FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015
174 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 Bausparverträge in ihr Produktportfolio auf- zunehmen. Zum einen können sie für Kunden ein geeignetes Instrument zur Finanzierung der eigenen vier Wände sein. Zum anderen bringen sie als Mitnahmegeschäft zuweilen schöne Zusatzerträge. Roland Petzin, Vermögensberater im ba- den-württembergischen Plankstadt, hat Bau- sparverträge schon länger in seiner Produkt- palette. „Natürlich erziele ich über diese Schiene nicht meine größten Umsätze“, sagt er. Aber gerade seit die Zinsen so niedrig sind, fragen ihn seine Kunden immer öfter nach Bauspardarlehen. Vertrag mit Zinswette „Das ist logisch“, erklärt Petzin. „Es gibt kein anderes Finanzinstrument, mit dem sich künftige Immobilienbesitzer den Mini-Zins von heute für zehn Jahre oder länger sichern können.“ Das sei vielen Kollegen aber nicht präsent. „Sie sehen Bausparverträge als reine Sparprodukte, und als solche kann man sie vergessen“, sagt Petzin. „Für die langfristige Immobilienfinanzierung sind sie im Moment aber sehr geeignet.“ Das liegt an der Zinswet- te, die in den vermeintlich spießigen Bauspar- verträgen steckt. Der Darlehenszins wird bei Vertragsabschluss festgelegt. Sinken die Zin- sen für Immobilienkredite bis zur Zuteilung des Bausparvertrags unter den vereinbarten Prozentsatz für das Bauspardarlehen, geht die Wette schief. Angesichts des aktuellen Nied- rigzinsniveaus dürfte dieses Ergebnis aber unwahrscheinlich sein. Wer in naher Zukunft bauen oder kaufen möchte, kann sich eine günstige Finanzierung zwar auch mit For- ward-Darlehen sichern, allerdings nur über maximal 48 Monate. Außerdem sind For- ward-Darlehen mit zusätzlichen Kosten belas- tet, da Banken Zinsaufschläge von 0,02 bis 0,04 Prozentpunkten erheben – pro Monat. Vergleich mit Banksparplan „Kritiker wenden immer wieder ein, eine Kombination aus Banksparplan und anschlie- ßendem Hypothekendarlehen könne günstiger ausfallen als ein Bausparvertrag“, sagt Petzin. Das stimmt, immerhin bieten Banksparpläne meist höhere Guthabenzinsen, zudem fällt keine Abschlussgebühr an. Wird die gleiche Summe zur Finanzierung einer Immobilie benötigt und werden in der derselben Zeit- spanne gleich hohe monatliche Raten einge- zahlt, bringt der Banksparplan mehr Geld. Die benötigte Darlehenssumme fällt geringer aus, die Finanzierung wird günstiger – allerdings nur, wenn die Zinsen in der Zwischenzeit nicht gestiegen sind. Hier kommt die Meinung des künftigen Häuslebauers ins Spiel. „Es ist nicht schwie- rig, einen kritischen Zins auszurechnen“, er- klärt Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der Universität Regensburg. Dies ist der Zinssatz, den die Fi- nanzierung in der Variante Banksparplan plus Hypothekendarlehen kosten dürfte, damit sie genauso teuer wäre wie der Bausparplan. „Wer nun erwartet, dass die Bauzinsen künftig über diese Marke steigen, nimmt den Bau- sparvertrag“, sagt Sebastian. Wer anderer Ansicht ist, entscheidet sich dagegen. Anlage- berater können mit ihren Kunden anhand von Musterrechnungen prüfen, welches Finanzie- rungsmodell für sie geeignet ist (Rechenbei- spiel siehe Kasten unten). Wohin die Zinsmeinung aktuell geht, spie- gelt sich im steigenden Interesse an Bauspar- verträgen. „Die Kassen treten nicht verstärkt an Maklerpools heran, um zu werben“, sagt Alexander Nothaft, Sprecher des Verbandes der Privaten Bausparkassen in Berlin. Große Pools wie Fondsnet, Netfonds, BCA, Fonds Finanz oder Jung, DMS & Cie (JDC) geben ihm recht. „Wir können wirklich keinen An- sturm feststellen“, sagt Netfonds-Mann Car- sten Peters. Nicht vonseiten der Bausparkas- sen. „Berater hingegen fragen immer öfter nach Informationen zum Thema Bausparen“, beobachtet Peters. Der Experte denkt bereits vertrieb & praxis I bausparen als nebengeschäft Foto: © Netfonds, Fonds Finanz Nina Schäfer, Fonds Finanz: „Die Bausparkassen werben bei uns nicht mehr als schon immer.“ Carsten Peters, Netfonds: „Berater melden immer öfter Interesse am Thema Bausparen an.“ Rechenbeispiel: Bausparen versus Banksparplan plus Hypothekendarlehen Bausparvertrag: Ein Ehepaar möchte in etwa zehn Jah- ren bauen, 100.000 Euro der Gesamtfinanzierung sollen über einen Bausparvertrag bestritten werden. Die Ab- schlussgebühr beträgt ein Prozent (1.000 Euro). Ein ak- tuelles Angebot der Aachener Bausparkasse sieht einen Guthabenzins von 1,5 Prozent jährlich vor, die monatliche Sparrate liegt bei 400 Euro. Nach Verrechnung der Ab- schlussgebühr ist in 120 Monaten (zehn Jahren) ein Gut- haben von 50.819,86 Euro erreicht. Nun wird das Bau- spardarlehen ausbezahlt: 49.180,14 Euro. Der Effektivzins liegt bei 4,08 Prozent. Getilgt wird in monatlichen Raten von 400 Euro. Nach 158 Monaten (13 Jahren und zwei Monaten) ist das Darlehen abbezahlt. Banksparplan plus Hypothekendarlehen: Ein gut verzinster Banksparplan bringt einen Zins von 2,2 Prozent im Jahr. Nach 120 Monaten ist bei einer monatlichen Sparrate von 400 Euro die Summe von 53.673,89 Euro erreicht. Das benötigte Darlehen beläuft sich auf 46.326,11 Euro, 2.854,03 Euro weniger als beim Bau- sparplan. Soll es ebenfalls in 400-Euro-Raten über 158 Monate getilgt werden, darf der Effektivzins höher liegen. Erst wenn er sich 4,97 Prozent im Jahr beträgt, ist das Bauspardarlehen günstiger als das Hypothekendarlehen. Folge: Ist das Ehepaar der Ansicht, dass die Zinsen für Hypothekendarlehen in den kommenden zehn Jahren unter dem Grenzzins von 4,97 Prozent bleiben werden, wird es auf einen Banksparplan plus Darlehen setzen. Geht es hingegen davon aus, dass Baugeld wieder deutlich teurer wird, sichert es sich mit einem Bausparvertrag heute den günstigen Zins für morgen. Steuerliche Effekte sind in die Musterrechnung nicht einbezogen.
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