FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2015

94 www.fondsprofessionell.de | 2/2015 markt & strategie I flexible rentenfonds Foto: © Christoph Hemmerich E rrare humanum est“, sagt der Lateiner. Irren ist menschlich. Wie schnell sich diese Weisheit auch für echte Stars unter den internationalen Fondsmanagern be- wahrheiten kann, musste unlängst Michael Hasenstab erfahren. Seit er vor 17 Jahren beim US-Investmenthaus Franklin Templeton begann, hat er sich mit ebenso riskanten wie erfolgreichen Bond-Strategien einen Namen gemacht. Berühmt wurde er mit seiner Wette auf das Comeback des Euro-Krisenstaates Irland. Auch sein Investment in Ungarn, wo Hasenstabs Fonds rund 14 Milliarden US- Dollar in Staatsanleihen angelegt hatten, er- regte Aufsehen – und brachte den Anlegern hohe Erträge. Zuletzt kam dem Starfondsmanager jedoch der drohende Finanzkollaps in der Ukraine in die Quere. Dort hatten Hasenstabs größte Fonds, der Templeton Global Bond und der Templeton Global Total Return, über sieben Milliarden US-Dollar in Staatsanleihen in- vestiert. Das entspricht fast der Hälfte aller internationalen Anleihen des Landes. Sollte es tatsächlich zu einem Schuldenschnitt kom- men, müsste der Fondsmanager einen großen Teil seines Ukraine-Investments abschreiben. Auch wenn es um Milliarden geht, dürfte das für das Gesamtportfolio zu verschmerzen sein, immerhin verwalten die Fonds über verschie- dene Vehikel in den USA und Europa insge- samt rund 150 Milliarden Dollar. Den Inves- toren gefällt die Aussicht auf Verluste dennoch nicht: Im vergangenen Jahr zogen sie 14 Mil- liarden Dollar aus Hasenstabs Fonds ab. Globale Chancensuche Doch unabhängig davon, wie die riskante Ukraine-Wette ausgehen wird: Der über lange Jahre enorme Anlage- und auch Absatzerfolg gibt Hasenstab recht. In Zeiten mickriger Zin- sen sehnen sich Anleger nach Managern, die keinem Vergleichsindex folgen, sondern welt- weit opportunistisch nach Chancen auf den Rentenmärkten suchen. Kein Wunder also, dass immer mehr Gesellschaften dem Beispiel des Starmanagers folgen und auf der Erfolgs- welle mitschwimmen wollen. Oft unter der Bezeichnung „Global Unconstrained Bond“ legen sie Fonds auf, die sich an keiner Bench- mark orientieren. „Stattdessen investieren sie immer genau dort, wo sie gerade hohe Erträge wittern“, sagt der Kölner Dachfondsmanager Eckhard Sauren. Das tun sie ganz locker und zwanglos – nichts anderes bedeutet das eng- lische Wort „unconstrained“. Wer solche neuen Strategien nutzen möch- te, findet eine breite Auswahl vor. Nach Re- cherchen von FONDS professionell sind in Deutschland und Österreich aktuell mindes- tens zwei Dutzend Produkte zum Vertrieb zu- gelassen, die die Kriterien für eine weltweite, flexible Anleihenstrategie erfüllen (siehe Ta- belle auf Seite 98). Das wohl prominenteste Mitglied in der „Unconstrained-Liga“ ist der seit Oktober 2014 auch in Europa erhältliche Janus Global Unconstrained Bond Fund. Ihn steuert kein Geringerer als Bill Gross, der nach seinemAbgang beim weltgrößten Anlei- henmanager Pimco beim deutlich kleineren Rivalen Janus Capital Group anheuerte. Allerdings ist längst nicht nur da „uncon- strained“ drin, wo „unconstrained“ draufsteht. Wer Fonds sucht, die ohne Benchmarkorien- tierung weltweit in festverzinsliche Wertpa- piere investieren, findet entsprechende Pro- dukte in den bekannten Datenbanken auch unter Bezeichnungen wie „Global Strategic“, „Opportunistic“ oder „Opportunities“. Und selbst ein Rentendachfonds wie der Ariqon Konservativ T, dessen Name alles andere vermuten lässt, darf aufgrund seiner Anlage- philosophie zu den Unconstrained-Bond-Port- folios gezählt werden. Auch der Carmignac Portfolio Global Bond Fund versteht sich nach Aussage des Portfo- lio-Advisors Jean Médecin als solches Pro- dukt. Médecin, der von London aus mit gro- ßen Researchteams seinen Pariser Fondsma- nagerkollegen zur Seite steht, hält heute auch im Rentenbereich ein Maximum an Flexibili- tät für unverzichtbar. Anlässlich eines Vortrags im März erklärte er: „Wir können binnen we- nigen Tagen ein positives Exposure in einer Währung in ein negatives drehen.“ Gemeint ist damit, dass das Management sich kurzfris- tig so positionieren kann, dass der Fonds plötzlich nicht mehr von steigenden, sondern von fallenden Wechselkursen einer Währung profitiert (siehe Interview Seite 100). Der Carmignac-Fonds erwies sich dabei zuletzt als vergleichsweise erfolgreich, und Global agierende Rentenfonds mit dem Zusatz „unconstrained“ legen dort an, wo sie Chancen wittern. Wegen der Magerzinsen finden sie reichlich Käufer. Auf Hasenstabs Spuren Michael Hasenstab verwaltet für Franklin Templeton zig Milliarden in flexiblen Rentenfonds – lange sehr erfolgreich, zuletzt aber mit durchwachsenen Ergebnissen. Andere Investmenthäuser wollen an seine Absatzerfolge anknüpfen.

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