FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse 134 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 Foto: © Christoph Hemmerich D er Jahresauftakt 2015 verlief für Anleger spektakulär, ja fast schon unheimlich gut. Schon vor dem an- gekündigten Start des Quantitative Easings durch die Europäische Zentralbank sah man bei Aktien und Renten Kursgewinne, die nicht nur den Dax erstmals über die 12.000er-Marke beförderten, sondern am Rentenmarkt die Rendite vieler Papiere weit in den negativen Bereich drückten. Mitte April notierte ein Drittel der weltfüh- renden Aktienindizes auf Rekordniveau, und der Gesamtwert aller Aktien auf die- sem Planeten erreichte nach Berechnungen des Datenbankanbieters Bloomberg mit mehr als 70.000 Milliarden US-Dollar einen historischen Höchstwert. Die Börsenstimmung war bis dahin so gut, dass sich immer mehr professionelle Marktteilnehmer skeptisch äußerten. So warnte etwa Didier Saint-Georges, Mit- glied des Investmentkomitees von Carmi- gnac Gestion, dass die Politik der Noten- banken die Märkte in Fässer verwandle, die kurz vor dem Überlaufen seien. Der wirt- schaftliche Effekt von Anleihenkäufen sei zu- dem ohnehin umstritten. Vielfach wurde dar- über hinaus die Befürchtung geäußert, dass sich die Kurse sowohl bei Aktien als auch bei Renten schon zu weit von den – nebenbei be- merkt gar nicht so guten – Fundamentaldaten entfernt hätten, wodurch sich die Rück- schlagsgefahr praktisch täglich vergrößere. Tatsächlich war die Party Ende April auch fürs Erste beendet. Ein kräftiger Rücksetzer bei europäischen Anleihen in Kombination mit einer wachsenden Konjunkturskepsis für die USA brachte auch die Aktienmärkte wieder ein Stockwerk tiefer. Bis dahin sammelten Anleihenfonds im Rahmen der Mittelzu- und -abfluss-Statistik von Soft- ware-Systems.at allein seit Jahresbeginn re- kordverdächtige 58 Milliarden Euro ein, während Aktienfonds mit Ausnahme Fe- bruar kontinuierliche Mittelabflüsse ver- buchten (siehe auch Tabelle nächste Seite). Trendwende oder Kaufsignal? Die wichtigste Frage, die sich Marktteil- nehmer nun aber stellen müssen, betrifft die Entscheidung, ob der jüngste Kursrutsch eine überfällige Korrektur oder eine generelle Trendwende darstellte. Für die Berliner LBB Invest kam der jüngsten Rücksetzer nicht überraschend, sie erklärt diesen anhand histo- rischer Erkentnisse: „Ein Blick auf die Erfah- rungen mit den Quantitative-Easing-Program- men Japans und den USA hat gelehrt, dass der anfänglichen Euphorie und der Besorgnis über die mögliche Verknappung des Staats- anleihenangebotes am Beginn des Pro- gramms bald die Ernüchterung folgte“ , heißt es dazu. Klar sei aber auch: Sollte sich der Fahrplan der Vorläuferprogramme wiederholen, werde die Abwärtsbewegung nur eine Korrektur im Aufwärtstrend sein. Die folgende Erholung werde dann zwar mit geringerer Dynamik einsetzen, aber unterstützt durch die Anleihenkäufe der EZB weiterhin anhalten. Auch der Anlei- henpezialist Bantleon ist davon überzeugt, dass die Korrekturbewegungen überfällig waren. Die Strategen der Gesellschaft ge- hen aber nicht davon aus, dass der inzwi- schen als „Flash Crash“ bezeichnete Kurs- rutsch amAnleihenmarkt als Misstrauens- votum gegenüber der Geldpolitik der EZB zu werten sei, vielmehr sollen die enttäu- schenden Konjunkturdaten, die im April aus allen Teilen der Welt gemeldet wurden, dafür verantwortlich sein. Bantleon rechnet damit, dass das Fahrwasser am Anleihen- markt in der nächsten Zeit rau bleiben wird, weil jetzt wieder die Konjunkturer- wartung die Renditen bestimmt. Hingegen spreche auf der Aktienseite mittelfristig nichts gegen ein Investment, denn die Konjunktur sei gut unterstützt und die Niedrigzinspolitik der EZB lenke Geld in risikoreichere Märkte. Dabei stehen europäische Aktien in der Gunst der Anleger weiterhin ganz oben, wie auch die Statistik von Software-Systems.at belegt: Zwar standen Aktien in den vergan- genen Monaten bei Anlegern generell auf der Verkaufsliste, europäische Titel blieben aber gefragt. Die Notenbankpolitik zeigt hier also durchaus ihre Wirkung: Nachdem im Euroraum fast überall die Bond-Ren- diten gefallen sind, dürften Aktien in der Eurozone nach Einschätzung vieler Exper- ten weiter Rückenwind haben. Das erwar- ten etwa auch die Strategen von Axa In- vestment Managers: „Die extrem niedrigen Langfristrenditen treiben die Anleger von Anleihen in Aktien, sodass dieser Asset- klasse erhebliche Mittel zufließen.“ CoRNElIA FuSSI | Die Tabellen zu dem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite . FP Trotz des jüngsten Rücksetzers am Finanzmarkt bleiben die meisten Markt- teilnehmer gelassen – sie sprechen von einer längst überfälligen Korrektur. Erwünschte Korrektur Mittelzu- und -abflüsse gesamt In den vergangenen Monaten verzeichnete der Markt starke Mittelzuflüsse. Davon profitierten vor allem Anleihen- und Mischfonds, während Aktien auf der Verkaufsliste standen. 2012 2011 2010 2009 ’08 ’15 2013 2014 Didier Saint-Georges, Carmignac Gestion: „Die Notenbank-Politik verwandelt die Märkte in Fässer, die kurz vorm Überlaufen sind.“ 0 40 30 20 10 -10 -20 -30 -40 -50 Mrd. Euro

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