FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015
ebenfalls quartalsweise Dividenden zukom- men. Und nicht zuletzt will der Patriarch zwar weltweit investieren, hat aber fast zur Hälfte deutsche Aktien im Portfolio. „Telekom. Die machen das“ Mehr Schein als Sein, mehr Glitter als wahrer Glanz – so ist sie, die bunte Welt der Promis. Das gilt auch, wenn Topsportler, Showgrößen und solche, die es gern wären, Werbung für Finanzprodukte machen. Die Geschichte der großen Versprechen und der noch größeren Flops reicht weit zurück. Sie beginnt nicht erst 1996, als Ex-Tatort-Kom- missar Manfred Krug das Interesse der Na- tion am Börsengang der Telekom weckte. Kurze Rückblende: Im November 1996 wurde die T-Aktie zum ersten Mal aus- gegeben, zu einem Preis von umgerechnet 14,57 Euro. Es folgten zwei weitere Tranchen, die beide vielfach über- zeichnet waren. Nach seinem Höchstkurs von 103,50 Euro im Mai 2000 stürzte das Papier unaufhaltsam ab und erreichte im September 2002 den tiefsten Stand von 8,42 Euro. „Telekom. Die machen das“, hatte Schauspieler Krug im Brustton der Überzeugung geworben. Später entschul- digte er sich öffentlich für seinen „größten beruflichen Fehler“. Haften musste der ehemalige Fernsehanwalt nicht. Aus einem einfachen Grund: mangelnde Sach- kenntnis auf dem Gebiet der Geldanlage (siehe Kasten Seite 274). Die erste dramatische Epi- sode aus der zuweilen tragi- schen Fortsetzungsreihe „Promis werben für Finanzprodukte“ ereignet sich jedoch schon ein Vierteljahrhundert vor dem Börsengang der Telekom. Seit September 1967 ist es der ehemalige Vizekanzler und FDP-Vorsitzende Erich Mende, der in Deutschland einem be- deutenden Offshore-Finanzkonzern ein Ge- sicht verleiht: der Investors Overseas Services (IOS). 1956 von dem US-Amerikaner Ber- nard Cornfeld in NewYork gegründet, hat die IOS inzwischen drei Manager und ist als Ak- tiengesellschaft eingetragen. Das Unterneh- men hat den ersten Dachfonds der Geschichte, den „Fund of Funds“ gegründet, be- treibt den ersten Strukturvertrieb der Welt und nennt außerdem zwei Banken sein Eigen. Bis Mitte 1967 ist es hauptsächlich das Ge- schäft mit illegal in Steuerparadiese geschaff- ten Geldern, das zum enormen Wachstum der Gesellschaft beiträgt. Bei etwa 400 der ins- gesamt rund 700 Millionen US-Dollar, die auf Konten der IOS angelegt waren, soll es sich um illegale Gelder aus dem Nahen Osten und Südamerika gehandelt haben. Davon gehen Finanzexperten und Historiker heute aus. Auf- grund wiederholter Verstöße gegen Steuer- und Devisenbestimmungen werden die IOS- Niederlassungen in Kolumbien, Brasilien und weiteren Ländern geschlossen. Auch in der Schweiz und in den USA bekommt die Gesellschaft Schwierigkeiten. Um sich in anderen Ländern, so auch in Deutschland, eine Lobby aufzubauen, verpflichtet Corn- feld bereits ab 1966 verstärkt Politiker und Prominente. Hierzulande gewinnt er den FDP-Mann Erich Mende. Der erste Werbe-GAU Von nun an wirbt Mende unermüdlich mit Hunderten öffentlichen Auftritten für die IOS und trägt so dazu bei, dass etwa 200.000 deutsche Anleger ihr Geld in die Fonds der Gesellschaft investieren. Darunter viele Kleinanleger, die sich in Deutschland bis dahin von Finanzinstituten kaum beach- tet fühlten. 1969 ist die IOS auf dem Höhe- punkt ihres Erfolgs, geht an die Börse. Dann jedoch zieht sich Corn- feld zurück, der Manager Edward Cowett führt die Geschäfte. Durch Fehl- investitionen und Miss- management bringt er die IOS in eine extreme Schieflage. Erich Mende verlässt 1970 den Kon- zern, der drei Jahre später Insolvenz anmeldet. Der erste Fall, in dem ein deut- scher Prominenter mit Werbung für Fonds dazu beiträgt, dass Anleger enor- me Verluste erleiden, geht in die Geschichte ein. Absolut erfolglos Günter Netzer tritt also ein hochkarätiges Erbe an. Einige Jahrzehnte nach Erich Mende bringt auch er erfolgreich erfolglose Fondsprodukte an den Privatinvestor. Der ehemalige Fußball- star spielte ab 2003 wieder ganz vorn mit. Und zwar bei der Dit/Allianz Dresdner Asset Management (heute Allianz Global Investors). Dort machte er sich für Investments in Abso- lute-Return-Fonds stark, die in jeder Marktla- ge Rendite bringen sollten. Klappte nur nicht. Die angeblich unverwüstlichen Produkte lock- ten ab 2003 scharenweise Anleger an, die in Summe bis zu acht Milliarden Euro in die Produkte steckten. Die Fondsmanager inve- stierten die Gelder vorrangig in Rentenpapie- re, doch dabei ging ihre Strategie nicht auf. Zunächst setzten sie auf steigende Zinsen, Misslungen: Johannes B. Kerner machte sich 2006 für die Aktie von Air Berlin stark. Das Papier verlor 31 Prozent in zwei Jahren. 272 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 vertrieb&praxis I werbung für finanzprodukte Foto: © Facsimile: FONDS professionell; wikicommons: Aconcagua Erfolgreiche Werbekampagnen: Bei den VHV Versicherungen hat Til Schweiger im Frühjahr Dieter Bohlen als Testimonial abgelöst.
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=