FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

278 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 natürlich sehr transparent“, lobt Kolb. Die DAB wolle sehen, wie sich die Honorarbera- tung am Markt entwickle. Eine Entwicklung, zu der der Leiter der Individualberatung bei der DAB noch gar nichts sagen will, ist die Zukunft unter dem Dach der BNP Paribas. Ende Dezember 2014 hat die französische Großbank die Münchner gekauft. Ob die Direktbank nun mit ihrer neuen Schwester, der Consorsbank, zusam- mengeführt wird, ist offen. „Wir sind mitten im Übernahmeprozess“, erklären sowohl Kolb als auch Consorsbank-Mann Pilipp. „Zur Zukunft können wir uns nicht äußern.“ Beratung in der Nische Die Dritte im Kreise der Direktbanken mit Anlageberatung ist die Commerzbank-Tochter Comdirect. Bei den Quickbornern heißt das Angebot „Anlageberatung gegen Entgelt“. „Das Modell orientiert sich an der Honorar- beratung“, sagt Ralf Bleckert, Leiter Beratung. „Wir nennen es nur deswegen nicht so, weil es ganz streng genommen keine Honorar- anlageberatung im engen rechtlichen Sinne ist“, erklärt er. Bislang hat sich die Comdirect schlicht die Mühen und Kosten erspart, bei der Finanzaufsicht Bafin einen Eintrag ins Honoraranlageberaterregister zu beantragen, in dem Ende April ohnehin nur 15 Finanz- dienstleistungsinstitute und Banken geführt wurden. Ohne diesen Eintrag darf ein deut- sches Institut sein Angebot nicht als „Hono- raranlageberatung“ bezeichnen. „Keiner un- serer Berater wird über Provisionen bezahlt“, betont Bleckert. Jeder der zehn Kollegen erhalte ausschließlich ein Festgehalt. Allein schon deshalb verstehe es sich von selbst, dass sämtliche Provisionen an den Kunden zurück- fließen. Wer bei der Comdirect Beratung in An- spruch nehmen möchte, muss über eine Anla- gesumme von 25.000 Euro verfügen. Die Kosten belaufen sich auf monatlich 0,05 Pro- zent des durchschnittlichen Depotvolumens, mindestens aber auf 24,90 Euro. Die weiteren Gebühren entsprechen denen, die auch bei der Wertpapieranlage ohne Betreuung zu zahlen sind. „Bei Anlagesummen unter 25.000 Euro würden sich die Kosten für den Anleger nicht lohnen“, sagt Bleckert. Dass das Grüppchen der Comdirect-Kunden, die eine Anlagebera- tung überhaupt nutzt, dadurch natürlich nicht gerade größer wird, ist ihm bewusst. „Bei uns lassen sich rund 3.000 Kunden beraten“, sagt der Experte. Die provisionsfreie Beratung sei in Deutschland eben ein Nischenmarkt. Es fehle immer noch an einem grundsätzlichen Verständnis für dieses Modell. Die Comdirect schichtet nach einem ersten Gespräch und dem Abschluss eines Bera- tungsvertrags ein bestehendes Portfolio dem Risikoprofil und den Anlagewünschen des Kunden entsprechend um. Natürlich können auch neue Depots aus Cashbeständen auf- gebaut werden. „Die Beratung erfolgt über Telefon und E-Mail“, sagt Bleckert. Die De- pots werden systematisch überwacht. Über- schreitet beispielsweise die Volatilität eines Depots eine festgelegte Grenze, werden die Kunden mit einemAlert informiert. Positiver Trend Besteht bei all dem gebotenen Komfort nicht die Gefahr, dass die Comdirect ihrem Mutterkonzern Commerzbank Kunden ab- spenstig macht? „Nein, so sehen wir das nicht“, sagt Bleckert. „Wir ergänzen uns, denn es gibt Kunden, denen die lokale Nähe einer Filiale wichtig ist.“ Über die relativ geringe Anzahl der Beratungskunden macht er sich keine Sorgen. Aufgrund der Niedrigzinsen wachse der Bedarf an Information und Emp- fehlungen zum Thema Geldanlage. Seine Kollegen bei den anderen Instituten sehen ebenfalls einen positiven Trend. „Es ist doch klar, dass Anleger eine Beratung heute unkompliziert in ihren Tagesablauf integrieren möchten“, ist sich DAB-Experte Kolbe sicher. Klaus Pilipp von der Consorsbank geht davon aus, dass sie dafür künftig noch stärker als heute schon moderne Kommunikationskanäle nutzen werden. Die Anlageberatung bei einer Direktbank ist vielleicht nicht ganz so persönlich wie bei der Filiale vor Ort, aber sie ist deutlich beque- mer und meist auch günstiger. Und lästige Öffnungszeiten spielen auch keine Rolle. ANDREA MARTENS | FP bank & fonds I anlageberatung bei direktbanken Foto: © Comdirect Bank Ralf Bleckert, Comdirect Bank: „Der Bedarf an Information und Empfehlungen nimmt zu.“ Die Beratungsmodelle deutscher Direktbanken im Überblick Comdirect Bank Consorsbank DAB Bank Kundenzahl Ca. 2 Mio. Kunden Ca. 850.000 Kunden Ca. 593.000 Kunden Art der Anlageberatung Anlageberatung gegen Entgelt Provisionsberatung, Honorarberatung Portfolioanalyse, Provisionsberatung Beratungskosten 0,05 % der durchschnittlichen Anlagesumme pro Provisionsberatung: Ausgabeaufschläge rabattiert, Portfolioanalyse: 150 Euro pro Analyse inkl. Monat, mindestens 24,90 Euro; Provisionen werden Bestandsprovisionen; Honorarberatung: 0,7–1,0 % des MwSt.; Provisionsberatung: Ausgabeaufschläge vereinnahmt, jedoch komplett an Kunden ausgekehrt Depotvolumens (ohne Cashbestand) pro Jahr zzgl. MwSt., rabattiert, Bestandsprovisionen Bestandsprovisionen werden quartalsweise ausgekehrt Mögliche Kanäle Telefon, E-Mail; zusätzl. Service: E-Mail- oder Telefon- Telefon, Telefon und Desktop-Sharing, Video- Telefon und Desktop-Sharing für Beratung Alert bei Überschreiten einer Volatilitätsgrenze beratung, persönliches Gespräch in der Filiale Mindestanlagesumme 25.000 Euro Empfehlung für Provisionsberatung: ca. 10.000 Euro, Ca. 1 Mio. Euro Empfehlung für Honorarberatung: ca. 25.000 Euro Kunden in der Beratung Ca. 3.000 Kunden Ca. 17.000 Kunden Unter 6.000 Kunden Typischer Nutzer Kein typischer Nutzer, männliche und weibliche Männlich, Alter: ca. 53 Jahre, sehr gebildet, sehr gute Kennt- Alter: ca. 50 Jahre, viel Erfahrung Kunden aller Altersstufen, Anlagevolumen von nisse in der Geldanlage; könnte Depot selbst managen, ver- im Wertpapiergeschäft 25.000 bis zu mehreren Millionen Euro zichtet aber aus Zeitgründen oder mangelndem Interesse darauf Quelle: Direktbanken, eigene Recherchen, Stand: 27. 4. 2015

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