FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015
Überraschte Sie der Einbruch? Eines darf man nicht vergessen: Der chinesi- sche Aktienmarkt hatte sich enorm gut ent- wickelt. Der Kursverlauf in den Monaten vor dem Kurssturz zeigte geradezu einen bla- senähnlichen Charakter. Einige Nebenwerte wiesen absurde Bewertungen auf. Dass es zu so einem starken Rücksetzer kam, kann da eigentlich kaum überraschen. Sehen Sie Gefahren für das Wachstum? Der niedrige Ölpreis wirft einige Fragen auf. Einerseits ist der geringe Preis natürlich gut, weil er für Industrie und Verbraucher die Kos- ten senkt und eine deflationäre Wirkung ent- faltet. Andererseits leiden Länder, die von den Erlösen aus der Ölförderung abhängen, etwa Russland, Nigeria und bis zu einem gewissen Grad auch Brasilien. Dies hat einen starken negativen Effekt auf die Binnenkonjunktur solcher Fördernationen. Wir müssen daher be- obachten, welche weiteren Auswirkungen ein anhaltend niedriges Niveau beim Ölpreis hat. Was könnte die Folge sein? Mit Sicherheit werden die Öl- und Rohstoff- unternehmen ihre Gewinnerwartungen kap- pen müssen. Der Sektor zeigte sich schon das ganze Jahr über schwach und wird auch wei- ter unter Druck bleiben. Erst jetzt reduzieren Rohstoffkonzerne signifikant ihre Kapazitä- ten und stellen Investitionen zurück. Das schmerzt den Sektor, ist aber notwendig. Mit dieser Mixtur werden sich diese Märkte sta- bilisieren und in einen Aufwärtszyklus wech- seln. Diese Entwicklung braucht aber ihre Zeit. Für einen Einstieg in diese Titel es noch zu früh. Wo sehen Sie dann Chancen? Wir sind grundsätzlich positiv für die Welt- wirtschaft gestimmt. Daher sehen wir Chan- cen in den offensiven, zyklischen Sektoren. Nach den jüngsten Rücksetzern erscheinen aber auch defensive Branchen wieder attrak- tiver, etwa Nahrungsmittel- oder Pharmakon- zerne sowie der Bereich Health Care. Interes- sant sind auch Biotech-Firmen, wenn man es etwas offensiver mag. Zudem steckt der Ein- zelhandel in einem umfassenden Struktur- wandel. Im Onlineversand finden sich eben- falls einige Wachstumsunternehmen. Vor dem Kursverfall waren diese teuer, doch nun kann man Opportunitäten wahrnehmen. Wie stehen Sie zu Schwellenländern? Der Komplex Emerging Markets ist als Gan- zes billiger geworden. Aber da sollte man 127 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 mit der Herde mitlaufen“ » Mit Sicherheit werden die Öl- und Rohstoffunter- nehmen ihre Gewinn- erwartungen kappen müssen. Der Sektor zeig- te sich schon das ganze Jahr über schwach und wird auch weiter unter Druck bleiben. « Henning Gebhardt, Deutsche AWM
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