FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

189 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 haupt nicht in Relation zu ihrem Effekt stünden. Wie ist das zu verstehen? Die Aufsichtsbehörde FCA ver- folgte mit der Einführung der RDR das Ziel, Fehlberatungen künftig zu verhindern. Diese kos- teten die Kunden in der Vergan- genheit jährlich 223 Millionen Pfund. Jetzt stellt sich jedoch her- aus, dass die RDR-Implementie- rung die Menschen hierzulande satte 340 Millionen Pfund pro Jahr kosten wird. Meiner Mei- nung nach sollten Berater die Kosten für die Regulierung als separate Position ausweisen. Auf diese Weise können Kunden zwi- schen den Kosten, die tatsächlich vom Berater kommen, und jenen, die durch die Regulierung entste- hen und über die der Berater kei- ne Kontrolle hat, unterscheiden. Nicht alle IFAs in Großbri- tannien sind mit der aktuel- len Situation unglücklich. Das stimmt, es gibt viele, die sehr gut von der Honorarberatung leben können. Ich gehe davon aus, dass etwa 20.000 Berater über einen dementsprechenden Kundenstamm verfügen; für alle anderen wird es jedoch schwierig. Vor allem jene Berater, die in kleinen Städten und Ortschaften tätig waren und Kunden mit kleinen Vermögen betreut haben, mussten das Handtuch werfen. Die eigentlichen Opfer der RDR sind aller- dings die 16 Millionen Menschen, die nun gar keinen Zugang mehr zu professioneller Bera- tung haben. Aber auch für die gibt es doch ein Ange- bot. So hört man, dass in Großbritan- nien nun Onlinebroker verstärkt an Zulauf gewinnen? Unternehmen wie Hargreaves Lansdown, die übrigens ursprünglich als Beratungsunter- nehmen an den Start gegangen sind und nun nur noch Execution-only-Geschäft machen, sehen tatsächlich steigende Kundenzahlen. Die Frage ist allerdings, wie viele Menschen sich tatsächlich quasi selbst beraten wollen. Soweit ich das verstanden habe, setzt man bei Hargreaves Lansdown bereits auf sogenannte Robo-Advisors. Die Kun- den können sich so mittels computerge- stützter Modelle die für sie passenden Anlageprodukte suchen. Ich sehe hier durchaus eine gewisse Haftungs- problematik. Es kann schließlich nicht ausge- schlossen werden, dass die Leute die falschen Produkte kaufen und auch noch zu viel dafür bezahlen. Am Ende wird man sich die Frage stellen müssen, wer dann schuld ist. Was können Berater in Kontinental- europa von der Entwicklung in Groß- britannien lernen? Das Hauptproblem ist, dass sich die Auf- sichtsbehörden untereinander treffen und ihre Ideen kopieren. Vor allem die britischen Auf- sichtsbehörden versuchen mit ihren Ideen die Entwicklung von EU-Richtlinien frühzeitig zu beeinflussen. Es ist daher wichtig, dass sich die Berater mit den Konsumenten zusammen- tun, um gemeinsam gegen die exzessive Regulierung und die damit steigenden Kosten zu kämpfen. Wie schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass wir langfristig in ganz Europa ein Provisionsverbot sehen werden? Die Gefahr besteht natürlich, daher müssen die Leute tatsächlich verstehen, welche lang- fristigen Auswirkungen ein Provisionsverbot hat. Schafft man dies, werden auch die Poli- tiker ihre Meinung ändern. Danke für das Gespräch. GEoRG PANKl | FP en Zugang zu Finanzberatung“ Garry Heath: „Ja, es gibt viele, die sehr gut von der Honorarberatung leben können. Ich gehe davon aus, dass etwa um die 20.000 Berater über einen dementsprechenden Kundenstamm verfügen; für alle anderen wird es schwierig.“

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