FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

eD I TOR I A L www.fondsprofessionell.de | 3/2015 9 Die Achillesferse der Geldanlage-Fintechs Als die ersten Fintechs ihre Apps lancierten, war ihr Ziel meist, das klassische Bank- geschäft radikal zu verein- fachen. Da wird Geld per Smartphone überwiesen oder ein Kleinkredit über Social-Media-Plattformen vermittelt. Mittlerweile ist aber auch die Investment- branche ins Visier der Start- ups geraten. McKinsey zu- folge gibt es inzwischen weltweit rund 12.000 Fin- techs, und jedes fünfte davon arbeitet an Innovatio- nen rund um das Asset und Wealth Management. Auch in Deutschland fallen immer häufiger Namen wie Vaamo, Ginmon oder Scalable. Ihr Geschäftsmodell: die Reduktion von Komplexität. Geldanlage wird scheinbar zum Kinderspiel, wenige Klicks reichen, um ein Portfolio zusammenzustellen, das zum Risikoprofil des Kunden passt – auch wenn dahinter meist ausgefeilte Algorithmen stecken. Die Macher hinter den so einfach zu bedienenden Apps kommen häufig aus Investmentbanken oder Unter- nehmensberatungen, sie hantieren ganz selbst- verständlich mit Value-at-Risk-Modellen oder Monte- Carlo-Simulationen. Von dieser intuitiven Bedien- barkeit und verständlichen Kundenansprache können Finanzberater, Banken und Fondsanbieter sicherlich einiges lernen. Doch sie sollten die Komplexität, die das Thema Geldanlage nun mal mit sich bringt, nicht zu weit reduzieren – so wie es einige Fintechs tun. Bei einem dieser Start-ups zum Beispiel konstruiert der Com- puter ETF-Portfolios, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent eine gewisse Verlustschwelle nicht überschreiten. Das ist finanzwissenschaftlich fundiert und klingt auch für Endkunden überzeugend. Doch leider wird dem Anleger nur unzureichend erläutert, was in den restlichen fünf Prozent der Fälle mit seinem Geld passiert. Dass der Verlust dann deutlich höher ausfallen kann, ist jedem Finanzprofi klar, dem gemeinen Sparer aber nicht. Genau für diesen Fall braucht es einen Finanzberater, der seine Kunden überzeugt, der einmal gewählten Strategie treu zu bleiben – und nicht gleich bei der ersten Kurskorrektur das Weite zu suchen. Genau diesen Ansprechpartner des Vertrauens können die Fintechs nicht bieten. Sie lotsen ihre Kunden in güns- tige und sauber diversifizierte Portfolios – und lassen sie dann, wenn es heikel wird, allein. Bernd Mikosch Chefredakteur

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