FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015
schlafen – auch wenn es entsprechende Produkte in Großbritannien schon einige Jahre gibt. „Verschlafen“ klingt sehr hart. Es trifft aber zu, dass wir mit unserer Multi-Asset-Palette vielleicht nicht ganz den Nerv der deutschen Anleger getroffen haben. Wir sind dieses Pro- blem in den vergangenen Jahren aber ange- gangen und haben in London die „Solutions Group“ gebildet, die sich ausschließlich mit Multi-Asset-Produkten beschäftigt. Wir bauen unsere Mischfondspalette deutlich aus, sodass sie letztendlich vier Bereiche umfassen wird. Da sind zum einen die Lebenszyklusfonds, die das Geld der Anleger im Lauf der Jahre schrittweise vomAktien- in den Rentenmarkt umschichten. Im Prinzip sind das nichts anderes als laufzeitorientierte Multi-Asset-Lö- sungen. In diesem Bereich sind wir Marktfüh- rer, ein klein wenig Multi-Asset-Expertise dürfen wir also schon für uns beanspruchen. Daneben bieten wir einkommensorientierte Lösungen an, zu denen der Fidelity Zins & Dividende zählt. Drittens gibt es die GMAT- Palette, die Abkürzung steht für Global Multi Asset Tactical. Das sind renditeorientierte Pro- dukte, deren Manager sehr flexibel agieren können. Diese Lösungen bieten wir in ver- schiedenen Risikoklassen an. Gemessen am Erfolg einiger Wettbewerber sind das viel- leicht die Fonds, die die deutschen Anleger am ehesten ansprechen. Außerdem arbeiten wir an einer Produktpalette namens SMART: Systematic Multi Asset Risk Targeted. Diese Fonds sind auf eine Zielvolatilität ausgerich- tet. Mit Multi-Asset-Lösungen aus den ge- nannten vier Bereichen können wir künftig das volle Spektrum der Kundenbedürfnisse abdecken. Die Produktentwicklung hat viel- leicht etwas länger gedauert als erhofft, aber die Zeit war gut investiert, denn am Ende steht ein wirklich durchdachtes Angebot mit der richtigen Lösung für jeden Anlegertyp. Derzeit stecken noch mehr als drei Vier- tel der Assets von Fidelity Deutschland in Aktien, wie sich aus den BVI-Zahlen herauslesen lässt. Gehe ich recht in der Annahme, dass diese Abhängigkeit vom Aktienmarkt reduziert werden soll? Ich hatte schon erwähnt, dass wir in Deutsch- land die breite Fidelity-Palette bislang nicht zur Gänze genutzt haben, was wir ändern wollen. Um nicht falsch verstanden zu wer- den: Wir sind nach wie vor ein großer Freund von Aktien! Aber jedes gut geführte Unter- nehmen hat die Pflicht, eine diversifizierte Produktpalette zu bieten und auch zu nutzen. Bis sich das in den Zahlen für das verwaltete Vermögen zeigt, wird es zwar noch einige Zeit dauern. Aber im Neugeschäft sehen wir schon, dass die Zuflüsse inzwischen sehr breit über verschiedene Anlage- und Produktkate- gorien gestreut sind. Aus Aktienfonds gab es im ersten Halb- jahr sogar Abflüsse von 117 Millionen Euro. Das wiederum ist in erster Linie auf Ihr Flaggschiffprodukt Fidelity European Growth zurückzuführen: Al- lein aus diesem Fonds zogen Anleger in Deutschland in den ersten sechs Mona- ten 2015 laut BVI 181 Millionen Euro ab. Ist das vielleicht der Fluch des einsti- gen Erfolgs im Geschäft mit Fondspoli- cen? Inzwischen laufen zahlreiche Ver- träge aus, was automatisch Abflüsse aus den dahinterliegenden Fonds bedeutet. Zunächst einmal: Der Fidelity European Growth hat ohne Frage eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Der Fonds ist seit inzwischen 25 Jahren am Markt und hat in dieser Zeit im Schnitt 10,3 Prozent pro Jahr zugelegt, ein Prozentpunkt mehr als der Vergleichsindex. Wie groß dieser Unterschied ist, zeigt sich, wenn man die absoluten Zahlen nimmt: Auf Sicht von 25 Jahren liegt die Performance des Fidelity European Growth bei 1.050 Prozent, während der Vergleichsindex nur auf rund 800 Prozent kommt. Insgesamt sind unsere An- leger mit dem Fonds also gut gefahren. Vor einiger Zeit entwickelte sich der Fonds zwar recht schwach, doch vor gut drei Jahren hat Ferdinand-Alexander Leisten: „Wir sind nach wie vor ein großer Freund von Aktien! Aber jedes gut geführte Unternehmen hat die Pflicht, eine diversifizierte Produktpalette zu bieten und auch zu nutzen.“ vertrieb & praxis I ferdinand-alexander leisten | fidelity 204 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 » Wir haben mit unserer Multi-Asset-Palette vielleicht nicht ganz den Nerv der deutschen Anleger getroffen. « Ferdinand-Alexander Leisten, Fidelity Foto: © Christoph Hemmerich Ferdinand-Alexander Leisten Ferdinand-Alexander Leisten, Jahrgang 1966, leitet das Deutschlandgeschäft von Fidelity Worldwide Investment. Als Country Head der gesamten Gruppe verantwortet er auch die Fondsplattform FFB. Der Rheinländer blickt auf gut 20 Jahre Berufserfahrung im Asset Management zurück – sowohl im Portfoliomanagement als auch im Vertrieb und im Handel. Nach seinem Studium in Köln stieg der Diplomkaufmann 1994 bei Sal. Oppenheim ein. Bei der Privatbank war Leisten zuletzt Head of Institutional Asset Management, Mitglied des Senior Management Boards und Chief Executive Officer der Oppenheim Capital Management und der Oppenheim Kapitalanlage- gesellschaft in Köln.
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