FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

293 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 und Verlust des Kreditportfolios der Bank. Trotz der ungewohnten Vertragskonstellatio- nen bieten islamische Banken wettbewerbsfä- hige Preise. „In den Anfangsjahren des isla- mischen Bankwesens waren solche Konstruk- tionen noch neu und mit hohen vor allem rechtlichen Transaktionskosten verbunden, aber inzwischen sind sie weitgehend standar- disiert und kein besonderer Kostenfaktor mehr“, so Nienhaus. „Das gilt zwar noch nicht für Deutschland, wo das islamische Bankwesen gerade erst beginnt, aber man kann hier auf zahlreiche ausländische Model- le zurückgreifen.“ Deren Anpassung an deut- sches Recht dürfte als Anfangsinvestition ver- bucht werden, ebenso wie der Aufbau eines angepassten Rechnungswesens und IT-Sys- tems, und sollte im laufenden Betrieb die ein- zelne Transaktion nicht verteuern. „Eine ganz andere Frage ist allerdings, welche vertrags- bedingten Risiken oder indirekten Kosten auf einen Bankkunden zukommen können, wenn er beispielsweise in Zahlungsverzug gerät oder Schäden an dem von der GbR erworbe- nen Haus auftreten“, so Nienhaus. Gewinn muss sein Ungeachtet des gemeinschaftlichen Gedan- kens ist die neu gegründete Bank kein Wohl- fahrtsinstitut – auch sie möchte Gewinne er- zielen: „Wir haben ein unverkrampftes Ver- hältnis zum Profit“, so Ozan. Der Vorstand muss sich an Zahlen messen lassen, die Bank möchte Ende dieses Jahres bereits über 10.000 Konten eröffnet und die Assets auf rund 150 Millionen Euro gesteigert haben. „Auch die sogenannten Beteiligungsbanken werden nach ähnlichen Prinzipien gesteuert wie die westlichen Kreditinstitute. Die Ren- diten müssen stimmen, Benchmark ist immer das gegenwärtige Zinsniveau“, erklärt Philipp Wackerbeck von der Strategieberatung Stra- tegy&. Er berät arabische Länder bei der Gründung von islamischen Banken. Dort er- lebte das Islamic Banking seinen Boom erst in den 1990er-Jahren. Bis dahin dominierte das westlich geprägte Banksystem, das die Kolonialherren exportiert hatten. Aktuell engagieren sich vor allem die rei- chen Golfstaaten im zinslosen Bankgeschäft. Nachdem man in den Heimatländern islami- sche Banken gegründet hatten, expandierte man im nächsten Schritt in naheliegende Märkte wie Malaysia oder Tunesien. Der Schwerpunkt liegt dort jedoch eher auf dem institutionellen Geschäft und dem Private Banking. In Europa ist man – neben der Tür- kei, in der das Islamic Banking seit einigen Jahren boomt – auch in Großbritannien prä- sent. Dort gehört die Islamic Bank in Britain zur Qatar International Islamic Bank. Auch das türkische Mutterhaus der KT Bank, die Kuveyt Türk Bank, ist eine Tochter des Ku- wait Finance House. Mittlerweile werden weltweit rund 1.700 bis 2.000 Milliarden US- Dollar schariakonform verwaltet, dies ent- spricht rund 1,5 Prozent des gesamten globa- len Anlagevermögens der Banken. In den ara- bischen Ländern wächst der Markt um rund 20 Prozent im Jahr. Zielgruppe Muslime „Wir erwarten, dass ein wesentlicher Teil unserer Kunden türkischer Herkunft und muslimischer Religionszugehörigkeit sein wird“, so Ozan. Bei rund vier bis fünf Millio- nen Muslimen, die in Deutschland leben, ist ein großes Potenzial für Islamic Banking vor- handen. Wobei nicht jeder Muslime automa- tisch ein Konto eröffnet – dies trifft wohl nur auf sehr konservative Gläubige zu. „Bei den meisten türkischstämmigen Menschen besteht Interesse an einer schariakonformen Anlage, aber nur die wenigsten sind bereit, dafür auf Rendite zu verzichten“, so Strategieberater Wackerbeck. Die Macher der KT Bank möch- ten jedoch auch andere Kundengruppen er- schließen. „Wir sprechen mit unseremAnge- bot alle Menschen, gleich welcher Herkunft oder Religion, an. Wir möchten Hausbank für alle Kunden sein, die ethisch sinnvoll inves- tieren wollen“, erklärt Ozan. Doch die Konkurrenz auf diesem Feld ist mit der Ethik-, Umwelt-, Triodos- oder GLS Bank groß und der KT Bank einen Schritt voraus. „Die im Westen bereits hoch ent- wickelte ethische Finanzwirtschaft wendet weitaus ausgefeiltere und transparentere Me- thoden an als die gegenwärtigen Praktiken im islamischen Finanzwesen. So gibt es neben reinen Negativlisten auch positive Auswahl- kataloge“, so Finanzprofessor Nienhaus. „Der Abstand des Islamic Banking zu den westli- Philipp Wackerbeck: Großes Interesse an schariakon- former Anlage, der Renditeverzicht fällt aber schwer. Volker Nienhaus: „Der Abstand des Islamic Banking zu den westlichen Standards ist noch sehr deutlich.“ Ausgewählte schariakonforme Fonds und ETFs Name ISIN Auflage Volumen Perform. 3 Jahre p.a. Fonds Comgest Growth Europe Shariah IE00B4ZJ4634 Dez. 2010 8,2 Mio. Euro 14,4 % CIMB Islamic Asean Equity Fund IE00B56MXK54 April 2012 3,8 Mio. Euro 1,0 % ETFs iShares MSCI Islamic USA DE000A0NA0N1 Dez. 2007 32,6 Mio. Euro 12,8 % DJ Islamic Market Titan 100 Theam FR0010378570 Jan. 2007 30,6 Mio. Euro 13,5 % iShares MSCI Emerging Markets Islamic IE00B27YCP72 Dez. 2007 24,2 Mio. Euro -4,6 % DB X-Trackers DJ Islamic Titans 100 LU0328475529 Juli 2008 20,2 Mio. Euro 13,2 % Sortiert nach Volumen innerhalb der Kategorie Stand: 3. 9. 2015; Quelle: Morningstar

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