FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

214 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 sächlichen Details – es sei denn, sie fragt da- nach“, rät Connelly. Wichtig ist auch die Wortwahl. „Fach- chinesisch kommt bei Frauen nicht gut an. Sie möchten komplizierte Sachverhalte ver- ständlich erklärt haben. Frauen merken auch sehr schnell, wenn der Produktverkauf im Vordergrund steht“, erklärt Sick. Frauen wol- len als Individuum ernstgenommen und ziel- gerichtet passende Produkte angeboten bekommen. Verschiedene Risikoprofile Mit Blick auf die Performance gibt es sehr unterschiedliche Untersuchungen. Oft wird behauptet, Frauen seien besser bei der Anlage. „So pauschal stimmt das nicht“, erklärt Con- sors-Datenexperte Neumann. „Es kommt viel mehr auf das jeweilige Marktumfeld an.“ Bei seiner Betrachtung des Jahres 2014 kommt er zu folgendem Ergebnis: Da Frauen weniger riskant anlegen, liegen die Ergebnisse der Frauendepots deutlich näher beieinander als die der Männerdepots. Während 2014 die besten zehn Prozent der Frauen eine durch- schnittliche Performance von 20,1 Prozent und die schlechtesten eine Wertentwicklung von minus 11,3 Prozent hatten, lagen die bes- ten zehn Prozent der Männer mit einem durchschnittlichen Plus von 22,4 Prozent leicht höher als die Frauen – die schlechtesten zehn Prozent schnitten mit einem Minus von 21,8 Prozent dagegen fast doppelt so schlecht ab wie die Frauen. Neumann verweist auf den Zusammenhang zwischen Risiko und Per- formance: „Betrachtet man die risikoadjus- tierte Performance, sind Männer und Frauen bei ihrer Anlage ähnlich erfolgreich.“ Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die Untersuchung der DAB: In den guten Börsen- jahren 2009 und 2010 erzielten Männer mit ihrer riskanteren Anlageausrichtung im Schnitt eine höhere Rendite als Frauen. Diese setzen stärker auf Finanzprodukte mit geringerem Risiko, etwa Fonds oder Anleihen. Im eben- falls guten, aber sehr volatilen Börsenjahr 2012 führten die unterschiedlichen Strategien der beiden Geschlechter zu einem nahezu identischen Ergebnis, 2013 und 2014 lagen wieder die Männer vorn. Großes Potenzial Doch lohnt es sich überhaupt, bei der Be- ratung frauenspezifische Themen zu berück- sichtigen? Zur Beantwortung dieser Frage hilft vielleicht folgende Geschichte: Ein pes- simistischer Schuhverkäufer ging nach Afrika und schrieb zurück an seine Firma: „Hier keine Geschäftsmöglichkeiten. Die Menschen in Afrika tragen keine Schuhe.“ Das Unter- nehmen entsandte daraufhin einen anderen Schuhverkäufer nach Afrika, der ein Telex schickte: „Großartige Möglichkeiten. Bisher hat hier kaum einer Schuhe.“ So ähnlich lässt sich auch das Thema Frauen und Wertpapier- anlage betrachten. Laut der Consors-Untersuchung waren im Jahr 2014 nicht einmal 24 Prozent der De- potinhaber weiblich. Bisher haben Frauen also nur selten überhaupt ein Wertpapierdepot. Vermutlich liegt dafür viel „weibliches“ Geld auf Sparbüchern und in anderen Sparformen. Es bleibt dem Berater überlassen, darin man- gelnde Chancen oder ein erhöhtes Potenzial zu sehen. ANKE DEMBOwSKI | FP vertrieb & praxis I genderspezifische beratung Foto: © Frau & Geld Helma Sick, Frau & Geld: „Frauen leben länger als  Männer, brauchen also im Alter mehr Geld.“ Frauenpower fürs Depot Frauen scheinen in der Investmentwelt in Mode zu kom- men. Mit Indizes und Fonds wird versucht, eine „Frauen- prämie“ zu kassieren. Hier ein Überblick. Sind Frauen bessere Fondsmanager? Es gibt ver- schiedene Studien darüber, ob sich die Performance von Publikumsfonds, die von reinen Männerteams verwaltet werden, unterscheidet von solchen, die von gemischten oder rein weiblichen Teams gesteuert werden. Eindeutige Aussagen sind hier nicht möglich: Je nach Marktszenario liegen mal die Männer- und mal die Frauenfonds vorn. Bei Hedgefonds dagegen scheint es signifikante Unter- schiede zu geben. Das legt zumindest die Studie „Women in Alternative Investments: A Marathon, not a Sprint“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rothstein Kass vom Dezember 2013 nahe. Von Frauen geführte Portfolios haben den breiten Hedgefondsindex HFRX Global während der Finanzkrise und der anschließenden Erholung (Januar 2007 bis Juni 2013) demnach um jährlich sieben Prozent geschlagen. Geschlechtermix ist Trumpf: Die Erkenntnis, dass Frauen und Männer unterschiedlich investieren, ist mitt- lerweile Allgemeingut. In den USA gehen erste institutio- nelle Investoren dazu über, dieses Thema in ihrer Vermö- gensanlage zu berücksichtigen. Sie setzen gezielt sowohl auf von Frauen als auch auf von Männern gemanagte Fonds, um hierdurch einen zusätzlichen Diversifikations- effekt zu erzielen. Offensichtlich erwarten sie, dass sich Frauen- und Männerdepots in den jeweiligen Markt- szenarien unterschiedlich entwickeln. Frauenfonds sind kleiner: Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin an der Mannheimer Fakultät für Betriebswirt- schaftslehre, konnte in einer Studie zur US-Finanzbranche zeigen, dass es starke Vorurteile gegen weibliche Fonds- manager gibt. Das schlägt sich im akquirierten Fonds- volumen nieder. „Wir haben bei der Auswertung fest- gestellt, dass in Fonds, die von Frauen verwaltet werden, rund 15 Prozent weniger investiert wird als in die von männlichen Fondsmanagern“, so Niessen-Ruenzi, „und das obwohl die Renditen, die sie für die Anleger erzielen, im Mittel gleich sind.“ Frauen verbessern Unternehmensperformance: Laut der US-Studie „Power of the Purse“ von 2014 geben 77 Prozent der befragten Frauen an, gern in Unternehmen investieren zu wollen, die eine breitere Diversität im Top- management haben. Dass das nicht nur sentimentale Gründe haben muss, zeigt eine Studie der Credit Suisse vom September 2014. Danach performen Firmen, die eine höhere Frauenquote im Topmanagement haben, bes- ser. Von Januar 2006 bis Juni 2014 lag die annualisierte Performance der Unternehmen mit zumindest einer Ver- waltungsrätin gegenüber jenen mit einem rein männlichen Board um 3,3 Prozent höher. In die Frauenquote investieren: Barclays hat im Juli 2014 ein börsengehandeltes Wertpapier (Exchange Traded Note, ETN) emittiert, das den hauseigenen „Woman in Leadership“-Index abbildet. Dieses Börsenbarometer ent- hält Aktien von Unternehmen mit höherer Frauenquote im Management. Die Börse Hannover folgte im April 2015 mit dem „German Gender“-Index, der 50 Titel deutscher Unternehmen umfasst, die durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Füh- rungskräften in Vorstand und Aufsichtsrat hervorstechen. Der neue Aktienfonds Ampega Gender Plus nimmt diesen Index als Grundlage für das Portfoliomanagement. Schon länger am Markt ist der Pax Ellevate Global Women’s Index Fund in den Vereinigten Staaten. Der von der amerikanischen Finanz-Powerfrau Sallie Krawcheck von Ellevate Asset Management gemeinsam mit Pax World Management entwickelte Indexfonds setzt auf Firmen, die weibliche Führungskräfte fördern.

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