FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

aber sie stiegen nicht. Dann gingen die Experten von dauerhaft niedrigen Zinsen aus, ab 2006 zog das Zinsniveau jedoch an. Der Absolute Return Allocation Plus machte im Lauf von drei Jahren ein Mi- nus von 1,8 Prozent. Der Absolute Return Allocation legte trotz des weltweiten Bör- senbooms nur um 1,5 Prozent zu. Die Anleger flüchteten aus den Papieren, die Fonds wurden 2008 geschlossen. Zwischen 2005 und 2009 machten auch Boris Becker, Niki Lauda und Michael Schumacher Werbung für Fonds. Die Al- ternative Capital Invest (ACI) aus Güters- loh legte in diesen Jahren sieben geschlos- sene Produkte auf, die vom Immobilien- boom in Dubai profitieren sollten. 200 Mil- lionen Euro sammelte ACI dafür bei rund 8.000 Anlegern ein. Der große Werbetrick: ACI nannte die geplanten Hochhäuser, die mit dem Geld der Investoren gebaut werden sollten, nach den drei Spitzensportlern. Doch über dem 29-stöckigen Schumacher-Turm und den anderen Wolkenkratzern leuchtete kein guter Stern. Den ersten der sieben Fonds löste ACI noch mit Gewinn für die In- vestoren auf. Für die nächsten drei zahlte der Käufer der Objekte nicht. Sie mussten Insol- venz anmelden. Die Fonds Nummer sechs und sieben investierten in Genussrechte der Gesellschaft „ACI Investment in Projects“ in Dubai. Diese gewährten den Fonds das Recht, an den Gewinnen teilzuhaben, die das Unter- nehmen im Immobiliengeschäft machen soll- te. Das ging jedoch ebenfalls schief, beide Fonds wurden schließlich liquidiert. Aktie Gelb und Air Berlin Auch die Brüder Thomas und Christoph Gottschalk mussten nie für den Schaden haf- ten, den sie mit ihrer gelungenen Werbebot- schaft für ein verunglücktes Finanzprodukt anrichteten. Es war im Jahr 2000, als die Gott- schalk-Brüder vor einem Plakat mit der Auf- schrift „Postblitz“ die „Aktie Gelb“ bewarben. In den ersten beiden Jahren nach dem Bör- sengang der Deutschen Post verlor das Papier rund 48 Prozent. TV-Moderator Johannes B. Kerner zog in den Jahren 2006 bis 2008 eben- falls den Unmut der Anlegergemeinde auf sich. Kerner hatte den Gang aufs Parkett der Billigfluglinie Air Berlin promotet. Einmal an der Börse, verlor das Papier innerhalb von zwei Jahren rund 31 Prozent. Wenn Promis mit großen Sprüchen für Finanzprodukte werben, dann geht das meis- tens schief – aber nicht immer. Denn es gibt sie auch, die Guten unter den Werbebotschaf- tern: Dirk Nowitzki gehört dazu. Seit Jahren wirbt er fern jeden Skandals für die Direkt- bank ING Diba. Immerhin: 2014 hat die deut- sche Tochter der holländischen ING-Grup- pe ihren Vorsteuergewinn im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent auf 888 Mil- lionen Euro gesteigert. Die Zahl der Kun- den stieg von 8,1 auf 8,3 Millionen. Manuel Neuer gehört ebenfalls zu den Guten. Als Testimonial für die Multi-As- set-Fonds von Allianz Global Investors (AGI) zeigte er erst kürzlich in einem Werbespot, wie er Tore verhindert. Funktioniert natürlich nur, wenn er seine Abwehrstrategie ständig der Situation anpasst. „Neuer denken“ – genau das sei auch in der Kapitalanlage der richti- ge Weg, erklärte AGI. Den Fonds- anlegern hat es nicht geschadet. Harte Typen, gute Spots Auch RTL-Sprücheklopfer Dieter Bohlen haut gern mal drauf. Im Fern- sehspot der VHV Versicherungen je- doch ließ er sich jahrelang selbst ein Brett an den Kopf schlagen. In Anzei- gen zeigte der „harte Knochen“ mit verbundenen Armen „Daumen hoch“. Stimmt zumindest für die Versicherung: An- zahl der Verträge, der Mitarbeiter, Bilanzsum- me und Eigenkapital – die VHV verzeichnete im Geschäftsjahr 2014 überall ein Plus. Inzwi- schen ist Filmstar Til Schweiger in Bohlens Fußstapfen getreten. Der TV-Spot ist schwarzweiß: Schweiger stoppt seinen schicken Wagen, Tochter Emma öffnet die Tür des Beifahrersitzes, übersieht ein Hindernis, die Tür schrammt dagegen. „Ach Emmchen“, sagt Schweiger genervt, „weißt du eigentlich, was die Karre wert ist?“ Er stößt die Fahrertür weit auf, ein Auto pas- siert von links, reißt die Tür weg. „Na ja“, sagt Emma. „Jetzt nicht mehr so viel.“ Kein bisschen weniger originell als die Sache mit Picasso – aber seriöser. ANDREA MARTENS | FP Verkaufsprospekte der Fonds dit-ABSOLUTE RETURN ALLOCATION und dit-ABSOLUTE RETURN ALLOCATION PLUS sind erhältlich bei Deutscher Investment Trust Gesellschaft für Wertpapieranlagen mbH (dit), Mainzer Landstraße 11-13, 60329 Frankfurt am Main. Fondsgesellschaft istAllianzDresdnerAssetManagementLuxembourgS.A.Derdit fungiertalsAnlageberater. Das Ziel: zur richtigen Zeit im richtigen Markt. Der Fonds: dit-ABSOLUTE RETURN Nähere Informationenunter:www.dit.de/absolute-return Komplett danebengegangen: Die Dit-Absolute-Return-Fonds, für die Günter Netzer ab 2003 warb, wurden 2008 geschlossen. 274 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 vertrieb&praxis I werbung für finanzprodukte Foto: © Facsimile: FONDS professionell HaftungfürfalscheWerbeversprechen DasUrteil Ob Prominente haften, wenn sie Werbung für Finanzpro- dukte machen, die Anlegern Verluste bringen, kommt auf ihre Sachkenntnis an. Grundsätzlich hat der Bundes- gerichtshof (BGH) in Karlsruhe in einem Urteil von 9. De- zember 2012 (Az.: III ZR 103/10) entschieden, dass „Pro- spekthaftung im engeren Sinne“ nicht nur eine Fonds- gesellschaft selbst trifft. Ebenso haften Personen, die in der Öffentlichkeit um Investoren werben, sofern sie auf- grund ihrer Kompetenz Vertrauen bei potenziellen Anlegern erwecken können. Außerdem weiteten die Karlsruher Rich- ter die Haftung auf Angaben aus, die nicht im Emissions- prospekt aufgeführt sind. DerFall In dem vorliegenden Fall hatte der ehemalige CDU-Ver- teidigungsminister Rupert Scholz für einen Fonds gewor- ben, der von der Futura Finanz vertrieben wurde. Futura Finanz war ein Strukturvertrieb, der mit der Göttinger Gruppe kooperierte. Die Finanzaufsicht schloss den Fonds Mitte 2005, die Anleger verloren viel Geld. Die Fonds- gesellschaft Deutsche Anlagen AG hatte das Produkt unter anderem mit Interviews von Rupert Scholz beworben, die sie Investoren zuschickte. Darin betonte Scholz die strenge Kontrolle der Geldanlage und äußerte sich anerkennend. Er war zu dieser Zeit bereits Professor für Staats- und Finanzrecht, daher urteilte der BGH auf Haftung. DieFolgen Nach dem Urteilsspruch erwarteten Rechtsexperten zu- nächst, die Entscheidung könnte auch den Ausgang des Prozesses gegen Manfred Krug beeinflussen. Die Richter sahen aber keine Parallele zum Fall Scholz. Dieser habe seinen Sachverstand für die Werbung eingesetzt, Krug habe sich dagegen nie fachlich geäußert. Anleger hätten auch nicht davon ausgehen können, dass der Schauspie- ler tatsächlich in der Lage gewesen sei, fundierte Emp- fehlungen für Finanzprodukte zu geben. Damit ist klar: Nur Prominente mit Fachwissen in der Geldanlage können für falsche Versprechen haftbar gemacht werden. Wer keine Sachkunde hat, haftet nicht.

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