FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

Das wird immer wieder intensiv diskutiert. Diese Player schauen sich den Markt durch- aus an, denn Asset Management ist ein attrak- tives Geschäft. Allerdings konzentrieren sich die IT- und Datenkonzerne derzeit eher auf andere Industrien, in denen sie leichter Fuß fassen können. Außerdem wollen sie sich nur ungern der strengen Regulierung aussetzen. Da sind wir wieder beim Thema Marke, das für Fondsanbieter immer relevanter wird. Bis- her war die Markenstrategie in erster Linie auf Vertriebspartner ausgerichtet, es hieß: Fonds werden verkauft, nicht gekauft. Doch im Zuge der Digitalisierung und der Änderung des Kundenverhaltens kommt Schwung in die Debatte. Die Asset Manager kommen nicht umhin, viel stärker mit den Endkunden zu kommunizieren. Stellt man einen Vergleich mit anderen Branchen an, ist das Asset Management enorm profitabel. Bei einigen großenAn- bietern bleibt jeder zweite Euro Umsatz als Gewinn hängen. Dennoch gilt die Fondsindustrie als wettbewerbsintensiv: Es gibt sehr viele Anbieter, deren Leis- tung dank täglich verfügbarer Perfor- mancedaten zudem enorm transparent ist. Wie passt das zusammen? Wo bleibt der Preiskampf? Das Asset Management ist eine sehr spezifi- sche Dienstleistung. Die historische Qualität des Produktes, also die Vergangenheitsperfor- mance, gibt keinen verlässlichen Hinweis auf die zukünftige Qualität. Das macht Vergleiche schwierig. Zudem kennen sich Filialkunden nicht im Detail mit den Produkten aus. Wir haben Retailkunden befragt, ob sie wissen, was eine Benchmark ist. 80 Prozent haben das verneint, und von den restlichen 20 Pro- zent gaben fast zwei Drittel eine falsche Ant- wort. Eine wirksame Kontrolle durch die „unsichtbare Hand“ des Marktes findet daher gar nicht statt. Dass der Markt dennoch recht wettbewerbsintensiv ist, liegt an den ver- gleichsweise niedrigen Eintrittsbarrieren: Es ist verhältnismäßig einfach, einen neuen Fonds aufzulegen. Darum wird es neben den großen, etablierten Spielern immer kleine Newcomer geben, die mitunter ein schnelles Wachstum generieren können. Die Einzigen, die mit günstigen Preisen zu punkten versuchen, sind die Anbieter börsennotierter Indexfonds. Doch auch in diesem Segment drängt sich der Ein- druck auf, dass sich die ETF-Anbieter vor allem untereinander Konkurrenz machen. Auf die Preisgestaltung der aktiv verwalteten Fonds hat das gefühlt kaum Einfluss. Auf Europa mag das zutreffen, weil die ETFs hier – anders als in den USA – ganz überwie- gend ein Produkt für institutionelle Investoren sind. In den Depots von Privatanlegern spie- len sie bislang nur eine untergeordnete Rolle. Die spannende Frage ist, wie sich das in den kommenden Jahren entwickeln wird. Das Philipp Koch: „Bisher war die Markenstrategie in erster Linie auf Vertriebspartner ausgerichtet, es hieß: Fonds werden verkauft, nicht gekauft. Doch im Zuge der Digitalisierung kommt Schwung in die Debatte.“ vertrieb & praxis I philipp koch | mckinsey 216 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 » Wahrscheinlich werden viele der heutigen Jugendlichen ihr Leben lang keine Bankfiliale für eine Beratung betreten. « Philipp Koch, McKinsey Unbeliebte Aktien Renten- und Mischfonds sammelten in den vergange- nen fünf Jahren das meiste Geld ein. Quelle: McKinsey Aktienfonds aktiv Geldmarktfonds Aktienfonds passiv Rentenfonds passiv Alternative Investments Multi-Asset-Fonds Rentenfonds aktiv -2,36 Bill. Euro -0,68 Bill. Euro 0,30 Bill. Euro 0,74 Bill. Euro 1,06 Bill. Euro 1,43 Bill. Euro 2,32 Bill. Euro Das Standardangebot reicht heute nicht mehr Nach wie vor liegt viel Geld in den sogenannten Core-Produkten, hierzulande etwa in Deutschlandaktienfonds. Nischen und Spezialitäten gewinnen jedoch stark an Bedeutung. Quelle: The Boston Consulting Group Passive Investments/ETFs Alternative Investments 4 Aktiv verwaltete Spezialitäten 3 Gemischte Portfolios 2 Aktiv verwaltete Core-Produkte 1 59 % 6 % 39 % 13 % 21 % 23 % 6 % 11 % 8 % 14 % 2014 | Summe: 74 Billionen US-Dollar 2003 | Summe: 36 Billionen US-Dollar Foto: © Christoph Hemmerich Weltweiter Nettoabsatz 2009–2014 Global verwaltetes Vermögen nach Produktkategorien 1 z.B. Aktien Standard- werte des Heimatlandes, Staatsanleihen, Geld- markt 2 z.B. Multi-Asset-, Lebenszyklus-, Absolute-Return-Fonds 3 z.B. ausländische Aktien, Nebenwerte, Schwellenländer-/ Hochzinsanleihen 4 z.B. Hedgefonds, Private Equity, Immobi- lien, Rohstoffe

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