FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

118 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 „Allein schon, wenn man die Titel gleichge- wichtet in ein Portfolio aufnimmt und regel- mäßig wieder auf das Ursprungsgewicht zu- rücksetzt, erhält man eine höhere Rendite“, sagt Sabrina Callin, Produktmanagerin bei Pimco. „Das hat sich nicht nur auf dem Pa- pier, sondern auch in der Praxis als belastbar erwiesen.“ Dieser Kniff umgeht eine Fehlal- lokation, die die Gewichtung nach Marktka- pitalisierung hervorbringt. Entsprechend der Kursentwicklung nehmen teure Titel ein ho- hes Gewicht ein, günstige Aktien sind dage- gen unterrepräsentiert. „Dies führt dazu, dass Anleger zu hohen Kursen kaufen und zu nied- rigen verkaufen“, folgert Callin. Das wider- spreche der Logik einer lukrativen Anlage. Gewichte neu tariert Zu den Pionieren auf diesem Feld zählt Research Affiliates (Rafi). Die Enhanced-Stra- tegie der 2002 gegründeten Gesellschaft setzt bei der Auswahl der Titel an und gewichtet sie nach bestimmten Kriterien. Die Rafi-Ana- lysten identifizierten Kennzahlen wie Umsatz, Cashflow oder Dividendenausschüttungen. „Anhand derer werden kränkelnde Unterneh- men aussortiert. Jene, die zeitweilig einfach nur vom Markt nicht gemocht werden, rücken dagegen mit größerem Gewicht ins Portfolio“, erläutert Callin. Nach weiteren qualitativen Kontrollen entsteht ein neuer Index. Natürlich birgt der Ansatz auch Nachteile. Die Kennzahlen zeigen das Bild der Vergan- genheit, nicht das künftige. Ein Absatzein- bruch offenbart sich in den Quartalsbilanzen erst nach Monaten. „Dieser Ansatz wartet nicht mit Magie auf und kann auch nicht in die Zukunft blicken“, räumt Callin ein. Aber dies sei eine nachvollziehbare, disziplinierte Strategie, die den Zusammenhang zwischen dem Preis einer Aktie und ihrem Gewicht im Index aufbreche. Neben Pimco setzen auch Häuser wie Lyxor oder Invesco Powershares auf solche Ansätze. Klar ist allerdings, dass allzu simple Strategien mit Vorsicht betrachtet werden sollten. Bestes Beispiel dafür sind Di- videndenindizes, die in der Finanzkrise schei- terten, weil sie vor allem auf die früher so aus- schüttungsstarken Bankaktien gesetzt hatten. Neben den Aktienindizes leiden auch An- leihenbarometer an Konstruktionsmängeln. Hier werden die Emittenten nach dem ausste- henden Anleihenvolumen gewichtet. Das führt dazu, dass ausgerechnet die am höchsten ver- schuldeten Emittenten das größte Gewicht be- kommen. So kaufen Investoren bei ETFs auf europäische Staatsanleihen überproportional viele Bonds des hoch verschuldeten Italien. Mehrere Häuser entwickelten Auswege. Früh hervorgetan hat sich die Schweizer Bou- tique Lombard Odier, die zusammen mit ETF Securities Produkte auflegt. In einem mehr- stufigen Ansatz filtern die Experten nach Kri- terien wie dem Verhältnis der Wirtschaftsleis- tung zum Schuldenstand, dem Budgetdefizit oder der Handelsbilanz solide Schuldner her- aus. Aber auch politische Stabilität, demogra- fische Struktur, Armutsquote sowie Markt- faktoren wie die Liquidität einer Anleihe und die Höhe der Rendite spielen eine Rolle. „Die USA und Japan erhalten so weitaus weniger Gewicht, Staaten wie Polen, Korea oder Me- xiko deutlich mehr“, erläutert Salman Ahmed, Portfoliomanager bei Lombard Odier. Höhere Rendite, höheres Risiko Die Findigkeit der Indexingenieure ist nicht erschöpft. Die neueste Entwicklung sind Faktorinvestments. Dahinter verbergen sich Modelle aus der aktuellen Kapitalmarktfor- schung. Die klassische Theorie, basierend auf den Überlegungen von Harry Markowitz, geht nur von einem Risikofaktor aus: dem Gesamtmarkt. Anleger entscheiden demnach beim Portfolioaufbau, wie stark sie sich vom risikolosen Zins abwenden und den Gefahren der Marktentwicklung aussetzen. „Die empirische Forschung zeigt aber: Das Marktrisiko reicht zur Erklärung von Preisun- terschieden allein nicht aus“, sagt Felix Goltz, Leiter Angewandte Forschung beim Edhec- Risk Institute. Die Ökonomen Eugene Fama und Kenneth French identifizierten Anfang der 1990er-Jahre weitere Risiken. Dies gossen sie in ein Multifaktorenmodell, das die Preis- entwicklung an den Kapitalmärkten erklärt. Demnach erhalten etwa Eigner von Aktien mit geringer Marktkapitalisierung (Small Caps) systematisch eine Risikoprämie. Eben- so dürfen Aktionäre von Unternehmen mit einem hohen Verhältnis von Buchwert zu Marktwert (Value) bessere Renditen erwarten. markt & strategie I smar t beta Sabrina Callin, Pimco: „Dieser Ansatz wartet nicht mit Magie auf und kann auch nicht in die Zukunft blicken.“ Fondsmanager kaufen dieselben Papiere … sondern auch für institutionelle Portfolios. Die Forscher haben auf Quartalsbasis untersucht, welche Titel Fondsmanger kaufen. Je größer die Übereinstimmung, desto größer der Indexwert auf der vertikalen Achse. Quelle: IWF, Center for Research in Security Prices Herdentrieb in den Anlageklassen Manager von US-Publikumsfonds neigen verstärkt zum Herdentrieb, zeigt eine Studie des Center for Research in Security Prices der Universität Chicago – insbesondere bei Hochzinsanleihen und in Schwellenländern. Der Trend gilt nicht nur für Retailfonds, … S&P 500 0 2 4 6 8 10 12 14 16 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Größerer Herdentrieb U.S. Equity HG Bond HY Bond EM Equity EM Debt ’06 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 n Ende 2009 n Mitte 2014 n Retailfonds n Institutionelle Fonds Größerer Herdentrieb Foto: © Pimco

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=