FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

222 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 vertrieb & praxis I ethenea independent investors Foto: © Christoph Hemmerich, Tabea Vogel/Ethenea D ie Rue Gabriel Lippmann ist zwar nicht in jedem Navigationsgerät in deutschen Autos verzeichnet, leicht zu finden ist sie trotzdem: Sie liegt direkt neben der Autobahn 1 in Munsbach, einem Vorort von Luxemburg, nur wenige Minuten vom Flughafen des Großherzogtums entfernt. Wer die Straße erstmals befährt, fühlt sich wie in einer Exklave der deutschen Fondsindustrie: Die Hauck & Aufhäuser Investment Gesell- schaft hat hier ebenso ihren Sitz wie Hansa- invest Lux und LRI Invest. Auch die Luxem- burger Dependancen der Postbank und von Donner & Reuschel sind in diesem Gewerbe- gebiet zu finden. Keine halbe Autostunde von Trier entfernt fühlt sich vieles an wie in Deutschland – nur dass hier Luxemburger Investmentrecht zu befolgen ist. In Hausnummer 16 logiert seit wenigen Wochen ein Mieter, dem es keine fünf Jahre nach der Unternehmensgründung in den alten Büros deutlich zu eng geworden ist. Noch sind in dem Gebäude aus hellem Stein und Glas die Handwerker zugange, der Lärm ihrer Bohrer hallt durch das Treppenhaus. Gerade tragen zwei Männer ein mehrere Meter großes Gemälde ins Foyer. Darauf zu sehen ist ein Elefant, der erhaben eine Steppe durchquert. Auch wenn das Firmenschild auf der Fassade noch fehlt, ist damit jeder Zweifel ausge- räumt: Hier sitzt Ethenea Independent Inve- stors, der Manager der drei Ethna-Fonds. Milliardenzuflüsse Das Unternehmen hat seit Jahren einen ge- radezu unglaublich guten Lauf. Im Dezember 2012 verwaltete Ethenea noch keine vier Mil- liarden Euro, Ende März dieses Jahres waren es schon 12,6 Milliarden. Schon 2013 flossen den drei Ethna-Fonds stolze 2,6 Milliarden Euro zu, 2014 waren es sogar fast drei Mil- liarden. Für dieses Jahr zeichnet sich ein neuer Rekord ab: Allein in den ersten drei Monaten 2015 vertrauten Anleger dem Team um Fir- mengründer Luca Pesarini 1,9 Milliarden Euro an. Der Flaggschifffonds Ethna-Aktiv, einst ein Geheimtipp freier Finanzberater, ist längst in den Depots vieler Sparkassenkunden zu finden. So kommt es, dass Ethenea mit Blick auf das Publikumsfondsvermögen laut BVI-Statistik inzwischen in einer Liga mit Fidelity und Pioneer Investments spielt. Gemessen daran ist von der Firma herzlich wenig bekannt. Den Ethna-Aktiv kennt jeder, das Unternehmen dahinter kaum jemand. Wie ist der Anbieter so groß geworden? Welche Pläne hegt das Unternehmen? Und wie ist das Team inzwischen aufgestellt? FONDS profes- sionell hat sich vor Ort umgehört. Gemächlicher Start „Luca Pesarini und Arnoldo Valsangiacomo hatten früh die Idee, eine Vermögensverwal- tung für jedermann zu starten, und haben sich für eine Fondslösung entschieden“, sagt Frank Hauprich, der die operativen Geschäfte von Ethenea führt. Im Februar 2002 ist das Kon- zept, einen vermögensverwaltenden Misch- fonds aufzulegen, noch neu. Der Ethna-Aktiv ist anfangs ein klassisches „Family & Friends“-Produkt. Einen aktiven Vertrieb gibt es nicht, alles läuft über Mund-zu-Mund-Pro- paganda. Dabei helfen Pesarinis Kontakte. Der Diplomkaufmann hatte sich unter ande- rem bei Dresdner Bank und Bear Stearns in Frankfurt hochgearbeitet, bevor er mit Mitte dreißig Vorstand von Julius Bär Deutschland wurde – und sich im September 2001 schließ- lich mit der Ethna Capital Partners in Wolle- rau bei Zürich selbstständig machte. Es dauert ganze vier Jahre, bis der Fonds, der von der Luxemburger LRI verwaltet wird, die 100-Millionen-Euro-Marke knackt. Erst danach geht es Schlag auf Schlag: 2006 be- ginnt eine externe Gesellschaft, die Ethna Fondsmarketing GmbH, mit dem Vertrieb des Fonds an freie Finanzberater in Deutschland. 2007 initiieren Pesarini und Valsangiacomo den Ethna-Defensiv, der mit maximal zehn Prozent Aktien noch konservativer ausgerich- tet ist als der Ethna-Aktiv, der fast die Hälfte des Vermögens in Aktien stecken kann, auch wenn er diese Quote kaum ausreizt. Die turbulenten Finanzkrisenjahre kommen den Ethna-Fonds zugute: Immer mehr Anle- ger lernen die Unabhängigkeit und den risi- kominimierenden Ansatz zu schätzen. Wäh- rend 2008 Dutzende Vermögensverwalter neue Mischfonds auflegen, um ihre Kunden vor der Abgeltungsteuer zu retten, können Pesarini und Valsangiacomo mit ihrem eta- blierten, krisenerprobten Ethna-Aktiv punkten. Die beiden Ethna-Portfolios laufen so gut, dass die Kapitalmarktprofis 2009 den dritten Luca Pesarini und seinen Ethna-Aktiv kennt jeder. Doch welches Unternehmen steckt hinter dem Erfolg? Eine Spurensuche bei Ethenea in Luxemburg. Kaum bekannter Riese Luca Pesarini arbeitete als Vorstand bei Julius Bär Deutschland, bevor er sich 2001 selbstständig machte. Sein Ethna- Aktiv mauserte sich zum echten Verkaufsschlager: Inzwischen ist der Fonds rund zwölf Milliarden Euro schwer.

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