FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

274 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 bank & fonds I anlageberatung bei direktbanken Foto: © Consorsbank D ie Frage, worin die Vorzüge von Direktbanken liegen, dürfte durchaus unterschiedlich beantwortet werden. „Sie sind günstig“, sagen die einen. „Man kann schnell traden“, erklären die anderen. Und eine dritte Gruppe findet: „Man muss sich nicht an Öffnungszeiten halten.“ Dass Direktbanken auch Anlageberatung anbieten, dürfte hingegen kaum jemandem bekannt sein. Dabei hat etwa die Consorsbank, eine Tochter der französischen BNP Paribas, die bis Dezember 2014 unter dem Namen Cortal Consors firmierte, bereits seit 13 Jahren ein klassisches Provisionsmodell. Neu ist Anlage- beratung bei Direktbanken also nicht, sie ist allerdings selten anzutreffen. Tatsächlich gibt es in Deutschland nur drei Direktbanken, die ihre Kunden in Sachen Geldanlage unterstützen. Neben der Consors- bank mit Sitz in Nürnberg sind das die Com- merzbank-Tochter Comdirect in Quickborn und die Münchner DAB Bank. Die Ge- schäftsmodelle aller anderen Internetbanken sehen keine Beratung vor. Die ING Diba be- gründet dies schlicht mit dem Satz: „Wir sind nun mal eine Onlinebank.“ Punkt. Angesichts des überschaubaren Angebots liegt die Ver- mutung nahe, die Dienstleistungen der Inter- netinstitute könnten sich mehr oder weniger gleichen. Doch weit gefehlt. Die Modelle un- terscheiden sich klar und deutlich. Provisionen fließen zurück „Wir haben Ende 2009 die Honorarbera- tung eingeführt“, sagt Klaus Pilipp, Leiter An- lageberatung bei der Consorsbank. Der Grund dafür: Nach der Finanzkrise herrschte unter Privatinvestoren große Skepsis gegenüber Be- ratungsmodellen auf Provisionsbasis. „Daher haben wir darüber nachgedacht, wie wir unse- re Kunden mit einer zusätzlichen Beratungs- form unterstützen könnten“, berichtet Pilipp. Auf die Honorarberatung sei die Wahl gefal- len, weil die Kosten so transparent sind. In der Tat erschließen sich die Kosten für eine Honorarberatung bei der Consorsbank auf den ersten Blick: Pro Jahr fallen Gebühren in Höhe von 0,7 Prozent bis 1,0 Prozent des Depotvolumens (ohne Cashbestände) an. Obendrauf kommt die Mehrwertsteuer. „Un- sere Kunden kaufen Fonds und Zertifikate oh- ne Ausgabeaufschläge“, sagt Pilipp. Bestands- provisionen vereinnahmt die Consorsbank zwar zunächst, diese werden aber quartalswei- se an die Kunden zurückbezahlt. Damit tut die Bank dem „Gesetz zur Förderung und Regu- lierung einer Honorarberatung über Finanz- instrumente“ Genüge, das kürzer als Honorar- anlageberatungsgesetz bekannt ist. Mit den Rechtsvorschriften, die imAugust 2014 in Kraft getreten sind, hat der deutsche Gesetzgeber auf die Kritik von Verbraucher- schützern reagiert. Der Vorwurf: Die Kosten- strukturen der provisionsbasierten Anlage- beratung seien undurchsichtig, das Modell als solches vor allem darauf ausgelegt, möglichst hohe Provisionen für den Berater zu erzielen. Seit Inkrafttreten des Gesetzes müssen in der Honorarberatung sämtliche Provisionen an den Anleger durchgereicht werden. In der Provisionsberatung ist die Rechtslage anders. Hier gilt: Provisionen dürfen weiterhin voll an den Berater fließen, solange sie offengelegt werden. „Wir schlüsseln die Kosten in beiden Bera- tungsmodellen exakt auf“, sagt Pilipp. Kun- den, die eine Provisionsberatung bevorzugen, bekommen Fonds meist stark rabattiert. Daher bezahlen sie ebenso wie Anleger ohne Betreu- ung Ausgabeaufschläge, die deutlich unter fünf Prozent liegen. Hinzu kommen Bestands- provisionen. „Die anfallenden Kosten zeigen bereits, welches Modell für welchen Privat- anleger geeignet ist“, erklärt Pilipp. „Für Kun- den, die eine sehr aktive Strategie verfolgen, schnell mal in bestimmte Märkte hinein- und wieder hinausgehen, ist die Honorarberatung natürlich günstiger“, sagt er. Schichtet ein Kunde sein Depot dagegen nur selten um, fährt er mit der Provisionsberatung besser. Doppelte Transparenz Banken, die wie Consors in ihrer Anlage- beratung zweigleisig fahren, müssen aller- dings nicht nur hinsichtlich der Kosten dop- pelt transparent sein. Der Gesetzgeber ver- langt darüber hinaus, dass sie die beiden Beratungssegmente auch personell und orga- nisatorisch streng voneinander trennen. Die Bank beschäftigt daher zwölf Mitarbeiter, die Für Direktbanken ist die Anlageberatung naturgemäß ein Nischenthema. Doch das könnte sich ändern. FONDS professionell stellt die Modelle dreier Institute vor. Beratung ganz direkt Die Consorsbank ist wohl die einzige deutsche Direktbank mit Filiale. Am Unternehmenssitz in Nürnberg können sich Anleger auch persönlich beraten lassen. Meist werden die Beratungsgespräche allerdings telefonisch geführt.

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