FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

258 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 Aufseher zurück. „Früher konnten nur wenige beurteilen, was einen guten Fondsmanager ausmacht. Heute gibt es viel mehr Daten und Analysetools, um dies nachzuvollziehen“, erläutert Jaecklin. „Fondsmanager müssen da- her ihre Kompetenz erweitern. Diese Profes- sionalisierung führt zu höheren Kosten, die wiederum zu einer Konsolidierung führen.“ Kompetenzen erweitern Diesen Trend bestätigt auch Philipp Koch, bei der Beratungsgesellschaft McKinsey euro- paweit für die Fondsindustrie zuständig: „Wenn Asset Manager über M&A-Transak- tionen nachdenken, geht es derzeit meist nicht um Größe, sondern vielmehr um die Frage, wie sie Zugang zu Wachstumsmärkten oder zu weiteren Investmentmanagement-Kompe- tenzen bekommen können.“ So baute etwa der US-Anbieter Janus Capital sein Anleihen- spektrum mit dem Einstieg bei der australi- schen Kapstream Capital aus. Seit Bondstar Bill Gross von Pimco zu Janus gewechselt ist, erweitert das Haus aus Denver beständig sein Fixed-Income-Angebot. Kapstream bringt ein verwaltetes Vermögen von 6,6 Milliarden Dollar in die Gemeinschaft ein. Das schotti- sche Fondshaus Aberdeen wiederum baute mit dem Kauf von Flag Capital Management seine Palette im Bereich der alternativen In- vestments aus. Und Oddo Meriten will sich als Spezialist für Anlagen in Europa positio- nieren. „Meriten bringt seine Anleihenexper- tise und vor allem institutionelle Kunden ein, Oddo steuert seine Aktienkompetenz sowie Kunden im Retailgeschäft bei“, erläutert Wer- ner Taiber, stellvertretender Vorstandschef der neu geformten Gesellschaft. Die Führungsetagen loten zudem Einspa- rungspotenzial aus. „Nicht nur kleine und mittlere, auch größere Häuser überlegen, wel- che Geschäftsbereiche und Dienstleistungen sie noch selbst ausführen können und welche sie besser abgeben oder verkaufen“, berichtet Heist. So hat etwa die Deutsche Asset & Wealth Management das Backoffice für ihre Immobilien- und Infrastrukturfonds BNY Mellon anvertraut. Die Commerzbank gab das Depotbankgeschäft an BNP Paribas ab. Die Franzosen übernahmen auch die Admi- nistration der Fonds von Generali. Der Versi- cherer gab den Status der Kapitalverwaltungs- gesellschaft auf und konzentriert sich auf die Anlageentscheidungen. Oddo und Meriten nutzen künftig nur noch eine gemeinsame IT- Plattform und eine Luxemburger Fondshülle, so Vorstandschef Nicolas Chaput. Kleine Häuser und Boutiquen, die sich auf eine Nische spezialisiert haben, werden eine Konsolidierung eher überstehen als mittelgro- ße Anbieter. „Als Fondsmanager kann man kein Kolonialwarenladen mehr sein. Da muss man schon über enorme Größe verfügen“, sagt Jaecklin. „Viele Anbieter haben ein zu unscharfes Profil und werden ohne Fokussie- rung in Schwierigkeiten geraten.“ Besonders schwertun werden sich Asset Manager ohne eigenen Vertriebskanal, auf den sich etwa banknahe Häuser stützen können. „Viele In- stitute kürzen die Liste der vertriebenen Fonds deutlich“, erläutert Jaecklin. Am ehesten im Klub bleiben Häuser, die einen starken Mar- kennamen und eine breite Produktpalette vor- weisen, sowie Spezialisten für Nischenmärkte. Das Mittelmaß in Bezug auf Größe, Leistung und Kompetenz fällt raus. Diese Anbieter ste- hen vor der Frage, wie sie dann Kunden ge- winnen – und müssen andere Häuser fressen, um nicht selbst gefressen zu werden. Banken behalten Fondssparten Dabei dürften die Akteure bei Fusionen und Übernahmen vorwiegend aus der Fondsindus- trie, mitunter aber auch aus der Bankbranche stammen. „Vor drei Jahren haben einige Ban- ken noch überlegt, ihre Asset-Management- Einheiten abzustoßen, um das Eigenkapital zu stärken. Diese Diskussion findet heute nicht mehr statt“, sagt McKinsey-Mann Koch. „Die bankeigenen Fondsanbieter waren zuletzt enorm erfolgreich. Eigentlich alle großen Institute versuchen, ihre Position im Asset- Management-Markt zu stärken.“ So ließ der neue Vorstandschef der Credit Suisse, Tidjane Thiam, auf einer Bilanzpressekonferenz durchblicken, dass er das Asset Management stärken will – und schloss dabei Übernahmen nicht aus. Die Schweizer Großbank hatte nach der Finanzkrise weite Teile ihres Fondsge- schäfts an Aberdeen abgegeben. Die kanadi- sche Bank of Montreal wiederum übernahm vergangenes Jahr für 1,2 Milliarden US-Dol- lar das britische Traditionshaus F&C. Einen großen, weltumspannenden Zusam- menschluss im Asset Management erwartet jedoch keiner der Experten. „Dabei stehen zu große regulatorische Hürden und nationale Besonderheiten im Weg“, sagt EY-Experte Heist. Gut möglich also, dass in den kom- menden Monaten zwar noch die eine oder an- dere Hochzeit stattfinden wird, aber dann eher im kleinen Kreis. SEBASTIAn ERTInGER | FP vertrieb & praxis I fusionen unter asset managern Stefan Jaecklin, Oliver Wyman: „Als Fondsmanager kann man kein Kolonialwarenladen mehr sein.“ Die fünf größten Übernahmen in Europa Abgeschlossen Übernommene Kaufpreis im Jahr Gesellschaft Käufer 5,5 Mrd. USD 2007 GLG Partners Freedom Acquisition Holdings 5,3 Mrd. USD 1997 Mercury Asset Management Merrill Lynch 3,1 Mrd. USD 1999 M&G Prudential 2,8 Mrd. USD laufend Santander AM, Pioneer* Santander, Unicredit* 2,6 Mrd. USD 2013 Robeco Orix Die fünf größten Übernahmen weltweit Abgeschlossen Übernommene Kaufpreis im Jahr Gesellschaft Käufer 15,2 Mrd. USD 2009 Barclays Global Investors Blackrock 10,1 Mrd. USD 2000 Stilwell Financial Kansas City Southern Industries 9,5 Mrd. USD 2006 Merrill Lynch IM Blackrock 8,2 Mrd. USD 2005 Ameriprise Financial bestehende Aktionäre 6,6 Mrd. USD 2013 Morgan Stanley Smith Barney Morgan Stanley Die größten M&A-Deals im Asset Management in den vergangenen 20 Jahren. Quelle: Dealogic, Stand: August 2015 *Fusion von Santander AM und Pioneer, die Banken Santander und Unicredit halten jeweils ein Drittel, der Rest bei Warburg Pincus und General Atlantic Foto: © Oliver Wyman

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