FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015
246 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 Kosten nach unten drücken wollen. „Es ist keineswegs so, dass der Fondsanbieter mit den niedrigsten Kosten automatisch zum Zuge kommt. Asset Manager müssen ihre Kosten und Gebühren mit dem Managementstil, dem Service oder mit sonstigen Zusatznutzen rechtfertigen. Active Share findet Beachtung Wie aber lassen sich überdurchschnittlich hohe Kosten rechtfertigen? Beispielsweise wird es für Portfoliomanager, die nah am Index kleben, künftig kaum mehr möglich sein, hohe Gebühren für aktives Fondsma- nagement zu erheben – denn nach Kosten wird seine Performance fast zwangsläufig hinter der eines ETFs liegen. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, wa- rum die Kennzahl „Active Share“ seit einiger Zeit einen Höhenflug erlebt (siehe FONDS professionell 1/2015). Die Zahl drückt aus, welcher Teil des Portfolios nicht der Bench- mark entspricht, und kann daher als erster Anhaltspunkt für tatsächlich aktives Manage- ment dienen. Ein hoher Active Share sollte also dabei helfen, höhere Managementgebüh- ren zu rechtfertigen – auch wenn er noch kein Garant für Outperformance ist. Doch ein ho- her Active Share allein reicht nicht aus, um stattliche Gebühren durchsetzen zu können. Gefordert ist außerdem weiterer Zusatznutzen für die Investoren, etwa eine erwiesene Out- performance oder das Erreichen der Bench- markrendite mit niedrigerem Risiko. Asset Manager, die keine akzeptable Recht- fertigung für ihre hohe Gebühren finden, wer- den wohl ihre Kosten reduzieren müssen, wenn sie im Markt bleiben wollen. Das haben in der jüngeren Vergangenheit insbesondere Anbieter von Geldmarktfonds getan – auch um überhaupt noch positive Ergebnisse zeigen zu können. Aber auch breit aufgestellte Gesellschaften drehen an der Kostenschraube. So hat J.P. Morgan Asset Management im Juli für 140 seiner Luxemburger Fonds die Verwaltungs- kosten gekappt. Früher wurde für adminis- trative Aufwendungen, die etwa für die Depotbank oder den Wirtschaftsprüfer anfal- len, ein fixer Prozentsatz abgezogen. Bei gro- ßen Fonds zahlten Anleger also mehr, als an Kosten tatsächlich entstand. Das ist nun anders. „Zukünftig wird es bei unseren Fonds einen niedrigeren festen Gebührensatz geben, der noch durch einen variablen Prozentsatz unterschritten werden kann“, erklärt Massimo Greco, Head of European Funds bei J.P. Mor- gan Asset Management. Fonds ohne Managementgebühr In Großbritannien gibt es schon erste Fonds, die keine laufende Managementgebühr mehr erheben, sondern nur noch Performance Fees: Der Investment Trust Woodford Patient Capital Trust beispielsweise berechnet nur eine jährliche Administrationsgebühr von 0,35 Prozent. Der Anbieter verdient erst, wenn der Fonds zehn Prozent im Jahr im Plus liegt – dann fallen 15 Prozent Erfolgsbeteiligung an. Auch Orbis Investment Management ging mit einem ähnlichen Kostenmodell an den briti- schen Markt. „Das ist eine riskante Strategie hinsichtlich der Ertragssituation für die Manager. Aber beide Anbieter verfügen über viele Möglichkeiten, Erträge zu generieren“, sagt Mackay. Womöglich folgen bald weitere Gesellschaften mit Preismodellen, bei denen die laufenden Gebühren zugunsten einer Per- formance Fee reduziert werden. Mackay verweist außerdem auf vermögens- verwaltende Fonds in Schweden – unter ihnen Produkte der Gesellschaft Avensis –, die gar keine Managementgebühr mehr berechnen. „Offenbar wollen diese Gesellschaften mit solchen Gebührenmodellen Anleger an die Fondsanlage heranführen und sie an ihre Mar- ke binden“, so Mackay. Sie sieht aber auch Gefahren dieser aggressiven Preismodelle, da sie naturgemäß nur von den großen Häusern zu stemmen sind und kleinere Verwalter dann womöglich auf der Strecke bleiben. Zumindest scheint die aktuelle Diskussion über Kostentransparenz mehr Farbe in die Ge- bührenmodelle zu bringen. „Für die Gesell- schaften bedeutet das, dass sie ihre Kosten- und Gebührenmodelle überdenken und gege- benenfalls anpassen müssen“, erklärt Mackay. Da die Anpassung im Regelfall nach unten stattfinden dürfte, reduzieren sich die Margen für Fondsmanager – und das bei gestiegenem Regulierungsaufwand. Im Endeffekt begüns- tigt dies die großen Häuser, die ihre System- kosten über größere Volumina verteilen kön- nen, und Servicegesellschaften, an die die kleineren Akteure bestimmte Dienstleistungen auslagern können. Solange der Markt breit genug bleibt – und danach sieht es derzeit aus –, werden Anleger von den niedrigeren Kos- ten profitieren. ANKE DEMBoWSKI | FP vertrieb & praxis I fondskosten Foto: © Fund Buyer Focus Diana Mackay, FBF: „Es ist nicht so, dass der Fonds- anbieter mit den niedrigsten Kosten zum Zuge kommt.“ Kostenführer in Österreich Ranking- Differenz zum Position Ranking vom Anbieter März 2015 März 2014 Col. Threadneedle 1 9 Deutsche AWM 2* -1 Franklin Templeton 2* -1 J.P. Morgan AM 2* 11 iShares 2* 3 Columbia Threadneedle machte in Österreich mit Blick auf die Kostenwahrnehmung einen Sprung nach vorn. * Alle Anbieter erreichten dieselbe Punktzahl. Quelle: Fund Buyer Focus Kostenführer in Deutschland Ranking- Differenz zum Position Ranking vom Anbieter März 2015 März 2014 Deutsche AWM 1 0 iShares 2 0 DB X-Trackers 3 6 Blackrock 4 11 Franklin Templeton 5 -2 In Deutschland wird der Marktführer Deutsche Bank unter Kostenaspekten am positivsten wahrgenommen. Quelle: Fund Buyer Focus Kostenführer in der Schweiz Ranking- Differenz zum Position Ranking vom Anbieter März 2015 März 2014 iShares 1 0 Blackrock 2 1 UBS 3 -1 Vanguard 4 2 Franklin Templeton 5 6 In der Schweiz wird mit Blick auf faire Kosten am häufigsten iShares genannt – wie schon im Vorjahr. Quelle: Fund Buyer Focus
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