FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015
hängt davon ab, wie schnell sich die Digitalisierung oder das Direktgeschäft entwickeln. Privatkunden fühlen sich zu- nehmend wohl dabei, Finanz- produkte online zu kaufen. Das gibt den ETFs Auftrieb. Allerdings stehen wir noch ganz am Beginn dieser Ent- wicklung. Derzeit wird die De- batte um die Gebühren jeden- falls noch viel eher vom Regu- lator vorangetrieben als von den Kunden. Außerdem kann eine unruhigere Börsenphase den aktiven Asset Managern zum Vorteil gereichen. Sie können mit flexiblen Multi- Asset-Lösungen besser auf volatile Märkte reagieren als ein starres ETF-Konzept. Multi-Asset-Fonds verkau- fen sich seit vielen Jahren sehr gut. In der Vergan- genheit haben diese Port- folios enorm von der Rally am Rentenmarkt profi- tiert, was dabei half, die eine oder andere Korrektur amAktienmarkt abzufedern. Das wird wegen der niedrigen Zinsen künftig nicht mehr gelingen. Kommt da ein Problem auf die Branche zu? Das Multi-Asset-Konzept bleibt auch in Zukunft tragfähig. Die Asset Manager haben ja nicht nur Aktien und Renten zur Auswahl, sondern auch andere Möglichkeiten, Erträge zu generieren und Risiken zu streuen. Die Multi-Asset-Idee ist nach wie vor nicht nur für die Anleger, sondern auch für die Vertriebe sehr attraktiv. Es zahlt sich immer aus, die dynamische Asset Allocation ins Produkt zu verlagern. Wir haben verschiedene vermö- gensverwaltende Fonds mit der Performance verglichen, die eine zugeschnittene Beratung in der Filiale abwirft. Die standardisierte Lö- sung über einen Fonds lag in jedem der untersuchten Fälle vorn. Schon seit Jahren beschäf- tigt die Branche vor allem ein Thema: die Regulierung. Ist der Tag abzusehen, an dem die Anbieter und Ver- triebe einmal durchatmen dürfen? Auf absehbare Zeit: nein. Das nächste Riesenthema wird die EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II sein, bei der span- nend wird, wie die endgültigen Empfehlungen der Wertpapier- aufsicht ESMA lauten und wie die nationale Umsetzung am Ende aussehen wird. Die Politik hat sich klar für ein Nebeneinander von Pro- visions- und Honorarbe- ratung ausgesprochen. Die ESMA dagegen wollte die Regeln anfangs sehr strikt auslegen, was auf ein fakti- sches Provisionsverbot hinausgelaufen wäre. Nun ist sie etwas zurückgerudert. Dennoch: Darf sich eine nachgeordnete Behörde über den politischenWillen hin- wegsetzen? Wir sind alle gespannt, wie dieses Ringen aus- gehen wird. Großbritannien und die Nieder- lande sind bekanntlich vorgeprescht. Ob es hierzulande in einigen Jahren noch eine An- lageberatung auf Provisionsbasis geben wird, ist schwer abzusehen. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKoSCH | FP vertrieb & praxis I philipp koch | mckinsey 218 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 » Ob es hierzulande in einigen Jahren noch eine Anlageberatung auf Provisionsbasis geben wird, ist schwer abzusehen. « Philipp Koch, McKinsey Philipp Koch: „Privatkunden fühlen sich zunehmend wohl dabei, Finanzprodukte online zu kaufen. Das gibt den ETFs Auftrieb. Allerdings stehen wir noch ganz am Beginn der Entwicklung.“ … trotz steigender Kosten Die Kosten der Asset Manager sind in den vergangenen Jahren in Europa etwas stärker gestiegen als in den USA. Die Amerikaner kommen mit einem anteilig kleineren IT-Budget aus. Quelle: McKinsey 2014 2013 2012 2011 2010 2014 2013 2012 2011 2010 22 % 32 % 25 % 21 % 26 % 44 % 36 % 26 % 19 % 38 % 19 % 24 % 26 % 49 % 22 % 28 % Vertrieb & Marketing IT/Operations Fondsmanagement Verwaltung/Sonstiges Vertrieb & Marketing IT/Operations Fondsmanagement Verwaltung/Sonstiges In Europa In den USA e Sehr profitabel … Im deutschen Retailgeschäft bleibt etwa die Hälfte der Einnahmen als Gewinn hängen. Quelle: McKinsey 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 Ertrag Kosten Operativer Gewinn 64,6 Basispunkte 59,9 Basispunkte 33,3 Basispunkte 29,7 Basispunkte 31,3 Basispunkte 30,2 Basispunkte Retailgeschäft Deutsche Asset Manager Kostenstruktur der Fondsanbieter (indexiert in %; 2010=100) Foto: © Christoph Hemmerich
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