FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

biliensektor, aber auch bei Fluglinien und Finanzwerten bieten sich zum Teil sehr gute Gelegenheiten. Heuser: Was macht denn gerade Fluglinien so interessant? Miller: Nach Jahrzehnten von erschreckend schlechten Erträgen ohne große Nettogewin- nen sehen die Aussichten für diese Branche aus meiner Sicht sehr gut aus. Die vier größ- ten Gesellschaften vereinen mittlerweile rund 90 Prozent des gesamten Geschäfts auf sich – mit deutlich höheren Margen in den kommenden beiden Jahren. Die Kurse könn- ten schon jetzt sehr viel höher stehen. Wenn etwa Delta Airlines ein Junkbond und nicht die größte Fluglinie in den USA wäre, dann würde das Papier aus meiner Sicht schon heute beim Doppelten seines aktuellen Kur- ses notieren. Entsprechend gehören Ameri- can Airlines und Delta Airlines zu den größ- ten Positionen in meinem Fonds. Was spe- ziell den Häusermarkt interessant macht, das ist die Tatsache, dass wir es hier mit einem der wenigen Sektoren zu tun haben, der sich noch nicht wieder erholt hat so wie andere Teile der US-Wirtschaft. Ein Beispiel: Wäh- rend ein Bauunternehmen wie Lennar im Jahr 2005 noch 57.000 Häuser errichtet und abgeliefert hat, waren es im vergan- genen Jahr gerade einmal 22.000 Häuser. Die Bestände sind zudem aktuell relativ niedrig, sodass die entsprechenden Un- ternehmen vor einer Erholungsphase stehen, die durchaus noch eine geraume Weile anhalten dürfte. Gleichzeitig notie- ren viele dieser Werte unterhalb des durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Ver- hältnisses am Markt. Deshalb gehen wir davon aus, dass es hier zu einem deutlich anziehenden Wachstum kommen wird, das in den nächsten drei bis fünf Jahren zwischen 15 und 20 Prozent betragen dürfte. Und selbst wenn ein Wert wie die genannte Lennar Corporation in diesem Zeitraum wieder ein Niveau von 57.000 fertiggestellten Häusern pro Jahr errei- chen sollte, dann wäre das immer noch keine Blasenbildung in diesem Sektor, allenfalls eine zyklische Spitze. Perry: Vielleicht kurz vorab: Wir haben uns auf den Bereich europäische Small Caps spezialisiert, weil deren Attraktivi- tät in einem Fehlen von entsprechendem Sell-Side-Research besteht. Daher haben wir im Prinzip keinen Ansatz, der sich an be- stimmten Themen, Sektoren oder unterneh- menspolitischen Entscheidungen orientiert. Einer der größten Werte in unserem Fonds ist die norwegische Gesellschaft Oslo Bors Hol- ding. Das Unternehmen ist im Jahr 2001 ent- standen, als die Oslo Stock Exchange in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Es ist allerdings nach wie vor nicht an der nor- wegischen Börse notiert, weil die Regierung in Oslo damit verhindern wollte, dass das Unternehmen allzu leicht von einem Konkur- renten übernommen werden könnte. Entspre- chend verfügt die Gesellschaft über ein fast monopolartiges Geschäftsmodell und bietet derzeit eine Dividendenrendite von acht Pro- zent. Aus unserer Sicht ist das insgesamt ein qualitativ sehr hochwertiges Geschäft auf ei- nem derzeit sehr fairen Bewertungsniveau, ganz einfach weil es von sehr vielen Markt- teilnehmern sozusagen übersehen wird. Sauren: Herr Weldon, Sie haben eine ganz andere Herangehensweise an Ihre Invest- ments, Sie schauen sehr wohl auf die makroökonomischen Bedingungen wie auch auf die Zinssituation, bevor Sie sich für ein Investment entscheiden. Wo finden Sie Ihre Favoriten? Weldon: Für uns ist vor allem wichtig, mit unseren Investments ein attraktives Rendite- Risiko-Verhältnis zu erzielen. Deshalb steht das bereits angesprochene Immobilienthema auch bei uns auf der Kaufliste, wobei wir eher die Zulieferer und den privaten Häuser- markt favorisieren. Eine attraktive Branche aus meiner Sicht sind auch die Hersteller von Videospielen. Die Überlegung dahinter: Na- türlich spielen gesamtwirtschaftliche Be- trachtungen eine wesentliche Rolle, aber getrieben wird deren Entwicklung am Ende von Menschen, die etwas kaufen oder nach- fragen. Deshalb denken wir bei unseren Investments weniger über die Wirtschaft ins- gesamt nach, sondern lassen uns vielmehr von anderen Überlegungen leiten, beispiels- weise der Frage, wie viele X-Boxen und Play Stations eigentlich in den Wohn- und Schlaf- zimmern amerikanischer Haushalte stehen. In einem weiteren Schritt versuchen wir zu identifizieren, wer davon am ehesten profi- tieren wird – und erkennen dann, dass es die Hersteller von Videospielen wie „Fifa“, „Mad Man“, „American Football“ oder „Call of Duty“ sein werden. Das ist sozusagen der oberste Treiber. Allerdings gibt es bei den Herstellern dieser Spiele noch einen weiteren Treiber, der sich zudem sehr günstig auf deren Ertragslage auswirken wird, und das ist die zunehmende Zahl von Internetdownloads solcher Spiele. Denn das hat insofern eine Art Hebeleffekt, als bei einem angenomme- nen Preis von 60 US-Dollar rund 15 Dollar beim Einzelhändler verbleiben, während die- ser Betrag beim Download über das Internet in der Kasse des Herstellers verbleibt. Heuser: An dieser Stelle ist es vielleicht interessant, von Klaus Kaldemorgen zu er- fahren, wie hoch der Aktien- beziehungs- Leo Perry: „Wir haben uns auf europäische Small Caps spezialisiert, weil deren Attraktivität in einem Fehlen von entsprechendem Sell-Side-Research besteht.“ 108 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 sauren golden awards 2015 I roundtable Foto: © Christoph Hemmerich » Was wir aktuell erleben, ist doch lediglich eine Korrektur an den Kapitalmärkten. Aber viele Leute sehen darin schon wieder die Rückkehr der Krise von 2008. « Leo Perry, Ennismore FM

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