FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

Die Kreissparkasse Köln und die Hypo- vereinsbank bieten eine Beratung per Video an. Was halten Sie davon? Wir beobachten das Thema sehr genau. Für den Austausch von Unterlagen, etwa um lang- wierige Postwege abzukürzen oder den Pro- duktabschluss für den Kunden noch bequemer zu machen, bietet die Videotechnik eine gute Plattform. Einige Banken dünnen aktuell ihr Filial- netz aus und zentrieren ihr Betreuungs- angebot. Die Deutsche Bank will rund 200 Filialen schließen. Planen Sie ähn- liche Schritte? Viele Kreditinstitute, insbesondere Regional- banken, haben Probleme mit der Vielzahl ihrer Geschäftsstellen, da etliche Kunden in der heutigen Zeit nicht mehr bereit sind, die daraus entstehenden Mehrkosten über die Produkte auch zu bezahlen. Wir sind mit der aktuellen Zahl an Beratungscentern gut posi- tioniert. Mit der gegenwärtigen Struktur mit Internet, Telefonberatungscentern und mobilen Beratern sind wir bereits da, wo andere Ban- ken noch hinwollen. Trotz der neuen Technik spielt der ein- zelne Berater nach wie vor eine wichtige Rolle. Welche Eigenschaften sollen künf- tige Mitarbeiter mitbringen? Wir freuen uns über authentische Bewerber, die eine hohe Identifikation mit dem genos- senschaftlichen Gedanken und der genossen- schaftlichen Beratung mitbringen. Darin geht es in erster Linie um die Wert- schätzung unserer Kunden – auch in Form einer qualitativ hochwertigen Beratung. Wer sich nur über seine Vertriebs- erfolge und die eingenomme- nen Provisionen definiert, wird bei uns wahrscheinlich nicht glücklich werden. Wenn man Ihre Bilanz be- trachtet, fällt der relativ hohe Anteil an Spareinlagen auf. Mit 23 Millionen Euro ist der Zinsbeitrag Ihre größte Ertragsquelle. Besitzen Sie konservativere Kunden, innovativere Sparprodukte oder bessere Zinsen als die Konkurrenz? Wir locken nicht mit hohen Zinsen. Die Kunden wissen, dass Banken, die jetzt hohe Zinsen vergeben, langfristig nicht mehr bestehen werden. Das sind oft „Sternchenange- bote“ mit einer kurzen Lauf- zeit. Darauf haben die Kunden keine Lust mehr. Unsere Kunden verlangen vielmehr nach flexiblen und sicheren Produkten. Diesen Trend berücksichtigen wir bei unseren neuen Sparprodukten: Beim Produkt PSD Taktik Plus legt der Kunde einen Einmalbetrag für drei Jahre an. Nach jeweils einem Jahr wird ein Drittel des Geldes frei, und er kann es abziehen oder auch verlängern. In den meis- ten Fällen benötigen die Kunden die Flexi- bilität gar nicht, haben aber ein gutes Gefühl zu wissen, dass sie über das Geld verfügen könnten, wenn sie wollten. Welche Konsequenzen bringt das nied- rige Zinsniveau für Ihre Bank mit sich? Das Zinsszenario macht uns Banken das Leben eher schwerer als leichter. Bei den fest- verzinslichen Wertpapieren führen sinkende Zinsen zwar zu steigenden Kursen, in der Wiederanlage wird es dafür aber umso schwieriger. Das Gleiche gilt für das Kre- ditgeschäft: Alte Kredite werfen noch hohe Zinsen ab, neue Darlehen sind deutlich nied- riger verzinst. Das wird künftig eine Heraus- forderung sein. Unsere Risikostrategie richten wir nicht auf eine bestimmte Zins- oder Wert- papierentwicklung aus, wir sind kapitalmarkt- unabhängig aufgestellt. Das Kundengeschäft trägt sich bei niedrigen Kosten selbst. Selbst- André Thaller: „Wir locken nicht mit hohen Zinsen. Die Kunden wissen, dass Banken, die jetzt hohe Zinsen vergeben, langfristig nicht mehr bestehen können werden.“ bank & fonds I andré thaller | psd bank köln 270 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 » Wer sich nur über seine Vertriebserfolge und die eingenommenen Provisionen definiert, wird bei uns wahrscheinlich nicht glücklich werden. « André Thaller, PSD Bank Köln Foto: © Oliver Schmauch André Thaller Seit 2010 ist André Thaller im Vorstand der PSD Bank Köln verantwortlich für den Vertrieb, das Marketing und die Revision. Seine Karriere begann der gebürtige Qua- kenbrücker mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Oldenburgischen Landesbank. Nach einem betriebs- wirtschaftlichen Studium arbeitete er mehrere Jahre für die Unternehmensberatung ZEB Rolfes Schierenbeck in Münster. Danach wechselte er als Leiter Gesamtbank- steuerung zur Volksbank Düsseldorf Neuss. André Thaller ist 47 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder.

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