FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

262 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 alt sein und umgerechnet mindestens ein Ver- mögen von rund 28 Millionen Euro verwal- ten. Derivate dürfen nur zum Zweck der Absicherung, aber nicht für das Erzielen von Erträgen eingesetzt werden. Zudem darf höchstens die Hälfte des Fondsvolumens in den Händen von Festlandchinesen liegen. „Das ist durchaus eine Einschränkung“, meint Marco Tang, Retail-Vertriebschef der US- Fondsgesellschaft Neuberger Berman in Hongkong. Denn die Nachfrage aus Festland- china sei groß. Er rechnet damit, dass einige Portfolios rasch geschlossen werden müssten. „Das ist gewiss nicht im Interesse eines Fondsmanagers“, so Tang. Deutsche mit dabei Dem Experten zufolge erfüllen mehr als 100 Fonds die Kriterien für den Vertrieb auf dem Festland. Laut Hongkongs Finanzauf- sicht hatten im Juli 25 Gesellschaften eine Er- laubnis beantragt, davon elf Ausländer in Chi- na und 14 Anbieter vom Festland in Hong- kong. Einen Antrag in Peking eingereicht hat etwa J.P. Morgan Asset Management. Anders- herum hat das Festland-Joint-Venture Invesco Great Wall Fund Management die Zulassung auf der Halbinsel beantragt. Andere Häuser füllen gerade die Formulare aus, darunter auch ein deutsches: Die Union Investment arbeitet mit ihrem Partner Bank of East Asia of Hong Kong (BEA) an der Regis- trierung zweier Publikumsfonds, und zwar des BEAUnion Investment Asian Bond and Cur- rency Fund und des BEA Union Investment Asia Pacific Multi Income Fund. Der Fondsanbieter der Genossenschafts- banken gründete 2007 das Joint Venture mit BEA. Mittlerweile verwaltet BEA Union In- vestment ein Vermögen von 7,2 Milliarden US-Dollar. „Wir erwarten, dass der Finanz- platz Hongkong als Tor nach Asien durch die neue Regelung für internationale Fondsgesell- schaften noch attraktiver wird“, sagt Eleanor Wan, Vorstandschefin von BEAUnion Invest- ment. Der Fondsmarkt auf dem Festland ent- wickle sich gerade erst. „Wir wollen unseren Vertrieb dort weiter ausbauen.“ Die Deutsche Asset und Wealth Management wiederum äu- ßert sich nicht zu ihren Plänen in der Volks- republik. Das indische Fondsgeschäft jeden- falls wurde imAugust abgestoßen. Über das Regelwerk hinaus ist es nicht ganz einfach, in der Volksrepublik Fuß zu fas- sen. Ausländische Asset Manager müssen sich dort erst einen Namen erarbeiten. Das gilt be- sonders, wenn sie noch keinen Partner vor Ort haben. „Die beste Eintrittskarte ist dann ein Fonds auf dem lokalen Markt mit einer guten Wertentwicklung“, sagt Unternehmensberater Celeghin. Denn die Privatanleger sind dort, anders als in reiferen Märkten, noch durch und durch heimatverbunden. „Man mag den besten US- oder Euro-Aktienfonds vorweisen können, doch das hilft nichts. Die Chinesen kaufen nur chinesisch“, erläutert der Experte. Viele würden zum ersten Mal überhaupt In- vestmentprodukte erwerben. „Der Schritt vom Sparkonto zu ausländischen Aktien ist für die meisten noch zu groß“, so der Berater. Angesichts der Aktienrally hatten chinesi- sche Anleger bisher keinen Grund, sich ande- ren Märkten zuzuwenden. Das könnte der jüngste Kurseinbruch ändern. „Die Turbulen- zen sind eine gute, aber schmerzvolle Lektion für Chinas Kleinanleger“, sagt Tang. Dennoch müssen ausländische Gesellschaften zunächst mit lokalen Produkten punkten. „Ein guter Ruf ist ungemein wichtig“, erläutert Tang. „Man muss es auf Anhieb richtig hinkriegen.“ Ein Verlustbringer kann Kunden dauerhaft ab- schrecken, selbst wenn das allgemeine Bör- senumfeld schlecht ist. Daher wartet Neuber- ger Berman noch mit einem Markteintritt. Offen für Neue Der Absatzmarkt ist jedenfalls offen für neue Akteure. Zwar gibt es bereits Hunderte Fondshäuser in China. Viele davon sind aber kleine Boutiquen, die sich an wenige, vermö- gende Privatkunden richten. Der Investment- stil ist zudem von Trendfolge und hohen Han- delsumschlägen geprägt. Ein auf fundamen- taler Analyse fußender Ansatz mit langfristi- gem Horizont findet sich selten. Für westliche Fondsanbieter mit entsprechender Expertise eröffnet das eine lukrative Lücke. Der Vertrieb wird zudem von Banken do- miniert. Asset Manager müssen daher einen lokalen Vertreter finden. „Neben dem Bank- schalter hat sich, anders als in Europa oder den USA, auch der Vertrieb über das Internet und Smartphones als wachstumsfähig erwie- sen“, berichtet Celeghin. Für die bislang vor- wiegend verkauften Geldmarktfonds sei dies auch ein akzeptabler Weg. Bei komplexeren, riskanteren Produkten werde das schon schwieriger. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I absatzmarkt china Foto: © Neuberger Berman Marco Tang, Neuberger Berman: „Ein guter Ruf ist unge- mein wichtig. Man muss es auf Anhieb hinkriegen.“ Noch kaum Geld in Fonds Pro-Kopf-Investmentfondsvermögen in ausgewählten Ländern 2014 Chinas Anleger steckten bislang nur wenig Geld in Fonds. *per Ende Sept. 2014 Quelle: BVI, EFAMA, diverse Quellen 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 China* Deutschland Österreich Großbritannien USA Schweiz Australien* 56.130 Euro 41.477 Euro 41.316 Euro 15.528 Euro 9.830 Euro 9.777 Euro 365 Euro Steigende Wirtschaftskraft Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in China in jeweiligen Preisen Chinas Wirtschaftskraft hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. *Schätzung Quelle: IWF, Stand: April 2014 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 2014* 2013* 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 7.333 US-Dollar | BIP pro Kopf 6.747 US-Dollar 6.078 US-Dollar 5.434 US-Dollar 4.423 US-Dollar 3.740 US-Dollar 3.404 US-Dollar 2.645 US-Dollar 2.064 US-Dollar 1.726 US-Dollar 1.486 US-Dollar | BIP pro Kopf Viele Millionäre Länder mit den meisten Millionären im Jahr 2013 China rückte bei der Zahl der Millionärshaushalte vor Japan auf Rang zwei vor. Quelle: BCG, Stand: Juni 2014 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 Kanada Deutschland Schweiz Großbritannien Japan China USA 7.135 Millionäre 2.378 Millionäre 1.240 Millionäre 513 Millionäre 435 Millionäre 386 Millionäre 384 Millionäre

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