FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

250 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 sind, zeichnet sich längst ab, dass Investoren Fonds mit niedrigen Kosten bevorzugen. Die 25 Prozent der günstigsten Fonds vereinen dort mittlerweile rund drei Viertel des Volumens auf sich (siehe Grafik) – hochpreisige Pro- dukte haben es im US-Vertrieb schwer. Auch in Europa werden Investoren zunehmend kostensensibler, besser informiert und von der Regulierung geschützt. Erste Anbieter haben schon gehandelt und die Verwaltungskosten gesenkt. Daten der französischen Business School Insead zeigen jedoch, dass in Europa auf Sicht von zehn Jah- ren vor allem die ETFs ihre Kosten reduziert haben. Die Gebührensenkungen bei aktiv ver- walteten Fonds fielen deutlich geringer aus. Möchte die Branche den Erfolg der UCITS- Marke nicht durch zu hohe Kosten gefährden, muss sie also reagieren – nicht zuletzt weil auch die Politik zunehmend darauf drängt, der alternden Bevölkerung kosteneffiziente Pro- dukte für die Altersvorsorge zu bieten. Die bei- den EU-weiten Regulierungsvorhaben MiFID II und PRIIPS zielen genau darauf ab: Dank höherer Transparenz sollen Anleger Kosten und Gebühren unterschiedlicher Produkte bes- ser miteinander vergleichen können. Kostenkette aufgedröselt Aber wo genau ist anzusetzen? Die Autoren der Studie teilen die Kostenbestandteile der Fonds zwei Blöcken zu: Zum Block des grenzüberschreitenden Vertriebs gehören etwa die Steuerberichte für verschiedene Länder, das Absichern verschiedener Währungsklas- sen, die KID-Erstellung und lokale Repräsen- tanten. Zum zweiten Block, der die eigent- liche Anteilsausgabe abdeckt, zählen sie unter anderem das Management der Geldflüsse, Legitimationsprozesse, Streitbeilegungen bei Fehlern und Unstimmigkeiten, die Datenweitergabe und das Dokumen- tenmanagement – technische Details, ohne die ein Fondsanteil aber nie beim Endkunden ankommen würde. Der Block des grenzüberschreiten- den Vertriebs sorgt bei Luxemburger Fonds gerade mal für Mehrkosten von 2,3 Basispunkten im Jahr, das sind nur 0,023 Prozentpunkte. „Wür- de ein anderes Land Ähnliches ver- suchen, beliefen sich die Kosten auf zehn bis zwölf Basispunkte“, so Fundsquare-Manager Portenseigne. Bei diesem Kostenblock gebe es kaum Einsparpotenzial. „Die Effi- zienz der Prozesse, die kritische Mas- se und der Erfahrungsvorsprung, der in den Jahren erreicht wurde, helfen, die Kosten un- ter Kontrolle zu halten.“ Einsparpotenzial sehen die Studienautoren hingegen beim Kostenblock der Anteilsaus- gabe, etwa durch eine einheitliche Datenbasis für die sogenannten „KnowYour Client“-Vor- schriften. Diese besagen, dass für jeden De- potkunden zum Beispiel erfragt werden muss, ob er US-Bürger ist, wo er wohnt und welche Steuer-ID er hat. Bislang werden solche Daten gleich mehrfach erhoben und in verschiede- nen Formaten zwischen diversen Stellen hin- und hergeschoben. „Die Möglichkeit des Zu- griffs auf eine einheitliche Kundendatenbasis wäre ein innovativer Schritt, der nicht nur die Compliance-Kosten reduzieren, sondern auch die Abwicklungsgeschwindigkeit erhöhen würde“, meint Portenseigne. Optimierungspotenzial sieht er auch beim Cash-Management, also dem Prozess, der das Geld des Anlegers in den Fonds schleust. Por- tenseigne schwebt eine zentrale Cash-Kom- pensierungsstelle vor, wie es sie beispiels- weise in den USA mit dem Clearing- und Prozessunterstützer DTCC schon gibt: „Dann müsste jeder Marktteilnehmer nur eine Zah- lung pro Bewertungstag und Währung vor- nehmen, unabhängig davon, mit wie vielen Gegenparteien er handelt.“ So ließen sich ins- besondere die Kosten einsparen, die den Kor- respondenzbanken über das Swift-System für grenzüberschreitende Zahlungen entstehen. Faxgeräte im Einsatz Von Vorteil wäre auch, wenn die Fonds- branche auf ein automatisiertes, zentrales Handelssystem zugreifen könnte. Dies würde helfen, die Zeiten für manuelle Eingaben und Übertragungen zu reduzieren. „Außerdem müssten dann keine bilateralen Schnittstellen mehr programmiert und gepflegt werden. Die technologischen Anforderungen für jeden ein- zelnen Marktteilnehmer könnten so reduziert werden“, sagt Deloitte-Experte Collette. Geld sparen ließe sich, wenn es ein einheitliches System gäbe, mit dem etwa Ausschüttungen und sonstige Kapitalmaßnahmen verwaltet werden könnten. „Allein die Eliminierung der vielen Papierbestätigungen und die Reduzie- rung des Zeitaufwands für Mehrfacheingaben für solche Buchungen bedeuten ein großes Einsparpotenzial“, so Collette. Während an- dere Industrien ihre Faxgeräte längst abge- schafft haben, kommen sie im Fondsgeschäft noch regelmäßig zum Einsatz. Portenseigne und Collette betonen allerdings, dass sich auch in der Investmentbranche bezüglich nahtloser Auftragsausführung (Straight Through Processing oder STP) eini- ges getan habe. Ihren Zahlen zufolge stieg die STP-Auftragsausführung in Luxemburg in den vergangenen acht Jahren von 47 auf 77 Prozent. „Aber die verbleibende Anzahl manueller Auftragsausführungen verursacht der Branche weiterhin signifikante Kos- ten“, so die Studienautoren. Alles in allem beziffern die Experten die Kos- ten der Anteilsausgabe bei Luxem- burger Investmentfonds auf rund 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Porten- seigne: „Wir glauben, dass die Kosten um 70 Prozent auf 376 Millionen Euro jährlich gesenkt werden könn- ten.“ AnKE DEmBOWSKI | FP vertrieb & praxis I fondskosten Foto: © Fundsquare Olivier Portenseigne, Fundsquare: „Wir glauben, dass die Kosten um 70 Prozent gesenkt werden könnten.“ Gefragte Billigheimer Fast drei Viertel des gesamten US-Fondsvermögens liegen in den 25 Prozent der Portfolios mit den geringsten Kosten. Quelle: Investment Company Institute 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % Lebenszyklus- fonds Aktien- Indexfonds Aktiv gemanagte Aktienfonds Aktienfonds gesamt 73 % 27 % 68 % 32 % 72 % 28 % 74 % 26 % Teuerste 75 Prozent der Fonds Günstigste 25 Prozent der Fonds Anteil des US-Fondsvermögens nach Kostenbelastung 2014

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