FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

84 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 markt & strategie I demografie Foto: © Wavebreakmedia Ltd | Dreamstime.com A n der Börse wird bekanntlich die Zu- kunft gehandelt. Wenn sich also die Gelegenheit bietet, auf einen „sicheren“ Trend zu setzen, sollte man aufhorchen. Das Thema Demografie könnte eine solche Chan- ce bieten, denn beim Alterungstrend handelt es sich nicht um eine Prognose, wie der Demograf Bernd Raffelhüschen betont. „Wir arbeiten nicht mit Prognosen, weil alles, was wir betrachten, schon da ist“, argumentiert er. „Diejenigen, die in 20 Jahren 80 werden, sind heute schon auf der Welt.“ Demnach setzen Investmentfonds, die sich dem Thema Demografie verschrieben haben, auf eine sichere Zukunftserwartung – eine verlockende Aussicht. Zumindest eignet sich die Story, um den einen oder anderen Aktien- muffel aus seiner Sparbuchecke zu holen, denn sie klingt schlichtweg überzeugend. „Die demografische Entwicklung ist der langfristig stabilste Trend, der insgesamt nur schwer zu beeinflussen ist. Die Demografie umfasst sowohl die steigende Lebenserwartung als auch Veränderungen in der Altersstruktur“, erklärt Marcus Konstanti, Portfoliomanager und Aktienanalyst bei Sal. Oppenheim. Vafa Ahmadi kann dem nur zustimmen: „Im Jahr 2045 werden die Menschen über 65 in Europa mehr als 25 Prozent der Bevölke- rung ausmachen. Und zu diesem Zeitpunkt wird auch in den bevölkerungsreichen Län- dern Lateinamerikas und Asiens der Alte- rungstrend deutlich“, sagt Ahmadi, Leiter für Themeninvestments bei der französischen Boutique CPR Asset Management, die zur Amundi-Gruppe gehört. CPR legte 2009 den Fonds CPR Silver Age auf, der inzwischen fast eine Milliarde Euro verwaltet. Ahmadi nennt weitere Argumente, warum die Demografie bei Anlageentscheidungen eine wichtig Rolle spielen sollte: „In Europa verfügt die Altersgruppe zwischen 55 und 74 im Schnitt über die höchsten Geldvermögen.“ Die Senioren legen also nicht nur zahlen- mäßig an Bedeutung zu, sondern auch mit Blick auf die Kaufkraft. Schwungrad der Wirtschaft Angesichts solcher Informationen fällt es schwer, die Alten nicht als Schwungrad der Wirtschaft anzusehen. Offenbar gilt es nur noch, die richtigen Branchen und Titel aus- findig zu machen. „Dominierende Branchen für die finanziellen Ausgaben der Silver Ager sind Gesundheitserhaltung, Ernährung und Lifestyle, Versicherungen, Haushaltsgüter sowie Freizeit und Reisen“, sagt Sal.-Oppen- heim-Experte Konstanti. Um genau herauszufinden, welche Unter- nehmen vomAlterungstrend profitieren könn- ten, versucht Schroders, Daten intelligent zu- sammenzubringen: „Bei Schroders beschäfti- gen wir uns bereits seit über einem Jahrzehnt mit dem Thema Demografie und haben eine breite Datenbank hierzu aufgebaut“, erklärt Joachim Nareike, Leiter Publikumsfonds bei Schroders. Das Haus beziehe zum Beispiel Daten von der Weltgesundheitsorganisation, um zu sehen, wie sich auf der Welt Krank- heiten verändern, und von der Welthandelsor- ganisation, um nachzuvollziehen, welche Ein- kommenstrends in den einzelnen Ländern herrschen. Dies werde dann mit Daten über die Entwicklung der Lebensgewohnheiten in den verschiedenen Ländern abgeglichen. „Aus der Analyse dieses Big-Data-Pools ziehen unsere Fondsmanager letztlich ihre Investmentideen“, fährt Nareike fort. Als Beispiel führt er den französischen Bril- lenglashersteller Essilor an: „In Deutschland haben etwa 50 Prozent der Erwachsenen eine Sehschwäche, die durch eine Brille ausge- glichen wird. In China hingegen besitzen nur 25 Prozent der Erwachsenen eine Sehhilfe. Da wir allerdings davon ausgehen, dass chinesi- sche Augen nicht anders funktionieren als unsere und wir gleichzeitig für China bald ähnliche Lebensumstände erwarten, was bei- spielsweise Smartphonenutzung und Bild- schirmarbeitsplätze angeht, rechnen wir mit einer Verdoppelung des Marktes in den nächs- ten Jahren.“ Mit einem Marktanteil von 30 Prozent in China dürfte Essilor von dieser Entwicklung profitieren. Während Essilor in Verbindung mit dem Silver-Ager-Trend einleuchtet, ist man zu- nächst erstaunt, schwere Motorräder wie Har- ley Davidson im Portfolio des Schroder ISF Global Demographic Opportunities zu finden. Nareike entgegnet: „Der durchschnittliche Harley-Käufer ist 54 Jahre alt. In diesemAlter gönnt man sich wieder etwas und hat auch Einige Fondsmanager setzen auf die Kaufkraft der alternden Bevölkerung. Ihre Argumente sind durchaus nachvollziehbar – Vorsicht ist aber dennoch geboten. Lukratives Alter Mittlerweile werden „Senioren“ schon in zwei Gruppen mit unterschiedlichen Konsummustern geteilt: die Gruppe der agilen Senioren von 65 bis unter 80 und die der Hochbetagten ab 80.

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