FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

298 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 Hybridprodukte. Die sind unter der Motor- haube nicht mehr bis ins Detail zu erklären.“ Ein Teil der Gelder fließt in den klassischen Deckungsstock, ein Teil in Fonds. Die Um- verteilung findet regelbasiert statt und hängt vom Risikobudget des Kunden ab. „Während der Finanzkrise 2008 musste man bei diesen Konzepten sicher das Aktieninvestment redu- zieren, um die Garantie darstellen zu können“, so Kling. Das führte nicht selten dazu, dass das einst chancenreich investierte Geld der Anleger seit Jahren in kaum rentierlichen Anleihen feststeckt. „Bei modernen dynami- schen Produkten kann man durch neue Bei- träge aber auch wieder in risikotragende An- lagen gehen“, so Kling. In der Kritik steht auch die Jahr-für-Jahr- Garantie, die deutsche Versicherer bisher fast alle anbieten. „Ein Jahr, in dem die Kunden beispielsweise vier Prozent zuge- schrieben bekommen, erhöht sogar noch die Garantie, die im nächsten Jahr zu er- füllen ist“, gibt Kling zu bedenken. Die Verzinsung neu abgeschlossener Policen liegt zwar nur noch bei maximal 1,25 Prozent, dieser Satz fällt dann aber auf ei- nen im Beispiel um vier Prozent höheren Grundbetrag an. Briten setzen auf Investment In vielen anderen Märkten, etwa in Großbritannien, geben die Versicherer keine jährlichen Zusagen, sondern be- schränken sich auf endfällige Garantien. Unter dem neuen Aufsichtsregime Sol- vency II ist das für die Assekuranz deutlich günstiger. Ohnehin setzen die Briten schon immer stärker auf den Kapitalmarkt. Für eine erfolg- reiche Altersvorsorge sei es dringend notwen- dig, dass das Produkt eine ausreichend hohe Rendite erwirtschafte, denn nur so könne die Vorsorgelücke geschlossen werden, betont Claus Mischler, Leiter der Produktentwick- lung bei Standard Life in Deutschland. „Ent- sprechend führt aus meiner Sicht an einer investmentorientierten, breit gestreuten Kapi- talanlage mit einem deutlich höheren Aktien- anteil kein Weg vorbei“, sagt er. Eine Garantie von 1,25 Prozent bei einer Altersvorsorge über 30 Jahre und zwei Pro- zent Inflationsrate stellt in Mischlers Augen lediglich einen garantierten Kaufkraftverlust dar. „Dies beim Verkauf in den Mittelpunkt zu stellen ergibt eigentlich keinen Sinn.“ In Großbritannien komme man seit gut zehn Jahren immer mehr von festen Garantien weg, der deutsche Markt bewege sich langsam auch in diese Richtung. Standard Life jedenfalls bietet seit Mitte April in Deutschland keine Garantieprodukte mehr an – aktiv gemanagte Fondspolicen mit geringen Schwankungsbreiten und stabiler Performance hält der britische Anbieter für den besseren Weg. Mischler: „Die Kunden wollen hinsichtlich ihrer Altersvorsorge dop- pelte Sicherheit: zum einen die Sicherheit, ihr Sparziel zu erreichen, zum anderen die Si- cherheit, ihre Kaufkraft auch in Zukunft zu erhalten. In der Vergangenheit konnten ihnen Produkte mit Garantien eine zufriedenstellen- de Lösung bieten. Doch unter den veränderten Kapitalmarktbedingungen ist dies weder heute noch künftig möglich.“ Eine flexible Fondspolice gegen Einmalbei- trag bietet seit 2013 auch der niederländische Versicherer Aegon in Deutschland an: Die „Secure Depotrente“ bietet ein lebenslang ga- rantiertes Einkommen, das niemals sinken, bei guter Fondsentwicklung aber steigen kann. Zusätzlich könne der Beginn der Renten- zahlungen nach Vertragsbeginn ohne Verlust der Garantien geändert werden, teilt Aegon mit. Darüber hinaus seien Kapitalentnahmen jederzeit kostenfrei möglich. Andere Aufsichtskultur Lutz Morjan, Head of Insurance Solutions bei NN Investment Partners (ehemals ING In- vestment Management), sieht einen Grund für die rasche Entwicklung von Produkten mit neuartigen Garantien in den Niederlanden in der unterschiedlichen Aufsichtskultur der beiden Länder: „Die Aufsicht in den Niederlanden versucht viel stärker als die deutsche, proaktiv Änderungen in der Branche herbeizuführen.“ Beispielsweise müssen sich niederlän- dische Versicherer und Pensionseinrich- tungen schon seit Jahren viel stärker an den Marktwerten orientieren, sowohl auf der Verpflichtungs- als auch auf der Kapi- talanlageseite. So wurde offensichtlich, wie teuer Garantien tatsächlich sind, berichtet Morjan. „Dadurch haben die Versicherer in den Niederlanden schon viel eher überlegt, ob sie weiterhin die alten – sehr weitreichenden – Garantien geben können.“ ANKE DEMBOWSKI | FP fonds & versicherung I lebensversicherung Foto: © Holger Peters Fotografie, Anke Dembowski Lutz Morjan, NN Investment Partners: „Die Aufsicht in den Niederlanden versucht viel stärker als die deutsche, proaktiv Änderungen in der Branche herbeizuführen.“ Langfristige Zinsentwicklung in den USA Zwischen 1945 und 1981 stieg die Rendite zehnjähriger US-Staats- anleihen recht kontinuierlich. Langfristig sind die im Schnitt hohen Zinsen der letzten drei Jahrzehnte aber die Ausnahme. Niveaus über sechs Prozent waren früher selten. Quelle: BB Bellevue Funds 16 % 14 % 12 % 10 % 8 % 6 % 4 % 0 % 2 % 1800 1850 1900 1950 2000 n Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen Claus Mischler, Standard Life: „An einer investment- orientierten, breit gestreuten Kapitalanlage mit einem deutlich höheren Aktienanteil führt kein Weg vorbei.“

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