FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

markt & strategie I henning gebhardt | deutsche asset & wealth management 126 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 Foto: © Jens Braune del Angel G anze 7,5 Tonnen Eis zerrinnen in der Sonne – genauso zehren Geldentwer- tung und niedrige Zinsen am Vermö- gen. Das Fondshaus Deutsche Asset &Wealth Management (Deutsche AWM) stellte als Marketing-Gag in Frankfurts Innenstadt die Zahl 2.016.000.000.000 in mannshohen Eis- ziffern in der Spätsommersonne auf. So hoch ist das Sparguthaben der Bundesbürger. Mit der Aktion warb die Deutsche-Bank- Sparte für Anlagen in Substanzwerte – und für die hauseigenen Fonds. Vor den Ziffern sprach FONDS professionell mit Henning Gebhardt, der weltweit die Ak- tieninvestments des Hauses verantwortet. Herr Gebhardt, neben uns schmilzt Eis in der Sonne, genauso schwindet das Vermögen der Sparer. Sie plä- dieren daher für Aktieninvestments. Anleger setzen sich an den Kapital- märkten aber Risiken aus. Wie sollen sie damit umgehen? Am besten sollte man breit gestreut ein paar Aktieninvestments ins Depot legen und nicht mehr darüber nachdenken. Ins- besondere den deutschen Anlegern steckt noch die Blase des Neuen Marktes um die Jahrtausendwende in den Knochen. Viele hat- ten damals in Titel wie die Deutsche Telekom investiert. So manchem haftet noch die Erin- nerung an den Kursverfall im Kopf. Aber das ist zu eindimensional gedacht und lässt die großen Chancen außer Acht. Daran zeigt sich vielmehr eins: Wenn man sein gesamtes Geld nur auf ein Pferd setzt, läuft die Wette schief. Daher sollten Anleger möglichst breit gestreut investieren, etwa auch in unterschiedliche Währungen und andere Regionen. Die Börsen geraten aber immer wieder in schwere Turbulenzen. Da ist es durch- aus verständlich, dass Anleger – wenn überhaupt – nur einen kleinen Teil ihres Geldes in Aktien stecken wollen. Die Erfahrung zeigt, dass sich gerade Wellen- täler eignen, um einzusteigen. Man sollte sich psychologisch von den schlechten Nachrich- ten befreien. Die Bewertungsniveaus sind meistens attraktiv, wenn schlechte Nachrich- ten dominieren. Verheißen die Meldungen dagegen eine rundum gute Stimmung, sollte man eher vorsichtig agieren. Gutes Timing ist allerdings schwierig. Langfristig gesehen gibt es einen stetigen Aufwärtstrend an den Bör- sen. Im Schnitt erhalten Investoren eine jähr- liche Rendite von sieben bis zehn Prozent. Mit dem derzeitigen Niedrigzinsumfeld fallen die Erträge zwar etwas geringer aus. Das ist schlicht dem wirtschaftlichen Umfeld ge- schuldet. Aber über lange Zeit bieten Aktien gute Renditen. Das gleicht die kurzfristige Volatilität aus. Um die kommt man aber leider nicht herum. Wie zuletzt, als der Kursrutsch in China ein weltweites Beben an den Börsen aus- löste. Besteht die Gefahr, dass Anleger in fallende Messer greifen? Nein. Wir sehen solche Turbulenzen klar als Einstiegsmöglichkeit. Wenn ein stärkerer Rutsch vorliegt, kann es vielleicht in einer zweiten Welle noch etwas tiefer gehen. In der Regel hat es sich aber ausgezahlt, so eine Situation auch wahrzunehmen. Anders sähe es natürlich aus, wenn wir in den USA, Europa sowie in den Schwellenlän- dern in eine Rezession hineinlaufen wür- den. Einen globalen Abschwung können wir derzeit aber nicht erkennen. Andere Beobachter bezweifeln aber, dass die Erholung in den USA und in der Eurozone so robust ausfällt wie oft gedacht. Das sehe ich nicht so. Gerade Europa zeigt sich insgesamt sehr stabil. Die Stim- mungsindikatoren signalisieren gute Wer- te. Egal wo Sie hinschauen, der Zahlen- kranz aus Europa fällt relativ positiv aus. Ich sehe eher in den USA Fragezeichen. Aber der Arbeitsmarkt geht in die richtige Richtung, ebenso der Häusermarkt. Wie sieht es in China aus, von dem die jüngsten Konjunktursorgen ausgingen – und auch die Turbulenzen? Auch dort sind die Vorzeichen eigentlich nicht so schlecht. Was dann allerdings überraschte, war der Eingriff der Politik, als die Kurse erst- mals zurückgingen. Das ist in der Regel kein gutes Rezept. Der Versuch, die freien Markt- kräfte einzudämmen, ist sehr teuer, bringt we- nig und führt am Ende zu einem noch größe- ren Vertrauensverlust. Da stellten sich auslän- dische Anleger dann die Frage, warum Peking so nervös reagierte. Dies weckte Fragen über die Konjunkturentwicklung in dem Land, die wiederum die Gewinnerwartungen der Unter- nehmen infrage stellt. Das alles braute sich zu einem der Sommerstürme zusammen, wie es sie leider immer wieder gibt. Niedrige Zinsen und die Teuerungsrate setzen den Sparguthaben zu. Henning Gebhardt von der Deutschen Asset & Wealth Management wirbt daher für Investments in Aktien, sieht gute Einstiegschancen und spricht über die psychologischen Fallen an den Kapitalmärkten. Sorgen bereitet ihm nur das billige Öl. „In manchen Phasen muss man » Der Versuch, die freien Marktkräfte einzu- dämmen, ist sehr teuer, bringt wenig und führt am Ende zu einem noch viel größeren Vertrauensverlust. « Henning Gebhardt, Deutsche AWM Henning Gebhardt Henning Gebhardt kam 1996 zur Deutsche-Bank-Tochter DWS, die inzwischen Deutsche Asset & Wealth Manage- ment heißt. Zunächst war er für asiatische und Emerging- Markets-Fonds zuständig. 2002 wurde Gebhardt Leiter des Teams für deutsche Aktien und europäische Neben- werte. Sein Studium der Betriebswirtschaftslehre schloss er 1995 an der Universität Göttingen ab. Zuvor absolvierte er eine Bankausbildung bei der Commerzbank.

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