FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

Breites Meinungs spektrum Die Diskussionsteilnehmer (v. l. n. r.): Bill Miller (Legg Mason), Leo Perry (Ennismore FM), Peter E. Huber (Starcapital), Cormac Weldon (Artemis IM), Olgerd Eichler (Mainfirst AM), Eckhard Sauren (Sauren Fonds-Service), Klaus Kaldemorgen (Deutsche AWM) Anlässlich der Sauren Golden Awards baten wir die diesjährigen Preisträger zu einer Diskussion über die Aussichten an den Kapitalmärkten. Die Einschätzungen der Topmanager weisen eine beträchtliche Bandbreite auf. 102 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 sauren golden awards 2015 I roundtable Hans Heuser (FONDS professionell): Aktu- ell diskutiert die gesamte Investmentwelt über China und die Entwicklungen rund um die Währung und den Kapitalmarkt des Landes. Parallel dazu blicken alle gebannt auf die USA und die dort anste- hende Zinsentscheidung. Wie beurteilen Sie die das makroökonomische Umfeld vor diesem Hintergrund? Klaus Kaldemorgen (Deutsche AWM): Aus meiner Sicht haben die Investoren durchaus realisiert, dass sie ihre Wachstumserwartun- gen angesichts der Entwicklungen in China nach unten revidieren müssen. Und dieser Prozess ist noch nicht zu Ende. Die meisten Ökonomen liegen mit ihren Wachstums- erwartungen meines Erachtens aber noch immer zu hoch. Das ist angesichts dessen, dass sich China in Bezug auf tatsächliche Zahlen nun wirklich nicht als transparent erweist, auch nicht überraschend. Deshalb dauert es wahrscheinlich noch eine gewisse Zeit, bis die Auswirkungen verlässlich einge- schätzt werden können. Die Kapitalmärkte haben inzwischen eine ernste Abschwächung des weltweiten Wachstums eingepreist. Das ist aus meiner Sicht ein wenig übertrieben. Zum Teil waren diese Furcht und die scharfe Reaktion sicher geprägt von Enttäuschung über die Reaktion der Politik in China. Bis- her war stets davon die Rede, dass es immer dann zu Kursdruck kam, wenn Chinas Wachstum sich abgeschwächt hat. Gleichzei- tig ist man aber immer davon ausgegangen, dass das Land über genügend Ressourcen verfügt, um mit der jeweiligen Situation um- zugehen. Nun müssen wir feststellen, dass der Kaiser offenbar ohne Kleider dasteht. Denn die Antwort aus dem politischen China war gelinde gesagt nicht sehr überzeugend. Es war vor allem keine Antwort im Sinne freier Märkte. Vielmehr hat die chinesische Führung versucht, nach altem Muster mit der Situation umzugehen. Nun rätselt jeder, wie es dort weitergehen wird. Bill Miller (Legg Mason): Ich glaube aller- dings, man sollte dabei eines nicht vergessen: Die Geschehnisse in China werden eher so etwas wie einen psychologischen Effekt haben, zumindest auf die Börsenentwicklung in den USA. Es sind schließlich gerade ein- mal zwei Prozent der Erträge im S&P 500 Index, die aus China stammen. Außerdem haben wir keinerlei Hinweis darauf, dass es eine statistisch ernst zu nehmende Korrela- Fotos: © Christoph Hemmerich » In einem Land wie China, das seinen Bürgern vorschreibt, wie viele Kinder sie haben dürfen, wird ein Unternehmer einem Analysten sicher nicht über alle Probleme berichten, vor denen seine Firma je nach der wirt- schaftlichen Lage gerade steht. « Cormac Weldon, Artemis IM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=