FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015
266 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 die so nicht mehr bestehen könnten“, erklärt Jaschinski, der zeitweilig Partner bei der In- vestmentbank Mainfirst war. „Diese Firmen wollen wir in Strukturen überführen, in denen sich künftig Renditen erwirtschaften lassen.“ Zudem sollten die Gesellschaften in einem Markt aktiv sein, der wächst. „Zumindest soll- te die Nische wachsen, so klein sie auch sein mag“, ergänzt Benninger. Jedes Unternehmen brauche ein Alleinstellungsmerkmal. Und wenn Augur keines findet, dann schafft es eins. So trimmte der Private-Equity-Investor die Versicherung Darag, der bislang einzige Wiederverkauf (Exit), auf eine für Deutsch- land neue Nische: Run-offs. Die einstige Aus- lands- und Rückversicherung der DDR über- nimmt heute inaktiven Bestand aus dem Nicht-Lebensversicherungsbereich anderer Gesellschaften und wickelt ihn ab. „Wir hat- ten am Reißbrett das Potenzial von Run-offs erkannt und in der Darag eine Versicherung gesehen, mit der man das Geschäft aufziehen kann“, berichtet Dittrich. 2014 übernahm die Private-Equity-Gesellschaft Keyhaven, die bereits vorher beteiligt war, die Darag kom- plett – zum 3,3-fachen der Kosten mit einer Rendite von 68 Prozent. „Das ist genau das, was wir suchen“, sagt Benninger. „Aber leider bekommen wir das nicht immer“, ergänzt Ja- schinski. Horrorbescheid vom Finanzamt Als Niete könnte sich Cash Life herausstel- len. Diese kauft Privatkunden ihre Lebensver- sicherungen zu einem höheren Preis als dem Rückkaufswert ab. Auch die Beleihung von Policen offeriert die 1999 in Pullach bei Mün- chen gegründete Firma. Trotz Kritik von Ver- braucherschützern an solchen Angeboten lief das Geschäft gut. Ein Steuerbescheid machte die Wachstumshoffnungen der börsennotierten Gesellschaft aber zunichte. „Das Finanzamt München hatte in einer Betriebsprüfung der Jahre 2001 bis 2005 keine Umsatzsteuer- pflicht beim Verkauf von Policen erkannt“, er- läutert Benninger. „Doch nach einer weiteren Prüfung der Jahre 2006 bis 2010 betrachtete es den gleichen Sachverhalt als steuerpflich- tig.“ Cash Life musste eine Rückstellung in Höhe von fast 240 Millionen Euro bilden – bei einem Umsatz, der 2014 nur 4,4 Millionen Euro betrug. Für die Firma, die Mitarbeiter und die Anleger sei das gewiss keine gute Nachricht, so Benninger. „Wir werden bis zur letzten Instanz gegen diese Entscheidung kla- gen.“ Die Anwälte seien zuversichtlich. Bis zu einem Urteil können Jahre vergehen. Zwar verzichtet die Finanzbehörde bis zur Klärung auf den Vollzug des Bescheids, aber das hilft nicht viel. „Bis dahin schwebt die Forderung wie ein Damoklesschwert über Cash Life“, wettert Benninger. „Keine Bank gewährt da Kredit.“ Bis zum Ende des Pro- Sebastian Dittrich, Augur Capital: „Wir hatten am Reißbrett das Potenzial von Run-offs erkannt und in der Darag eine Versicherung gesehen, mit der man das Geschäft aufziehen kann.“ Foto: © Christoph Hemmerich Cash Life • Umsatz 2014: 4,4 Mio. Euro • Verlust 2014: 237,7 Mio. Euro • Geschäftsmodell: Ankauf von Lebenspolicen Das Unternehmen kauft im Zweitmarkt Lebensversi- cherungen auf und zahlt die Kunden aus. Doch eine Steuernachforderung belastet die Bilanz. Cash Life muss Hunderte Millionen Euro zurückstellen, bis der Streit mit der Finanzverwaltung entschieden ist. Schnigge • Bilanzsumme 2014: 14,2 Mio. Euro • Verlust 2014: 0,6 Mio. Euro • Geschäftsmodell: Wertpapierhandelsbank Das Institut ist alleiniger Skontroführer an der Börse Düsseldorf und betreibt dort Kurspflege für Aktien, An- leihen und Fonds. Zudem ist die Bank als Broker tätig und eröffnet kleineren Fondsgesellschaften und mittel- ständischen Firmen den Zugang zum Kapitalmarkt. Veritas • Verw. Vermögen 2014 (gesamt): 3,8 Mrd. Euro • Gewinn 2014 (gesamt): 3,1 Mio. Euro • Geschäftsmodell: Fondsanbieter Veritas Investment legt ETF-Dachfonds auf. In einem systematischen Ansatz werden Indexfolger verschie- dener Anlageklassen kombiniert. Veritas Institutional wiederum bietet Profianlegern risikogesteuerte Invest- ments an und firmierte früher als Pall Mall Investment. 2011 ’10 2012 2013 2014 2015 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 Euro cash.life AG 2011 ’10 2012 2013 2014 2015 2,5 3 4 3,5 Euro 4,5 5 5,5 Schnigge Wertpapierhandelsbank AG 200 0 400 600 800 1.000 1.200 Veritas Investment Mittelbestand Publikumsfonds 2015 ’14 ’13 ’12 ’11 ’10 ’09 ’08 ’07 1.294 Mio. Euro 1.081 Mio. Euro 663 Mio. Euro BVI, 30. 6. Bloomberg, 31. 8. Bloomberg, 31. 8. vertrieb & praxis I augur capital
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