FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

unsere Fonds auf Ertrag in Zeiten stei- gender Zinsen positioniert sind. Wir be- trachten das als ein geradezu einzig- artiges Value-Angebot, denn die über- wiegende Zahl der Angebote im Fixed- Income-Bereich ist doch positiv korre- liert mit den Zinsmärkten. Allerdings waren es ja keineswegs nur weiter gesunkene Zinsen, die in den vergangenen Monaten dafür gesorgt haben, dass Ihre Fonds am untere Ende der Performancerang- liste gestanden sind. Natürlich, ein weiterer Grund war der geradezu unglaubliche Stress, wie wir ihn in der jüngsten Zeit in Märkten wie Mexiko und einigen anderen Emerging Markets erlebt haben. In Mexiko, ne- benbei bemerkt unsere größte Position in den Schwellenländern, gefolgt von Indonesien, hat der Peso gerade das schwächste Niveau in der Geschichte dieser Währung hinter sich, schlimmer als in der Tequila-Krise Mitte der 90er- Jahre, als das Land aufgrund von Liqui- ditätsknappheit und einem Übervertrauen in ausländische Kredite, begleitet von politischen Tumulten, durch ein absolutes Chaos gegan- gen ist. Heute bietet sich zwar ein nahezu ver- gleichbares Kursbild beim Peso, aber doch in einer Zeit mit politischer Stabilität, enormen Puffern sowie einer Leistungsbilanz, die bes- ser denn je dasteht. Die Makro- und Polit- Konditionen im Land sind heute um Lichtjah- re besser als während der Tequila-Krise, als die Währung auf einem ähnlichen Niveau stand wie heute. Dann veranlasst Sie die aktuelle Situation nicht zu größeren Veränderungen in Ihren Portfolios? Keineswegs, denn man sollte nicht vergessen, dass die lokalen Währungsmärkte der Emer- ging Markets jene sind, die negative Effekte von steigenden Zinsen in den entwickelten Ländern schon heute eingepreist haben. Es mag sein, dass die Situation beim malaysi- schen Ringgit, der indonesischen Rupie oder dem koreanischen Won vielleicht noch nicht so vielversprechend aussieht wie in Mexiko. Aber für uns sieht das alles nach einer enorm günstigen Gelegenheit aus. Das war zu Be- ginn dieses Jahres noch nicht der Fall. Damals haben wir danach Ausschau gehalten, wie wir in einer negativen Bondmarktumgebung einen positiven einstelligen Return erreichen könn- ten. Heute, und zwar eben wegen der Ent- wicklungen in einigen Schwellenländern, se- hen wir durchaus die Möglichkeit, diese po- tenziellen Gewinne eventuell sogar noch aus- weiten zu können, eben aufgrund des Stresses, dem diese Länder ausgesetzt sind. Wenn Indonesien, Malaysia oder Korea wirklich so vermeintlich verwundbar wären aufgrund hö- herer US-Zinsen, dann müssten wir sicher reagieren. Aber heute ist die Verwundbarkeit aufgrund von fehlenden ausländischen Mittel- zuflüssen bei Weitem nicht vergleichbar mit der vom Jahresanfang. Was ist denn derzeit Ihre größte Sorge als Fondsmanager? Auf kurze Sicht ist es sicher die Irrationalität der Märkte, von der die größte Unsicherheit für einen Fondsmanager ausgeht. Blasen an den Kapitalmärkten können durchaus länger bestehen bleiben, als man denkt, das zeigt die Situation an den Märkten für US-Treasuries aktuell mehr als deutlich. Gleichzeitig verbun- den ist damit eine große Unbekannte, denn wir haben eine so lange Phase sinkender und nun schon seit Jahren niedriger Zinsen erlebt, dass niemand sagen kann, was nach dem Platzen einer solchen Blase auf uns zukom- men wird, wenn die Zinsen einmal wieder steigen werden. Natürlich ist jedem klar, dass Bonds bei einem Anstieg der Zinsen Kursverluste erleiden kön- nen. Aber die eventuell da- mit verbundenen Do- minoeffekte sind den meisten Marktteilnehmern unbekannt. Wie beantworten Sie in Bezug auf die von Ihnen gemanagten Fonds die Frage nach dieser Unbekann- ten? Wir haben sehr viel Zeit damit verbracht zu ergründen, welche Verzweigungen eine solche Entwicklung annehmen kann im Hinblick auf mögliche Mittelflüsse insgesamt und an den Rentenmärkten im Speziellen. Und ich glau- be, dass wir eine recht gute Vorstellung von diesen Auswirkungen haben, auch wenn wir sie natürlich nicht mit Sicherheit kennen. Das Ergebnis unserer Analysen ist der Grund da- für, dass wir zu Beginn dieses Jahres unsere Absicherungen ausgebaut haben, indem wir in unseren Portfolios die kurzen Laufzeiten bei US-Treasuries erhöht haben und gleich- zeitig Positionen aufgebaut haben, die heißen: long im US-Dollar, aber short in Yen und Euro. Das ist unsere Art, eine Versicherung gegen diese Unbekannte aufzubauen. Unab- hängig davon treibt uns natürlich die Sorge um, dass die konventionelle Portfoliotheorie in den vergangenen 30 Jahren stets davon aus- gegangen ist, dass Anleihen und Aktien nega- tiv miteinander korreliert sind. Viele Port- foliomanager setzen noch heute darauf, dass man nur Bonds kaufen müsse, um sich gegen Kursverluste bei Aktien abzusichern. Deshalb ist meine Sorge, dass viele Investmentlösun- gen von heute auf einem Modell basieren, das sehr leicht in dem Moment zusammenbrechen könnte, da wir es mit höheren Zinsen zu tun bekommen, wenn es zur gleichen Zeit an den Aktienmärkten nach unten geht. Eben weil 60 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 markt & strategie i fondsmanager im kreuzverhör KREUZ VERHÖR » Wenn Investoren auf sinken- de Zinsen setzen möchten, sollten sie nicht in unsere Fonds investieren, weil diese auf Ertrag in Zeiten steigender Zinsen positioniert sind. « Michael Hasenstab, Franklin Templeton Michael Hasenstab: „Die mit einem Anstieg der Zinsen eventuell verbunde- nen Dominoeffekte sind den meisten Marktteilnehmern unbekannt.“

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=