FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

als 20 Jahren in der Asset-Management-Bran- che, davon lange Zeit in der Geschäftsführung einer Kapitalverwaltungsgesellschaft, die auch Privatanlegerprodukte aufgelegt hat. Ich habe mich bei Sal. Oppenheim immer eng mit mei- nem für den Wholesale-Bereich zuständigen Kollegen ausgetauscht, auch das hilft mir jetzt weiter. Außerdem ist es immer wichtig, offen zu sein für Neues und dazuzulernen. Und das habe ich intensiv getan: Getreu dem Motto, dass man am besten vom Kunden lernt, habe ich sehr viele Termine bei Klienten wahrge- nommen, um zu erfahren, was wir besser ma- chen können. Fidelity hat auch einen kleinen Bereich, in dem tatsächliches Endkundengeschäft stattfindet – ohne Vertriebspartner. Wel- che Bedeutung hat das Direktgeschäft? Bleibt es ein Nischenphänomen? Wir wollen allen Anlegern in Deutschland die Möglichkeit geben, mit uns in Verbindung zu treten. Der Löwenanteil wird immer über Ver- triebspartner laufen, doch ein kleiner Teil der Bevölkerung, die sogenannten Selbstentschei- der, verzichtet bewusst auf einen Anlagebera- ter. Diesen Menschen bieten wir eine Platt- form, auf der sie unsere Fonds und auch Pro- dukte anderer Anbieter erwerben können – wir haben an dieser Stelle bewusst eine offene Architektur. Wir werden dieses Geschäft aber ausschließlich konform mit den Interessen unserer Vertriebspartner vorantreiben. Wir stellen uns auf gar keinen Fall gegen unsere Partner und werden auch keine laute Marke- tingstrategie fahren. Da waren wir in der Ver- gangenheit schon anders positioniert, was rückblickend ein Fehler war. Eine meiner ers- ten Entscheidungen hier war, dass alles, was das Direktgeschäft betrifft, zuvor mit dem Wholesale-Bereich abgestimmt wird. Claude Hellers hat ein Vetorecht: Wenn er meint, eine geplante Maßnahme des Direktgeschäfts könnte den IFAs schaden, wird sie nicht um- gesetzt. Dennoch kann dieses Geschäft durch- aus eine sinnvolle Ergänzung sein, zum Bei- spiel für das Altersvorsorgegeschäft. Wenn ein entsprechender Vertrag ausläuft, muss die Ablaufleistung schließlich gemanagt werden. Ist das Direktgeschäft denn rentabel, wenn es nur mit halber Kraft voran- getrieben wird? Wir sind davon überzeugt, dass dies ein sinn- voller Geschäftsbereich ist, und wir verdienen damit auch Geld. Außerdem muss man man- che Dinge vorhalten, um sich für alle Even- tualitäten zu rüsten. Wer weiß, wo uns die Regulierung noch hintreibt? Übrigens sind auch einige ältere Finanzberater, die das Fondsgeschäft aufgeben, dankbar, dass sie ihren Kunden eine Adresse nennen können, an die sie sie verweisen können. Seit einiger Zeit sind Fintechs ein großes Thema. Vielleicht wird der Vermittler bald überflüssig, weil der Computer die Beratung übernimmt. Das könnte auch aus Anbietersicht ein Problem werden, wenn plötzlich die Schnittstelle zum Endkunden wegfällt. Die Fintechs werden sicherlich ihre Klientel finden, aber die Banken und die unabhängi- gen Finanzberater nicht ersetzen. Persönliche Beratung wird immer ein Thema bleiben, da- von bin ich überzeugt. Wir haben schon 2012 unser Systematisches Anlage-Management (SAM) lanciert, das in gewisser Weise ja auch ein Robo-Adviser ist. Wir werden SAM wei- terentwickeln, um für die digitalaffinen Anle- ger ein Angebot zu haben, werden es aber nicht aggressiv in den Markt tragen. Abgese- hen davon kooperieren wir mit Fintechs, zum Beispiel mit Vaamo. Vaamo und FFB sind kürzlich mit einem Start-up-Award ausge- zeichnet worden, das macht uns schon ein bisschen stolz. Wir verbessern auch unser di- gitales Angebot für unabhängige Finanzbera- ter. Ihnen stellen wir die Technologie, die hin- ter SAM steckt, zur Verfügung. Sie können damit Modellportfolios aufsetzen und mit Hil- fe weiterer Werkzeuge etwa Simulationen lau- fen lassen, die zeigen, wie sich ein bestimmter Fondstausch in gewissen Marktphasen auf das Portfolio ausgewirkt hätte. Solche Tools sollen den Beratern die Arbeit mit ihren Kunden ver- einfachen und ihnen zusätzliche Sicherheit für ihre Entscheidungen geben. Insgesamt wage ich zu behaupten, dass die Digitalisierung für Fidelity ein wirklich großes Thema ist. Inno- vation lässt sich bekanntlich nicht befehlen, aber die Grundvoraussetzungen dafür haben wir geschaffen. Hier in Kronberg sitzt ein Team aus 14 Mitarbeitern, das an neuen Di- gitalkonzepten für den europäischen Markt ar- beitet. Sie dürfen also mit weiteren Entwick- lungen von uns rechnen. Vielen Dank für das Gespräch. BErnD MIKoSch | FP » Hier in Kronberg sitzt ein Team aus 14 Mitarbeitern, das an neuen Digitalkonzepten für den europäi- schen Markt arbeitet. « Ferdinand-Alexander Leisten, Fidelity vertrieb & praxis I ferdinand-alexander leisten | fidelity Foto: © Christoph Hemmerich 208 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 Ferdinand-Alexander Leisten: „Wir werden das Direktgeschäft ausschließlich konform mit den Interessen unserer Vertriebspartner vorantreiben. Wir werden auch keine laute Marketingstrategie fahren.“

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