FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015
weise Rentenanteil in seinem Multi-Asset- Fonds ist. Kaldemorgen: Ich will gar nicht verleugnen, dass die Aktie sicherlich die attraktivste Assetklasse ist. Unglücklicherweise ist sie aber keine risikofreie Assetklasse. Aus die- sem Grund muss ich innerhalb eines Total- Return-Portfolios natürlich immer eine aus- reichende Balance zwischen risikoreichen Anlagen und risikoärmeren Investments im Auge behalten. Diese Überlegung bestimmt im Wesentlichen die Quote, die ich in Aktien investieren kann – in einem Markt, der ak- tuell von einer extrem hohen Volatilität gekennzeichnet ist. Aus einer Makroperspek- tive betrachtet lassen sich diese Risiken schon dadurch erheblich reduzieren, dass ich Schwellenländer meide und möglichst in europäische und amerikanische Aktien in- vestiere. Denn Unternehmen aus diesen Regionen werden sicherlich mit einer von geringeren Wachstumsraten geprägten Situa- tion sehr viel besser umgehen können als Unternehmen aus Schwellenländern. Ich bevorzuge vor allem konsumnahe Werte, die einen gewissen defensiven Charakter auf- weisen. Ich würde dagegen solche Unterneh- men meiden, die gerade hohe Investi- tionsausgaben vor sich haben, aber auch Aktien aus Branchen wie Energie und Rohstoffe. Aktuell sind knapp 40 Prozent des Fonds in Aktien investiert. Sauren: Was die andere Assetklasse an- geht, haben Sie vor Kurzem in einem Interview geäußert, dass die Alterna- tive zu Aktien derzeit eher im Cash- bereich zu finden ist, weniger bei An- leihen. Wie ist das zu verstehen? Kaldemorgen: Im Grunde spielt es der- zeit eigentlich keine Rolle, ob man in Cash oder Anleihen investiert. Denn in der aktuellen Niedrigzinsphase ist der damit zu erzielende Ertrag ja nahezu der gleiche. Was ich mit dieser Äußerung gemeint habe, ist die Tatsache, dass ich es derzeit bewusst vermeide, eine zu hohe Duration und die damit verbundenen Risiken auf der Bondseite meines Port- folios zu haben. In diesen Tagen muss man als Fondsmanager einfach akzeptie- ren, dass reine Geldmarktanlagen einen negativen Ertrag aufweisen. Deshalb ver- suche ich durch eine bewusste Mischung von kurz laufenden Staatsanleihen, sozu- sagen als Cash-Alternative, auf der einen Seite sowie ausgewählten High-Yield-Anla- gen und Anleihen aus dem Energiesektor auf der anderen Seite einen angemessenen Ertrag zu erzielen. Gerade Letztere haben ja zum Teil erhebliche Kursrückgänge erlitten. Heuser: Herr Huber, Sie scheinen die Situation durchaus etwas anders zu beur- teilen, wenn es immer noch stimmt, dass Sie rund 40 Prozent Ihres Rentenport- folios in Cash halten. Oder sind Sie mitt- lerweile auf interessante Alternativen ge- stoßen? Huber: Für meine Rentenportfolios stimmt die Zahl nach wie vor, wir halten darüber hinaus rund 25 Prozent im sogenannten Cross-Border-Segment von Unternehmens- anleihen, also eine Mischung aus „BBB“- und „BB“-gerateten Unternehmensanleihen, um darüber eine Art Balanced-Risk-Portfolio zu erhalten. Aber wir brauchen die hohe Cashquote, denn wir sehen durchaus Liquidi- tätsprobleme auf die Kapitalmärkte zukom- men. Die Banken ziehen sich immer stärker als Market Maker zurück, und daher könnte es zu einem erheblichen Druck kommen. Sauren: Meinen Sie Druck auf den Sektor der Unternehmensanleihen? Huber: Ganz genau. Und wenn es dazu kommt, dann wollen wir als Contrarian-In- vestor natürlich genügend liquide Mittel be- reithalten, um sich bietende Chancen ergrei- fen zu können. In dieser Rolle mögen wir ge- rade solche Investments, die von anderen be- wusst gemieden werden. Ich habe beispiels- weise begonnen, Aktien aus dem Rohstoff- sektor wie etwa Freemont oder Anglo Ameri- can zu kaufen. Außerdem bin ich jüngst erst in eine Anleihe von Petrobras eingestiegen, die eine Rendite von 9,3 Prozent aufweist. Wichtig für mich ist dabei lediglich die Zu- versicht, dass die Anleihe auch tatsächlich zurückgezahlt wird. Was in der Zwischenzeit passiert, ist für mich nicht entscheidend. Kaldemorgen: Wenn man als Investor tat- sächlich angemessen bezahlt wird für die Risiken, die man eingeht, dann kann so etwas durchaus ein interessantes Investment sein, zumindest auf der Bondseite. Am Aktien- markt kann es sich allerdings als erheblich schmerzlicher herausstellen, als Contrarian zu agieren, also gegen den Strom zu schwim- men. Ich kenne einige Kollegen, die noch vor zwei, drei oder vier Monaten verstärkt in Energie- und Rohstoffaktien investiert ha- ben. Deren Risikoappetit ist mittlerweile, so glaube ich, deutlich geringer geworden. Huber: Man muss natürlich den richtigen Zeitpunkt erwischen. Eine solche Strategie ist keine Frage der Qualität eines Unterneh- mens, das hinter einer entsprechenden Aktie steht. Denn man muss sich doch einmal die Frage stellen, was eine sogenannte Qualitäts- Cormac Weldon: „Besondere Bewegungen in den Rentenmärkten sind natürlich von besonderer Bedeutung auch für die Aktienmärkte.“ 110 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 sauren golden awards 2015 I roundtable Foto: © Christoph Hemmerich » Man muss sich doch die Frage stellen, wem man denn wohl eher trauen sollte: den Politikern, den Zentralbankern oder den Unternehmenslenkern? Ich ziehe es jedenfalls vor, Aktien zu halten anstelle von Papiergeld oder Schuldscheinen. « Olgerd Eichler, Mainfirst AM
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