FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

aktie eigentlich ist. Im Grunde doch meist nichts anderes als eine Aktie, die über mehre- re Jahre einen erheblichen Kursaufschwung erlebt hat. Nehmen Sie als bestes Beispiel den deutschen Wert RWE. Auch das war frü- her einmal ein Topqualitätswert. Kaldemorgen: Ich würde Ihnen sogar zustim- men, dass es keine Frage der Qualität ist. Es geht darum, die richtige Balance zwischen dem Risiko, das man als Investor eingeht, und dem Ertrag, den man mit einem Invest- ment generieren kann, zu finden. Und wenn das Risiko erheblich höher ist als der Ertrag, den man bekommt, dann ist es, vereinfacht gesagt, lediglich ein schlechtes Investment gewesen. Heuser: Wird das Risiko im Anleihen- markt derzeit denn angemessen bezahlt? Kaldemorgen: Wenn man derzeit im Bond- bereich der Energieversorger eine Rendite von zehn Prozent erzielen kann, dann kann man aus meiner Sicht schon sagen, dass das ein angemessenes Entgelt für das eingegan- gene Risiko darstellt. Aber es kommt natür- lich auf den Einzelfall an. Ob Investoren der- zeit am Aktienmarkt tatsächlich eine angemessene Bezahlung für ihr Risi- ko bekommen, sei einmal dahinge- stellt. Zumindest bei Rohstoffwerten und Aktien aus sehr stark zyklischen Sektoren sind die Risiken meiner Meinung nach derzeit sehr viel höher als der Ertrag, den ich über eine ge- wisse Zeit daraus erwarten darf. Huber: Aber auch bei Aktien kommt es durchaus auf den Einzelfall an. Ein gutes Beispiel in diesem Zusammen- hang ist eine Aktie wie Teck Resour- ces. Im letzten Zyklus habe ich den Wert zu einem Kurs von drei Dollar gekauft und am Ende für rund 20 Dollar wieder verkauft. Daher kann der Ertrag durchaus sehr hoch sein, wenn man mit seiner Einschätzung richtigliegt. Sauren: Eine Frage an die Aktien- manager: Inwieweit spielt die Liquidität an den Rentenmärkten eine Rolle für Sie, vor allem vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus dem Jahr 2008? Damals haben wir erlebt, wie Liquiditätsproble- me im Rentenmarkt sich sozusagen direkt in den Aktienmärkten niederschlugen. Ist das ein Makrothema, das Sie besonders beobachten? Weldon: Besondere Bewegungen auf den Rentenmärkten sind natürlich von besonde- rer Bedeutung auch für die Aktienmärkte. Ein Beispiel: Als es vor Kurzem zu heftigen Bewegungen bei Unternehmensanleihen und High Yield Bonds aus dem Energiesektor kam, war das natürlich ein Zeichen dafür, dass dieser Sektor stärker unter Druck gera- ten würde. Wir haben auch heute noch keine Energieaktien in unserem Portfolio, aber wir warten sozusagen darauf, dass die Branche weiter unter Stress geraten wird, dass es eventuell sogar zu Insolvenzen kommen wird und dann eventuell der Zeitpunkt näher rückt, da wir wieder einsteigen werden. Und natürlich spielt auch die Beobachtung des Marktes für Credit Default Swaps eine Rolle für uns als Aktienmanager, weil wir hier un- ter Umständen Zeichen für eventuell auf- kommende Risiken erhalten, die uns zur Vor- sicht mahnen. Ein anderes Zeichen für nied- rige Qualität in einemAktienwert ist der Ver- schuldungsgrad eines Unternehmens. An dem aktuellen Punkt im derzeitigen Zyklus des Aktienmarktes kommt noch eine ganz andere Komponente hinzu: das Thema Ak- tienrückkäufe. Man spricht in diesem Zusam- menhang auch gern davon, dass ein Unter- nehmen einen Teil seiner liquiden Mittel an seine Aktionäre zurückgibt. Aber wenn ein Unternehmen das auf Basis von aufgenom- menen Krediten unternimmt, dann ist das zum aktuellen Zeitpunkt sicher keine gute Idee. Da würden wir eher untergewichtet bleiben. Sauren: Kommen wir noch einmal zurück auf das zum Teil schon angesprochene Eckhard Sauren: „Inwieweit spielt die Liquidität an den Rentenmärkten eine Rolle für Sie, vor allem vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus dem Jahr 2008?“ 112 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 Fotos: © Christoph Hemmerich » Ob Investoren derzeit am Aktienmarkt tatsächlich eine angemessene Bezahlung für ihr Risiko bekommen, sei einmal dahingestellt. « Klaus Kaldemorgen, Deutsche AWM Hans Heuser: „Während China für nur rund 15 Prozent der Erträge europäischer Unternehmen steht, kommen rund 40 Prozent des Wachstums aus dem Land.“ sauren golden awards 2015 I roundtable

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