diesem Thema. Und wie hat sich die Idee des nachhalti- gen Investierens entwickelt? Als ich den Fonds 2002 übernommen habe, interessierte sich kaum einer für das Thema. Da war gerade die Dotcom-Krise, es herrschte tiefe Enttäuschung gegenüber allen Aktien. Als sich dann 2003 bis 2007 viele Titel gut entwickelten, drehte die Stimmung. Die Solarworld-Aktie hat sich in dieser Zeit zum Beispiel verzehnfacht. Dies hat dazu geführt, dass Geld in dieses Segment floss. Dabei ist das Thema Nachhaltigkeit gesellschaftlich viel mehr Mainstream geworden. Denken Sie zum Beispiel daran, dass wir Autos mittlerweile nicht mehr nach PS-Zahl aussuchen, sondern nach der Kohlendioxidemission, oder dass wir bei Lidl und Aldi Biokost bekommen, wäh- rend wir früher dafür mit der Jutetasche ins Reformhaus gehen mussten. Inzwischen gibt es Talkshows über die Arbeitsbedingungen in Bangladesch oder China. Das zeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit angekommen ist – nicht nur in der Investmentwelt, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft. Das Thema wird immer bedeutsamer und durchaus auch von den Konsumenten getrieben. Nur von den Konsumenten? Nein! Neulich erzählte mir ein Manager, ein Firmenkunde verlange die Einhaltung be- stimmter Nachhaltigkeitskriterien, sonst ma- che er kein Geschäft mit ihm. Viele Unterneh- men haben mittlerweile eigene Nachhaltig- keitsabteilungen, die direkt an den Vorstand berichten. Dem ganzen Thema wird ein grö- ßerer Stellenwert gegeben als früher. Was genau versteht Pioneer unter „nachhaltigen“ Aktien? Wir haben die klassischen Ausschlusskriterien wie Alkohol, Glücksspiel, Pornografie, Waf- fen. Nach Fukushima haben wir 2011 zusätz- lich die Kernkraft aufgenommen. Außerdem vermeiden wir Firmen, die gegen Arbeits- und Menschenrechte verstoßen oder Kinderarbeit tolerieren. Haben Sie nur Negativ- oder auch Posi- tivkriterien? Positivkriterien haben wir insofern, als dass wir top-down zehn Themen mit Ökobezug definiert haben, zum Beispiel alternative Ener- gien, Wasser, nachhaltige Mobilität, gesundes Wohnen oder Energieeffizienz. Jede Aktie, die wir kaufen, wird einem dieser zehn Sektoren zugeordnet. So kann der Anleger sehen, wel- che Themen momentan wie hoch im Fonds gewichtet sind. Betreiben Sie das Nachhaltigkeitsre- search im eigenen Haus? Nein, das beziehen wir von Oekom Research und MSCI Riskmetrics. Beide sind auf Nach- haltigkeitsthemen spezialisiert und im Markt sehr gut mit Nichtregierungsorganisationen und den wichtigen Verbänden verdrahtet. Warum haben Sie dieses spezielle Re- search ausgelagert? Es wäre für uns als Fondsmanager zum Bei- spiel schwierig zu entscheiden, ob von einer Firma in Indien, in die wir investieren wollen, bestimmte Arbeitsbedingungen verletzt wer- den oder nicht. Da vertrauen wir lieber auf die Expertise unserer Nachhaltigkeitsberater. Sind Sie auf den Hauptversammlungen der Firmen aktivistisch unterwegs? Nein. Wir betreiben kein Impact-Investing. Welche Investorengruppen fragen nach- haltige Anlagen nach? Wir glauben, dass Retail-Geld einen großen Anteil an unserem Fonds hat, ebenso wie Wholesale-Geld – also Vermögensverwalter, Christian Zimmermann, Manager des Pioneer Global Ecology, schaut anlässlich des 25. Geburtstags seines Fonds auf die Anfänge des nachhaltigen Investierens zurück – und wagt einen Blick in die Zukunft. » Als ich begann, den Fonds zu managen, verwaltete er 25 Millionen Euro, jetzt sind es 1,2 Milliarden. Es gibt wirklich eine Bewegung hin zu diesem Thema. « Christian Zimmermann, Pioneer Investments „ Nachhaltigkeit ist in der Mitte

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