FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

154 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 sachwerte I crowdinvesting Foto: © Zinsland, Bergfürst D er lahme Verkauf von Sachwertinvest- ments ist für viele darauf spezialisierte Berater zu einem Existenzproblem geworden. Die Kunden verweigern beharr- lich die Beteiligung an geschlossenen Fonds, woran auch die mittlerweile schär- fere Regulierung dieses Bereichs bislang nichts ändern konnte. Um die Anleger aufs Neue zu begeistern und selbst wieder Geld zu verdienen, müssen Finanzberater wohl neue Ideen entwickeln. Das derzeit immer populärer werdende Konzept des Crowdinvesting drängt sich hier auf, allerdings exi- stieren bisher nur we- nige Schnittstellen zwischen diesen Mikroinvestments und dem Ver- trieb. Das Hauptproblem besteht darin, dass die Anleger direkt über das Internet inve- stieren können. Für professionelle Fi- nanzberater stellt das eine Heraus- forderung dar, denn Internetdirekt- vertrieb und persön- liche Beratung sind nicht kompatibel. Au- ßerdem wer- den bei Crowdinvestments bevorzugt Finanzie- rungsvehikel verwendet, die unter anderem wegen der Prokon-Pleite einen schlechten Ruf haben. Gemeint sind Nachrangdarlehen, par- tiarische Darlehen und Genussrechte, die bis zum Inkrafttreten des Kleinanlegerschutzge- setzes (siehe auch Seite 155) weitgehend un- regulierte Finanzprodukte sind. Und so gese- hen hätten die Berater hier reichlich Arbeit. Finanzdienstleister, die sich für das Thema Crowdinvesting interessieren, erkennen aber bald, dass sie es mit einem ganzen Paket an Problemstellungen zu tun haben. Schwierige Umsetzung Diese Finanzierungsvariante ist so jung, dass bisher noch kein rechtlicher Rahmen dafür entwickelt wurde, der entsteht erst in diesen Tagen. Dabei genießt das Thema po- litisch Rückenwind, weil man sich davon ei- ne Stimulanz für Deutschlands Gründerszene erhofft. Daher bleibt Crowdinvesting auch vom Kleinanlegerschutzgesetz weitgehend verschont (siehe Infokasten Seite 155) – und das, obwohl es sich hier keinesfalls um eine risikoarme Anlageform handelt. Von den seit 2011 eingesammelten 40 Millionen Euro sind bislang fast zehn Prozent bereits ver- loren. Professionelle Beratung wäre hier also durchaus sinnvoll, allerdings sind Vertriebs- provisionen im herkömmlichen Sinn bislang eher die Ausnahme als die Regel. Die Inter- netplattformen treten selbst als Vermittler auf. Sie verdienen mit dem Marketing und der Abwicklung des Fundraisings Geld bei de- nen, die Geld suchen. Die Plattformbetreiber selektieren Projekte, prüfen sie aber nicht bis ins Detail. „Und weil sie nicht als Anbieter fungieren, unterliegen sie weder der Pro- spektpflicht noch der Produkthaftung. Für die Finanzberater ist das ein Problem“, erklärt Rechtsanwalt Robert Michels, Partner der Kanzlei Dentons. Obwohl die Uridee der Crowdfinancing- Plattform nicht vorsieht, dass mit externen Vertrieben zusammengearbeitet wird, ergab eine Umfrage von FONDS professionell, dass diese sehr wohl mit fremden Strukturen zusammenarbeiten würden. Zum Teil tun sie Crowdinvesting-Plattformen wollen mit Finanzvertrieben zusammenarbeiten. Noch gibt es dafür keine tragfähigen Konzepte, aber viele ungeklärte Fragen. Annäherungs versuche Carl von Stechow, Geschäftsführer der Immobilienin- vestmentplatt- form Zinsland: „Es sind Mo- delle in alle Richtungen denkbar.“ Crowdinvesting-Plattformen Schwer- finanzierte Volumen aktuelle Anlage- Plattform Gründung punkt Projekte finaz. Proj. Projekte vehikel Auxmoney 2007 Privatkredite 39.862 225.247.800 Euro – Privatkredite Bankless24 2012 Mittelstand 7 544.000 Euro 3 Genussrechte Bergfürst 2011 u.a. Immobilien 2 4.066.070 Euro – Aktien Bettervest 2013 Energie 22 1.012.100 Euro 2 Nachrangdarlehen Companisto 2012 Start-ups 41 18.983.060 Euro 5 partiarische Darlehen Deutsche Mikroinvest 2012 Start-ups 29 8.500.000 Euro 7 Nachrangdarlehen Exporo 2014 Immobilien 6 7.268.700 Euro 1 Nachrangdarlehen Fundsters 2012 Start-ups 10 994.980 Euro – stille Beteiligung * Green X Money 2014 Energie 3 86.500 Euro 4 Forderungskaufvertrag Innovestment 2011 Start-ups 29 2.441.064 Euro – Genussrechte ** Seedmatch 2011 Start-ups 79 23.239.000 Euro 4 partiarische Darlehen Smava 2007 Privatkredite n.a. n.a. – Privatkredite United Equity 2012 Mittelstand n.a. n.a. – Genussrechte Zinsland 2014 Immobilien 0 – 1 Nachrangdarlehen * Beteiligung der Anleger an Fundsters, die sich atypisch still an Unternehmen beteiligt. ** Die Genussrechte werden von einer Emissionszweckgesellschaft von Innovestment ausgegeben. Redaktionelle Auswahl der Plattformen stellt ei- ne Stichprobe dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Tabellenangaben stammen von den Plattformen. Stand: 08.05.2015 Quelle: Angaben der Plattformen; eigene Recherche

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