FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

die zentral darüber entscheiden, in welchen Fonds das Retail-Geld fließt. Stiftungen und Kirchen sind bei uns ebenfalls investiert. Ge- nerell beobachten wir, dass das Interesse an Nachhaltigkeitsaspekten wächst, auch bei Stif- tungen und den großen Pensionsfonds der USAwie Calpers. Wenn da ein Unternehmen durchs Raster fällt, wird es aus dem Portfolio entfernt. Auch der norwegische Staatsfonds hat vergangenes Jahr signalisiert, dass er fünf bis zehn Prozent seiner rund 650 Milliarden Euro in das Thema grüne Technologien stecken möchte. Natürlich sehen Sie das nicht in direkten Zuflüssen bei den Publikumsfonds, aber Sie sehen: Hier tut sich langfristig durchaus etwas. Ändert sich die Vorstellung da- rüber, was nachhaltig ist? Es gibt ja viele Ausschlussthemen: Gentechnik, Tierversuche, Menschen- rechtsverletzungen und so weiter. Das kann regional ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Nehmen Sie das Thema Gentechnik in den USA, das dort gar nicht so negativ gesehen wird wie bei uns. Ich war früher viel auf Roadshows in Frankreich. Die In- vestoren dort konnten nicht verstehen, warum wir so wenig Kernkraft-Expo- sure im Fonds hatten, weil sie der Mei- nung sind, Atomkraft sei die sauberste Energieform. Auch bei der Wertedefi- nition hat jeder Mensch andere Vor- stellungen. Uns liegt es fern, hier zu moralisieren, zu sagen, dies und das muss man machen, weil nur das die richtige Lösung ist. Es ist wichtig, dass wir transparent machen, welche Krite- rien wir mit unserem Fonds berücksichtigen. Welche Entwick- lung erwarten Sie in den nächsten zehn Jahren im Nachhal- tigkeitssektor? Wir erleben mittlerweile, dass die Regierungen oft aktiv eingreifen: In Paris ha- ben wir dieses Jahr den Klimagip- fel – da wird es um das Zwei-Grad-Ziel gehen – also das Ziel, die globale Erwärmung nicht höher als zwei Grad Celsius über das Temperaturniveau vor Beginn der Industriali- sierung steigen zu lassen. Es gibt eine Regu- lierung der Kohlendioxidemissionen von Au- tos und regulative Eingriffe im Lebensmittel- sektor, beispielsweise in Mexiko, wo es eine Sondersteuer für kalorienreiche Lebensmittel gibt, weil der Anteil der fettleibigen Menschen dort so hoch ist. Solche Eingriffe der Regie- rung werden uns in den nächsten Jahren beschäftigen. Die Unternehmen greifen das Thema sowieso auf. Wenn Firmen energie- effizienter arbeiten, sparen sie ja nicht nur Kohlendioxid ein, sondern auch Kosten. Früher wurde oft die Frage gestellt, ob die Nachhaltigkeitsausrichtung eines Fonds Performance kostet. Wird Ihnen diese Frage immer noch oft gestellt? Die Frage wird am Finanzmarkt generell gestellt. Wenn Sie zum Beispiel nicht in Zigaretten- und Rüstungsfirmen investie- ren, können Sie damit kein Geld verdie- nen. Geraucht wird aber immer, und die Staaten geben nach wie vor viel für Rüstung aus. Folglich müssen wir die Performance an anderer Stelle wieder reinholen. Wir laufen nun mal gegen einen Index, der allgemein in globale Aktien investiert. Wir sind aber der Mei- nung, dass die Wachstumschancen lang- fristig eher in den zehn Feldern zu finden sind, die wir definiert haben. Natürlich wird es immer wieder Phasen geben, in denen einzelne Themen nicht beson- ders beliebt sind. Daher sollten die Anleger den Pioneer Global Ecology als langfristige Investition ansehen. Das gilt für einen Zigaretten-Fonds aber auch, oder? Ja natürlich – wenn Sie davon ausgehen, dass die Zigaretten- hersteller lang- fristig so weiter- laufen wie in den vergange- nen 30 oder 40 Jahren. Das muss jeder Anleger für sich selbst ent- scheiden. Vielen Dank für das Gespräch. ANkE DEMBoWSkI | FP Christian Zimmer- mann ist Senior- Portfoliomanager bei Pioneer Investments am Standort Dublin und verwaltet den Pioneer Funds – Global Ecology. Davor betreute er verschiedene Small- und Mid-Cap- Produkte. Vor seinem Wechsel zu Activest (heute Pioneer Invest- ments) im Jahr 2001 war er als Analyst für die Nord- LB tätig. Zimmermann ist Diplomökonom der Uni- versität Augsburg und Certified International Investment Analyst. 125 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 der Gesellschaft angekommen“ » Es wäre für uns schwierig zu entscheiden, ob von einer Firma in Indien bestimmte Arbeits- bedingungen verletzt wer- den oder nicht. Da ver- trauen wir lieber auf die Expertise unserer Nach- haltigkeitsberater. « Christian Zimmermann, Pioneer Investments

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