FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

134 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 Papiere erzielen kann oder nicht. Dieses Risi- ko trifft insbesondere die größten Renten- fonds, die den Markt schon in normalen, also liquiden Zeiten mit ihren Transaktionen bewegen. Ein Blick in die Portfolios ausge- wählter Milliardenfonds zeigt, dass die Ma- nager zum Teil durchaus beachtliche Klum- penrisiken aufgebaut haben, die sich im Fall der Fälle wohl kaum auf einen Schlag abbau- en ließen (siehe Grafik unten). Zum anderen wird aber auch deutlich, dass die Fonds auf zum Teil milliardenschweren Kassebeständen sitzen, mit denen sie ihre Anleger auch in trockenen Zeiten auszahlen können. So hält Michael Hasenstab in seinem Tem- pleton Global Bond Fund, Europas größtem Rentenfonds, derzeit 4,3 Milliarden Euro Cash vor (siehe auch das Interview ab Seite 58). Ähnlich geht Richard Woolnough vor, der Manager des nur unwesentlich kleineren M&G Optimal Income. „Wir steuern den Optimal Income über Derivate wie Credit Default Swaps und Bond Futures, um Risiken schnell erhöhen oder reduzieren zu können“, erklärt er. „Zusätzlich halten wir ausreichend Liquidität im Portfolio.“ Diese liegt bei etwa 15 Prozent und besteht außer aus Cash auch aus Staatsanleihen hoher Qualität. Chancen auf Rendite Dass die Liquidität an den Rentenmärkten abgenommen hat, ist auch Thema bei Pimco, dem weltgrößten Anleihenmanager. „Über Jahrzehnte hinweg haben in den USA die Banken der Wall Street als große Market Maker fungiert und zu jeder Zeit für einen ausreichenden Liquiditätspuffer gesorgt“, sagt Mark Kiesel, Investmentchef für Anleihen und Manager des Pimco Global Investment Grade Credit Fund, der Nummer fünf der größten Rentenfonds mit Vertriebszulassung in Deutschland. Die Folgen der Krise, die schwache Konjunktur sowie die regulato- rischen Zügel erlaubten es den Instituten aber nicht mehr, ihre Market-Maker-Rolle wei- terhin so einzunehmen wie zuvor. „Speziell im Bond-Bereich ist weniger Liquidität vor- handen, als wir es gewöhnt waren“, erklärt Kiesel. Ein großes Problem sieht er darin allerdings nicht. „Bei Pimco herrscht nicht die Meinung, dass die Rentenmärkte ganz austrocknen werden und es zu extremen Verwerfungen oder gar zu einer Art neuer Finanzkrise kommen wird“, so Kiesel. Aller- dings erwartet er im Anleihenbereich starke Preissprünge. „Schließlich werden Käufer und Verkäufer künftig nicht mehr so leicht zusammenfinden“, gibt der Experte zu be- denken. Weniger Liquidität biete langfristig orien- tierten Investoren die Chance, durch geschick- tes Handeln Renditen zu erzielen. „Die Märk- te bewegen sich irrational – nach oben wie nach unten“, so Kiesel. „Sollte es zu einem Ausverkauf am Rentenmarkt kommen, den die Fundamentaldaten gar nicht rechtfertigen, würden wir Positionen aufkaufen.“ Ginge die Entwicklung in die andere Richtung, würde er verkaufen. „Wir verwenden viel Zeit da- rauf auszuloten, wo wir defensiv vorgehen müssen und wo weniger defensiv.“ Auch Gershon Distenfeld, Leiter High Yield bei Alliance Bernstein (AB) und Ma- nager von Europas größtem Hochzinsfonds, ist zuversichtlich. „Zweifellos gibt es derzeit weniger Liquidität an den Anleihenmärkten“, sagt er. Doch das ist für ihn kein völlig neues Phänomen. Hochzinsanleihen seien noch nie so liquide gewesen wie US-Staatsanleihen. „Und schon seit Jahren beobachten wir neue Regulierungsvorschriften für Banken, die dem Markt noch mehr Liquidität entziehen.“ Die aktuelle Situation könne jedoch auch Oppor- tunitäten bieten. „Herrscht Trockenheit in ei- nem Sektor, ist in einem anderen womöglich noch reichlich Liquidität vorhanden“, erklärt Distenfeld. Richtig genutzt könne dies eine zusätzliche Renditequelle darstellen. „Trotz- dem halten wir reichlich Liquidität in unserem Fonds, entweder durch Anlagen in Cash oder US-Staatsanleihen.“ So schützt auch er sein Portfolio vor den Folgen der möglichen gro- ßen Dürre. ANDREA MARTENS | FP markt & strategie I illiquide rentenmärkte Richard Woolnough, M&G: „Wir halten ausreichend Liquidität im Portfolio.“ Portfolios ausgewählter Rentenfonds Portfolios in Mrd. Euro Templeton Global Bond 0 Mrd. Euro 5 10 15 20 25 M&G Optimal Income Templeton Global Total Return AB Global High Yield Pimco Global Inv. Grade Credit Pimco Income Fund Neuberger Berman High Yield Bond BGF Fixed Inc. Global Opportunities Goldman Sachs Global High Yield Carmignac Sécurité Staatsanleihen Investment-Grade High-Yield Schwellenländer Mexiko Südkorea Malaysia Polen Uruguay Sonstige Kasse Die Grafik zeigt die Struktur der Portfolios ausgewählter großer Rentenfonds mit Ver- triebszulassung in Deutschland. Die Farben stellen die unterschiedlichen Bond-Segmente dar. Die Länge der Balken illustriert, wie groß der Anteil des betreffenden Segments am Gesamtportfolio und in Milliarden Euro ist. Bei den meisten Produkten ist die für breit inves- tierende Rentenfonds übliche Aufteilung in Staats-, Unternehmens-, Hochzins- und Schwellenländeranleihen aufgeführt. Bei Michael Hasenstabs beiden Templeton-Fonds ist dargestellt, wie groß das Engagement in einzelnen Schwellenländern ausfällt. Die Angaben wurden den Fact Sheets der Fonds- gesellschaften entnommen. Quelle: Anbieter, eigene Berechnungen | Stand: 31. 7. 2015 Foto: © M&G

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