FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

294 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 chen Standards ist noch sehr deutlich.“ Bis auf Weiteres sei es daher wohl eher die islamische Finanzwirtschaft, die vom Westen die Tech- niken und Verfahren der ethischen Finanzwirt- schaft lernen könne als umgekehrt. „Es gibt sicherlich bei ethisch motivierten Anlegern auch ein nichtmuslimisches Kundenpotenzial, aber es bedarf noch einiger Anstrengungen, es zu erschließen“, erklärt Nienhaus. Auf der Anlageseite scheint dies bislang noch nicht gelungen zu sein. In Deutschland gibt es lediglich eine Handvoll Fonds und ETFs, die schariakonform investieren (siehe Tabelle Seite 293). Versuche von Fondshäu- sern, mit islamischen Fonds hierzulande Geld einzusammeln, scheiterten mehrmals. So schloss Allianz Global Investors 2012 zwei schariakonforme Fonds mangels Nachfrage. Auch der Islamic Fund von Meridio wurde Ende 2011 mangels Masse eingestellt. Die KT Bank ist nicht das einzige Institut, das hierzulande Leistungen für die türkisch- stämmige Bevölkerung anbietet. So berät die Deutsche Bank seit 2006 in fast 50 Filialen auch in türkischer Sprache. Bei Bankamiz („unsere Bank“) arbeiten Mitarbeiter, die einen ähnlichen familiären Hintergrund besit- zen wie ihre Kunden. Fußballbegeisterte er- halten dort auch eine EC-Karte mit demAuf- druck der türkischen Nationalmannschaft. Zahlreiche türkische Banken sind ebenfalls mit Filialen und Niederlassungen in Deutsch- land vertreten, beispielsweise die Isbank, die Pamukbank oder die Ziraat Bank. Trotz der Konkurrenz möchte die KT Bank expandieren. „Wir planen unser Filialnetz in deutschen Großstädten auf acht bis zehn Standorte auszubauen. Noch 2015 möchten wir zusätzlich in Köln, im Großraum Düssel- dorf/Essen sowie in München eröffnen“, so Ozan. Außerdem beabsichtigt die Bank, in den nächsten Jahren über hundert Minige- schäftsstellen mit ein bis zwei Mitarbeitern zu errichten. Gegenwärtig beschäftigt das Institut rund 75 Angestellte, die Mitarbeiterstruktur ist international. Türkischkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich, bei Bewerbern aber gern gesehen. MARCUS HIPPLER | FP bank & fonds I scharia-banking Foto: © KT Bank Kemal Ozan, KT Bank „ Unverkrampftes Verhältnis zum Profit“ Kemal Ozan, Vorstandsvorsitzender der neu gegründeten KT Bank, über den Namen seines Instituts, die Unterschiede des Islamic Banking zum angelsächsischen Modell und die „Beteiligungskonten“ seiner Bank. S eit 2004 ist die Kuveyt Türk Bank mit einer Repräsentanz in Deutschland ver- treten. In diesem Frühjahr erhielt die Tochter KT Bank eine Lizenz der BaFin, sie ist damit ein Einlagenkreditinstitut nach deut- schem Recht und Mitglied der Entschädi- gungseinrichtung deutscher Banken (EdB). Aus den Kuveyt-Türk-Repräsentanzen wurde jetzt die KT Bank. Warum kam es zu dieser Namensänderung? Kemal Ozan: Der Name unserer Mutterge- sellschaft Kuveyt Türk bekräftigt unsere kuwaitisch-türkischen Wurzeln. Wir haben uns im Zuge dessen für das Kürzel KT Bank entschieden. Hierdurch signalisieren wir zum einen, dass wir zu einer im Islamic Banking führenden Unternehmensgruppe gehören. Und zum anderen sind wir eine deutsche Bank, die für alle Menschen offen ist, egal welcher Nationalität, Religion oder Welt- anschauung. Welche Unterschiede sehen Sie zwischen dem Islamic Banking und dem angel- sächsischen Ansatz? Nach den Prinzipien des Islamic Banking ist der verzinsliche Geldverleih untersagt, der Handel mit Gütern dagegen erlaubt – abge- sehen von den Bereichen Tabak, Alkohol, Schweinefleisch, Pornografie, Prostitution, Glücksspiel und Rüstung. Als eine Bank, die nach den Prinzipien des Islamic Banking ope- riert, haben wir ein unverkrampftes Verhältnis zum Profit. Den verzinslichen Geldverleih hingegen lehnen wir strengstens ab. Können Sie uns Ihr Produkt „Beteili- gungskonto“ in drei Sätzen erklären? Mit dem Beteiligungskonto können unsere Kunden am Erfolg unseres Kreditportfolios partizipieren. Hierbei versprechen wir keine festen Zinsen für die Einlagen, sondern ver- einbaren bei Vertragsschluss eine feste Parti- zipationsrate – beispielsweise 85 Prozent für den Kunden und 15 Prozent für uns als Bank. Anhand dieser Rate teilen wir den zum Ende der vereinbarten Laufzeit erwirtschafteten Gewinn mit unserem Kunden auf. In welchen Bereichen arbeiten Sie mit Ihrem Mutterkonzern, dem Kuwait Finance House, zusammen? Wir konzentrieren uns momentan auf unseren Markteintritt in Deutschland. Im Bereich Tür- kei-Überweisungen kooperieren wir derzeit mit unserer türkischen Mutter, mit unserem Mutterkonzern in Kuwait haben wir derzeit noch keine operative Kooperation. Wann rechnen Sie mit dem Erreichen der Gewinnzone? Wir starten mit in Deutschland einzigartigen Produkten und hoffen, dass unsere Kunden diese Angebote annehmen werden. Am Ende sind es die Kunden, die über unseren Erfolg maßgeblich mitentscheiden werden. Kemal Ozan, KT Bank: „Nach den Prinzipien des Islamic Banking ist der verzinsliche Geldverleih untersagt.“

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