FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015
Matt Siddle das Portfolio übernommen und neu ausgerichtet. Inzwischen kann die Perfor- mance wieder überzeugen. Dennoch handelt es sich um einen reifen Fonds, was bedeutet, dass viele Anleger schon zehn Jahre und län- ger investiert sind, ob über Fondspolicen oder direkt. Einige Investoren wollen sich neu ori- entieren, sei es, weil sie konservativer anlegen möchten oder weil sie auf den Trend zu Mul- ti-Asset- oder Indexfonds aufspringen. Die wenigsten verkaufen den Fonds, um das Geld in einen anderen aktiv verwalteten Aktien- fonds umzuschichten, dafür gibt es unserer Überzeugung nach auch gar keinen Grund. Positiv ist, dass sich die Rückflüsse sukzes- sive abschwächen. Wir sehen bereits einzelne Monate, in denen der Fonds unterm Strich fri- sches Geld einsammelt. Die höchsten Zuflüsse bei Fidelity in Deutschland verzeichneten im ersten Halbjahr Lebenszyklusfonds. Warum das? Viel zu hören war von dieser Pro- duktkategorie zuletzt schließlich nicht. Lebenszyklusfonds werden dank des Niedrig- zinsumfeldes wieder attraktiver. Um das zu erläutern, muss ich etwas ausholen: Anlagen für die Altersvorsorge müssen Rendite liefern. Aktien werfen eine attraktive Risikoprämie ab, die aber mit entsprechender Volatilität ein- hergeht. Um diese Risikoprämie dennoch zu vereinnahmen, haben die Anbieter ihre Aktieninvestments früher gern mit Garantien abgesichert. Im Niedrigzinsumfeld sind solche Garantien aber sehr teuer geworden. Darum sind die Lebenszykluskonzepte wieder im Kommen. Bei ihnen wird die Risikoprämie amAnfang abgeschöpft. Als Versicherung ge- gen mögliche Kursverluste dient die sukzes- sive Umschichtung in schwankungsärmere Anlageklassen im Zeitverlauf in Kombination mit der langen Laufzeit, eine teure Garantie ist nicht nötig. Unter anderem für die betrieb- liche Altersvorsorge ist dieser Bereich darum sehr interessant, dort spüren wir eine sehr ho- he Nachfrage nach solchen Konzepten. Im Markt der betrieblichen Altersvor- sorge ist Fidelity schon seit Jahren gut vertreten. Wie läuft es gerade in den anderen Vertriebskanälen? Insgesamt sind wir sehr zufrieden. 2014 lief es besser als im Vorjahr, im ersten Halbjahr dieses Jahres konnten wir nochmals zulegen. Neu aufgestellt haben wir ein Team für Fami- ly Offices und Vermögensverwalter, da zeich- nen sich bereits schöne Erfolge ab. Im Ban- kensektor haben wir mit zwei der führenden deutschen Retail-Banken Kampagnen gestar- tet, die sehr positiv verlaufen sind, auch da sind wir sehr zufrieden. Im Versicherungssek- tor waren wir immer schon stark. Dort wollen wir uns noch stärker als Lösungsanbieter für die Versicherer positionieren. Die Nachfrage dieser Kundengruppe ist sehr hoch. Die Ver- sicherer machen sich natürlich Gedanken, wie sie auf das Niedrigzinsumfeld reagieren sol- len, da sind Asset Manager gesuchte Partner. Die beiden Teams, die früher getrennt vonein- ander das Fondspolicengeschäft und die Ei- genanlagen der Versicherer betreut haben, ar- beiten inzwischen zusammen, was sich mei- ner Beobachtung nach schon auszahlt. Ich bin ein ganz großer Verfechter des kundenseg- mentorientierten Ansatzes: Wir haben zum Beispiel Spezialisten für Versicherungen, Ban- ken, die freien Finanzberater und die berufs- ständischen Versorgungswerke. Es ist ganz wichtig, dass ein Mitarbeiter die Sprache sei- ner Kunden spricht. Sie hatten eben die unabhängigen Fi- nanzberater (IFAs) erwähnt. Welche Be- deutung hat dieser Vertriebskanal? Ich bin davon überzeugt, dass sich der IFA- Bereich weiterhin gut entwickeln wird. Die Qualifizierung der Berater in diesem Segment nimmt seit geraumer Zeit deutlich zu, und diesen Prozess wollen wir unterstützen. Ich muss allerdings einräumen, dass wir die freien Berater bis vor zwei Jahren sträflich vernach- lässigt haben. Ich bedauere das ausgespro- chen, denn das war einmal unser Heimat- markt. Wir haben ein intern „Revitalisierungs- projekt“ genanntes Programm gestartet, mit dem wir demonstrieren werden, dass wir für die IFAs wieder ein wesentlicher Partner werden wollen. Wir wissen, wer uns einmal groß gemacht hat! Sie selbst haben in den vergangenen Jah- ren im institutionellen Geschäft gearbei- tet. Wie finden Sie sich in der Retail-Welt zurecht? Hilft da die Einzelhandelserfah- rung Ihrer Kindheit? (Lacht) Das ist nett, dass Sie das erwähnen. Ich meine schon, dass ich deshalb eine gewis- se Ader für das Retailgeschäft habe. Dieses Segment ist mir aber auch aus anderen Grün- den nicht völlig fremd: Ich arbeite seit mehr vertrieb & praxis I ferdinand-alexander leisten | fidelity 206 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 » Wir haben ein intern › Revitali- sierungsprojekt ‹ genanntes Programm gestartet, mit dem wir demonstrieren werden, dass wir für die IFAs wieder ein wesent- licher Partner werden wollen. Wir wissen, wer uns einmal groß gemacht hat! « Ferdinand-Alexander Leisten, Fidelity Foto: © Christoph Hemmerich Ferdinand-Alexander Leisten: „Ich bin ein ganz großer Verfechter des kundensegmentorientierten Ansatzes. Es ist ganz wichtig, dass ein Mitarbeiter die Sprache seiner Kunden spricht.“
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