FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

159 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 und solide Umsätze und positive Cashflows generiert“, warnt Uli Fricke vor einer verzerr- ten Wahrnehmung. Die Geschäftsführerin der Plattform Fundernation gründete 1997 mit Partnern die Venture-Capital-Firma (VC-Fir- ma) Triangle, die rief wiederum 2014 Funder- nation ins Leben. Von 2006 bis 2012 war Fricke Vorstandsmitglied der European Pri- vate Equity and Venture Capital Association. Aus Erfahrung berichtet die Managerin, dass die meisten Ausfälle bei VC-Investments in den ersten drei Jahren stattfinden. „Das erfor- dert eine gewisse Professionalität im Umgang mit den schlechten Nachrichten“, sagt Fricke. Wichtig ist, dass die Investoren die Risiken kennen und verstehen. In der Aufklärung spielen qualifizierte Berater auch im Internet- zeitalter eine Schlüsselrolle. Im persönlichen Gespräch lassen sich Fragen individuell und effizient klären. Junge Branche mit Schwächen Die Grundlagen und der Rückhalt müssen von den Crowdinvesting-Unternehmen selbst kommen. Die junge Branche hat aber noch er- hebliche Schwächen bei der Investmentaus- wahl, Transparenz, Aufklärung und Kommu- nikation. Sie muss in die Professionalisierung investieren und steht dabei vor einem Dilem- ma: Die meisten Plattformen verdienen noch kein Geld und können sich eine bessere Auf- stellung nicht leisten. Gelingen würde das mit mehr Umsatz, für den theoretisch externe Ver- triebspartner sorgen können. Praktisch ist das schwer, wenn die Plattformen noch nicht pro- fessionell aufgestellt sind. Deswegen steht schon heute fest, dass eini- ge Player den Breakeven nicht schaffen und wieder vom Markt verschwinden werden. Es müssen die Hausaufgaben gemacht werden, und die Crowd – Anleger und Vertriebe – werden sie kritisch beurteilen. Kein Dienst- leister wird auf eine Plattform setzen, die es nächstes Jahr vermutlich nicht mehr gibt. Jamal El Mallouki, Geschäftsführer der Platt- formbetreibers Crowddesk, ist überzeugt: „Langfristig werden sich die besten Plattfor- men durchsetzen. Es wird viele Nischen- und Eigenplattformen geben, um die Projekt- und Unternehmensfinanzierungen weiter voran- zutreiben.“ Regulierungschancen Viele Hoffnungen und Erwartungen ruhen auch auf der Regulierung durch das Klein- anlegerschutzgesetz. Jetzt benötigen die Platt- formen selbst eine Erlaubnis als Wertpapier- dienstleistungsunternehmen oder als Finanz- anlagenvermittler. „Das Gesetz gibt sowohl der Plattform als auch dem Anleger Sicher- heit“, meint El Mallouki. Die Plattformen würden durch die Regulierung eine bessere Planbarkeit und ein klar bespielbares Feld erhalten. Für die Anleger fördere eine stan- dardisierte Informationsdokumentation die Vergleichbarkeit der Angebote. Und das sieht so aus: Die kapitalsuchenden Unternehmen müssen ein Mindestmaß an Transparenz er- füllen und ein Vermögensinformationsblatt veröffentlichen. „Außerdem müssen die Un- ternehmen Mindestanforderungen bei der Mit- telverwendung erfüllen. Die eingeworbenen Gelder dürfen nicht zum Begleichen alter In- vestorenforderungen verwendet werden“, be- tont Uli Fricke. Das Kleinanlegerschutzgesetz verändert auch die Angebotsstruktur. Denn die Strenge des Gesetzes gilt zwar nicht für Schwarmfi- nanzierungen, die der Gesetz- geber mit Absicht begünstigt hat (siehe FONDS professio- nell 2/2015). Davon ausge- nommen sind aber Genuss- rechte, die damit für Crowd- funding-Unternehmen unin- teressant sind und vom Markt verschwinden werden. Verbessern muss sich noch die Balance zwischen dem emotional gesteuerten Ver- kaufsmarketing und der seriö- sen Präsentation von Ge- schäftsplänen. Viele Mikroin- vestments werden mit schö- nen Geschichten und Illusio- nen verkauft. Denn ums Geldeinsammeln gehe es eigentlich gar nicht, meinen manche, sondern Crowd- funding biete eine geeignete Möglichkeit, Partner für ein Projekt zu finden und sie oh- Christin Friedrich, Innovestment: „Die Branche lernt und verbessert sich durch Negativbeispiele.“ Crowdinvesting-Plattformen Schwer- Finanzierte Volumen Aktuelle Anlage- Plattform Gründung punkt Projekte finanz. Proj. Projekte vehikel Auxmoney 2007 Privatkredite 54.697 326.049.900 Euro 224 Privatkredite Bergfürst 2011 Immobilien, Start-ups 2 4.092.000 Euro 2 PD, Aktien Bettervest 2013 Energie 27 1.661.700 Euro 2 Nachrangdarlehen Companisto (DE/AT) 2012 Start-ups 42 21.011.410 Euro 4 Partiarische Darlehen Conda (AT/DE) 2012 Start-ups 30 2.840.000 Euro 4 Nachrangdarlehen, PD, Substanzgenussrechte Deutsche Mikroinvest 2012 Start-ups 29 8.700.000 Euro 6 Nachrangdarlegen Econeers 2013 Energie 5 5.700.000 Euro 2 Partiarische Darlehen Exporo 2014 Immobilien 8 8.964.700 Euro 1 Nachrangdarlehen Fundernation 2014 Start-ups und Mittelstand 2 3.550.900 Euro 6 Partiarische Darlehen Fundsters 2012 Start-ups 10 781.608 Euro 0 Typisch stille Beteiligung * Greenxmoney 2014 Energie 10 273.500 Euro 2 Forderungskaufvertrag Greenvesting 2012 Energie 8 980.000 Euro 1 Partiarische Darlehen Innovestment 2011 Start-ups 29 2.441.064 Euro 0 Partiarische Darlehen ** Katrim 2008 Mittelstand n.a. 5.820.000 Euro 5 Nachrangdarlehen, Genussrechte *** Leih Deiner Umwelt Geld 2011 Energie 16 n.a. 3 Privatkredite Mezzany 2015 Immobilien 1 2.455.000 Euro 0 Anleihen Seedmatch 2011 Start-ups 82 24.332.250 Euro 3 Partiarische Darlehen Unternehmer ich 2014 Mittelstand 2 226.600 Euro 0 Forderungskaufvertrag Zinsland 2014 Immobilien 1 662.800 Euro 1 Nachrangdarlehen PD: Partiarische Darlehen * Beteiligung der Anleger an Fundsters, die sich an Unternehmen beteiligt. ** Die Darlehen werden von einer Zweckgesellschaft von Innovestment aufgenommen, die sich an den Zielunternehmen direkt beteiligt. *** Die Genussrechte mit Rangrücktritt werden von einer Zweckgesellschaft ausgegeben, die ein Beteiligungsportfolio besitzt. | Redaktionelle Auswahl der Plattformen stellt eine Stichprobe dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Tabellenangaben stammen von den Plattformen. Stand: 5. 9. 2015, 11 Uhr

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