FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

194 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 vertrieb & praxis I vermögensverwalter Foto: © Volodymyr Shevchuk | Dreamstime.com D as Geldvermögen der Deutschen ist im vergangenen Jahr erstmals über fünf Billionen Euro gestiegen. Nimmt man das Immobilienvermögen der privaten Haus- halte hinzu, verdoppelt sich diese Summe sogar. Ein Um- stand, der den unabhän- gigen Vermögensverwaltern in die Hände spielen sollte: In einer aktuellen Umfrage der Hochschule Aschaffenburg gab die überwiegende Mehrheit der 121 befragten Anbieter an, dass sowohl die Zahl ihrer Kunden als auch das von ihnen betreute Vermögen in den vergangenen Monaten deutlich gewachsen ist. Allerdings nehmen offensichtlich nicht alle Anbieter zu gleichen Teilen am Aufschwung teil. Zu den Profiteuren zählen in erster Linie die großen Häuser mit einem verwalteten Ver- mögen jenseits von 500 Millionen Euro. 90 Prozent der Studienteilnehmer schätzen ihre gegenwärtige Geschäftslage als „gut“ (60 %) oder „sehr gut“ (30 %) ein. Die kleineren Mit- bewerber, die weniger als 50 Millionen Euro verwalten, bezeichnen das Umfeld eher als „solide“ bis „gut“ (jeweils 45 %). Die Bran- che wachse zwar, sagt Hartwig Webersinke vom Institut für Vermögensverwaltung an der Hochschule Aschaffenburg, das Wachstum finde aber eher innerhalb der Gruppe der gro- ßen Anbieter statt und weniger durch Neu- gründungen, wie er im Interview mit FONDS professionell ab Seite 200 erläutert. Als wichtigen Grund hierfür nennt Weber- sinke die Regulierung, die bei kleinen Häu- sern inzwischen ein Viertel der Arbeitszeit verschlingt. Der Finanzwissenschaftler ist davon überzeugt, dass die kritische Größe, ab der sich das Geschäft rechnet, künftig weiter steigen wird. Intransparenter Markt Webersinkes Forschung gewährt Einblicke in ein stark heterogenes Segment, das zwar offensichtlich kräftig wächst, nach wie vor aber von einem hohen Grad an Verschwie- genheit und Intransparenz geprägt ist. Das Geschäft mit der wohlhabenden Klientel ist sensibel. Daten und Fakten, etwa zum verwal- teten Volumen oder der Ertragskraft, geben die Vermögensverwalter in der Regel gar nicht oder nur beschränkt und mit erheblicher Verzögerung im Rahmen der gesetz- lichen Publizitätspflichten preis. Laut einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft App Audit hatten bis 31. März dieses Jahres lediglich 69 der 239 im Verband unabhängiger Vermö- gensverwalter organisierten Mitglieder ihren Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2013 veröffentlicht. Das auf die Prüfung und Bera- tung von Finanzdienstleistern spezialisierte Unternehmen durchleuchtete in einer Analyse die Kosten- und Ertragsstrukturen der Verbandsmitglieder, insbesondere vor dem Hintergrund der EU-Richtlinie Mifid II, deren Regeln ab 2017 für die Vermögensverwalter verbindlich sind. „Stärkere Regulierung ist immer auch mit neuen Investitionen und Ausgaben verbunden, die sich in der Kostenstruktur der Unterneh- men niederschlagen. Erfahrungsgemäß treffen diese die kleineren Anbieter besonders hart“, sagt Geschäftsführer Jürgen App. So würden aufsichtsrechtlich mittlerweile auch bei kleineren Häusern unter anderem eine interne Revision, eine Compliance-Funktion, eine Risikocontrolling-Funktion sowie ein Beauf- tragter zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung gefordert. „Auch wenn in Einzelfällen Erleichterungen möglich sind, beanspruchen die Vorgaben Kapazitäten in erheblichem Umfang“, so App, der sich in diesem Punkt mit Webersinke einig ist. Konzentration der Ertragskraft Mit seiner Analyse wollte App der Frage nachgehen, wie kostendeckend und effizient die einzelnen Vermögensverwalter arbeiten, die sich in Struktur und Größe zum Teil stark unterschieden. Als erstes Ergebnis sticht ins Auge, wie sehr die wenigen großen Anbieter den Markt dominieren. Die untersuchten 69 Finanzportfolioverwalter wiesen 2013 in Summe 256,7 Millionen Euro Provisions- erträge aus. Doch fast drei Viertel davon ent- fallen auf nur zehn Institute. Spitzenreiter Flossbach von Storch bringt es allein auf 77,8 Millionen Euro, gefolgt von DJE Kapital mit 66,7 Mil- lionen Euro. Im Ge- genzug entfallen nur sechs Prozent der Pro- visionserträge auf die 29 schwächsten Vermö- gensverwalter (siehe Gra- fikübersicht auf Seite 196). Mit 85 Angestellten war Flossbach von Storch 2013 personell am stärksten besetzt. Die Kölner weisen mit 916.000 Euro Pro- visionsertrag pro Mitarbeiter sogar den zweithöchsten Wert aller 69 Vermögens- verwalter aus. Noch besser schneidet in dieser Hinsicht nur die vergleichsweise schlank aufgestellte Fondsboutique FPM Frankfurt Performance Management ab, die 2013 mit elf Vollzeitkräften 11,7 Millionen Euro Pro- visionserträge erwirtschaftete – stolze 1,05 Millionen Euro je Mitarbeiter. Allerdings ist diese Kennzahl nur eingeschränkt aussa- gekräftig, da sie sich nur auf angestellte Mit- arbeiter bezieht. Die Inhaber und Anteils- eigner sowie gegebenenfalls externe Berater der Vermögensverwalter sind im Anhang eines Jahresabschlusses in der Regel nicht erfasst und konnten so bei der Berechnung Zwei Studien beleuchten den Markt der unabhängigen Vermögensverwalter. Während es den großen Anbietern meist gut geht, haben viele kleine zu kämpfen. Maß genommen Die unabhängige Vermögensverwaltung ist von Verschwiegenheit geprägt. Ein Hochschulinstitut und ein Wirtschaftsprüfer versuchen dennoch, den Markt zu vermessen.

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