FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

Hoffnung, Wettbewerbsvorteile gegenüber Banken oder Versicherungen zu haben, nur im ersten Schritt ein Grund zur Freude, denn das seien immerhin für viele Fondsgesellschaften zwei ihrer wichtigsten Vertriebskanäle: „Wenn es denen schlecht geht, bekommt das auch die Fondsbranche zu spüren.“ Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Thema ist die Konkurrenz durch ETFs, die aktiven Fondsmanagern in den kommenden Jahren wohl zusetzen wird. Auf einen kurzen Nenner gebracht hat das Christian Machts, Retail-Vertriebschef von Blackrock. „Wer kein günstiges Beta oder stabiles Alpha zu bieten hat, hat als Anbieter ein Problem“, lässt sich Machts zitieren. Margendruck Ähnlich verhält es sich beim Thema Mar- gen: Während dieser Aspekt bei der unge- stützten Frage nach den Treibern des Ge- schäfts gerade einmal von der Hälfte der Befragten genannt wird, bejahen immerhin 25 von 40 Teilnehmern die konkrete Frage, ob sie Margendruck verspüren. Dabei spielen aus Dreschers Sicht vor allem zwei Aspekte eine Rolle. „Zum einen kommt ein solcher Druck aus den Reihen von großen Vertrieben und Fondsplattformen, obwohl viele schon heute die Hälfte der Verwaltungsvergütung oder so- gar noch mehr als Vertriebsprovision erhal- ten“, so der Analyst. Auch taucht dabei offen- bar immer häufiger die Frage auf, ob man nicht noch ein Stückchen mehr vom Kuchen bekommen könne, etwa aus der Performance Fee oder in Form von Marketingzuschüssen. „Andererseits entsteht Druck von Seiten insti- tutioneller Investoren, die für ihre Tranchen einfach weniger bezahlen wollen.“ Unterschätzte Digitalisierung Recht eindeutig sind die Erkenntnisse aus der Studie hinsichtlich der Trends innerhalb der Produktlandschaft. Hier werden ganz klar Multi-Asset-Lösungen auf der aktiven und ETFs auf der passiven Seite favorisiert, deut- lich vor Produkten wie Absolute Return oder Alternatives. Häufig strapazierte Themen wie Dividenden- oder Infrastrukturfonds werden kaum genannt. „Es gibt kaum eine Gesell- schaft, die das Thema Multi-Asset nicht nach vorne tragen würde“, so Drescher. Das werfe das Problem auf, dass es auch in diesem Bereich früher oder später mit ziemlicher Si- cherheit zu herben Enttäuschungen kommen werde. „Da stellt sich schon jetzt die Frage, wie die Branche damit umgehen wird und vor allem, was dann als Nächstes kommen soll. Bis dahin wird der Wunsch, die Marktein- schätzung und ihre Umsetzung an Dritte aus- zulagern und den Beratungs- und Dokumen- tationsaufwand klein zu halten, den Trend aber noch eine ganze Weile tragen.“ Zwar durchaus wahrgenommen, aber ein- deutig unterschätzt als Treiber der Industrie wird das Thema Digitalisierung. „Denn durch die zunehmende Nutzung der damit verbun- denen Möglichkeiten ändert sich schließlich im Grunde alles“, ist sich Drescher sicher, „nicht nur, wie sich Anleger informieren, sondern auch wie man sich etwa via soziale Netzwerke oder entsprechende Fintech-Ange- bote über Fonds künftig austauscht, wie Fonds geordert werden und wie der Erfolg einer Empfehlung überwacht werden kann.“ Strukturwandel Drescher zufolge fährt mehr als jeder zwei- te Fondsanbieter derzeit sozusagen auf Sicht, schon weil niemand wirklich vorhersagen kann, wie die Zukunft der Branche konkret aussehen wird. Eines jedoch sei heute schon klar: Die Fondsbranche stehe vor einem Strukturwandel mit erheblichen Auswirkun- gen. Marcus Kemmner, Vertriebsleiter von Wertgrund Immobilien, brachte es während eines der Gespräche auf den Punkt: „Die Fondsindustrie hinkt der Zeit hinterher. Viele betreiben das Geschäft wie vor 15 Jahren, aber die Welt hat sich verändert, die Märkte, die Kunden und auch die Technik.“ Auch unabhängige Finanzberater (IFAs) werden sich auf diese Veränderungen einstel- len müssen. „Ein IFAwird demnächst häufiger die Frage gestellt bekommen, worin eigentlich noch seine Daseinsberechtigung liegt“, mahnt Drescher. Natürlich habe der Vermittler auch heute noch den Vorteil, dass er über den direk- ten Kontakt zum Kunden verfüge. Aber in Zeiten, da die Transparenz und die Vergleich- barkeit von Empfehlungen immer stärker zunähmen – bei gleichzeitig steigendem Margen- und Leistungsdruck –, werde der freie Berater immer stärker daraufhin durch- leuchtet, welchen Mehrwert er vor diesem Hintergrund tatsächlich biete. In Zeiten, da selbst die Fondsgesellschaften mehr und mehr Überlegungen anstellen, wie man das Direktgeschäft auf- und ausbauen könne, werde das nur durch eine Anpassung und Professionalisierung des Geschäfts- modells IFA funktionieren. Drescher: „Es wird sicher nicht mehr ausreichen, drei oder vier Multi-Asset-Fonds zu einem Depot zu- sammenzustellen, wie das heute nicht selten der Fall ist.“ HANS HEuSER | FP Trends in der Produktlandschaft 212 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 vertrieb & praxis I herausforderungen für die fondsindustrie Foto: © BDsc Björn Drescher: „Es reicht nicht mehr aus, drei oder vier Multi-Asset-Fonds zu einem Depot zusammenzustellen.“ Treiber der Fondsindustrie Regulierung Kapitalmärkte Margen Digitalisierung Kostendruck Effizienz Institutionalisierung Politik Transparenz Erwartungen Komplexität Technik Visibilität Demografie Outsourcing Industrialisierung 40 Nennungen 28 Nennungen 20 Nennungen 12 10 8 7 6 6 14 12 10 8 7 6 4 Die Aspekte Re- gulierung sowie die weiteren Trends an den Kapitalmärkten als Basis für die Ent- wicklung von Produk- ten stehen ganz oben auf der Liste der Treiber, die die Manager in der Fondsbranche beschäfti- gen. Überraschend: Das Thema Nachhaltigkeit kommt gar nicht erst vor. Multi-Asset und ETFs sind die beiden dominie- renden Themen, was die Trends in der Produktlandschaft angeht, gefolgt von herkömmlichen Misch- fonds und Lösungen wie Smart Beta. Dividenden- fonds oder das Thema Infrastruktur sind weit abgeschlagen. Multi-Asset ETF Mischfonds Smart Beta Income-Fonds Alternatives Absolute Return Total Return VV-Fonds Aktienfonds Dividendenfonds Flexible Rentenfonds Frontier Markets Gesundheit Infrastruktur 35 Nennungen 18 Nennungen 10 8 8 5 5 3 26 Nennungen 15 10 5 7 5 3

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